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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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geben. Du willst anscheinend, daß ich dich töte. Sieh mich an, Mensch! Sieh mich an!«
    Er tat es.
    »Es fällt mir schwer, mich an den Anblick deines Gesichts zu gewöhnen«, sagte Ylith. »Aber du kannst denken, das habe ich erkannt. Woher stammen die Menschen? Weißt du das?«
    Es war eine religiös gefährliche Frage. »Wir sind«, sagte er nach einigem Überlegen, »Kinder eines Nachbarplaneten der Erde.«
    »Aber nicht lichtgeboren«, sagte Ylith, »also unheilig und gesetzlos. Sage mir eins, Mensch: Strahlt das Licht Phans auch auf euer Land?«
    »Nein, einer der Brüder Phans scheint in unserer Welt.«
    Sie hob die Brauen. »Wie? Eine zweite Sonne?« Plötzlich sah er die Falle, in die er geraten war, als ihm einfiel, daß die Indras der Strahlenden Stadt nicht so tolerant und kosmopolitisch dachten wie die des von einem Menschen beherrschten Nephane.
    »Phan«, sagte sie, »hat keine Brüder.«
    Er unterließ es, ihr zu widersprechen. Sie war nicht wütend. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, wirkte eher verstört, bedrückt. Die Methi von Indresul war alles andere als naiv. Sie schien über das Problem ernsthaft nachzudenken und keine Antwort zu finden, die sie akzeptieren konnte. »Es scheint«, sagte sie, »daß du Häresien anhängst, die für Nephane typisch sind. Die Sufaki glauben an solche Irrlehren.«
    »Die
yhia
ist jenseits jeden Verstehens«, wagte er einen gefährlichen Vorstoß, »ist es nicht so, Methi? Und wenn ein Sterblicher versucht, sie zu verstehen, versucht er es innerhalb der Begrenzungen, die einem Sterblichen gesetzt sind, und findet
seine
Wahrheit in einfachen Begriffen und unter dem Deckmantel ihm bekannter Worte, die seine Aufnahmefähigkeit jedoch nicht über das gewohnte Maß hinweg ausweiten. Wir alle – alle Sterblichen – denken in Modellen der Realität, werden Opfer der Simplifizierung.«
    Es war eine These, die Nym ihm einmal bei einer Tasse Tee gegeben hatte in der ruhigen, friedlichen Atmosphäre des
rhmei
von Elas, als sich ihr Gespräch ernsthaften Dingen zugewandt hatte, der Religion, der Humanität. Sie hatten diskutiert, waren verschiedener Meinung gewesen, aber sie hatten gelächelt und sich an die Regeln der Logik gehalten. Die Nemet mochten intelligente Diskussionen. An jedem Nachmittag zur Teestunde wurde eine Frage zur Diskussion gestellt, wenn es keine dringenden geschäftlichen Angelegenheiten zu besprechen gab, und sie hatten das Problem erschöpfend behandelt.
    »Du interessierst mich«, sagte Ylith. »Ich glaube, ich werde dich den Priestern übergeben, damit sie dieses Wunder mit eigenen Augen sehen können: einen Menschen, der denken kann.«
    »Wir sind eine denkende Rasse«, sagte Kurt.
    »Bist du von derselben Art wie Djan-Methi?«
    »Von derselben Art, aber nicht von derselben Denkweise.«
    »So?«
    »Wir haben große Meinungsverschiedenheiten gehabt.«
    Ylith blickte ihn interessiert an. »Sag mir, ist es wahr, daß ihr Haar wie Metall glänzt?«
    Er nickte.
    »Du warst ihr Liebhaber.«
    Er spürte, daß ihm das Blut ins Gesicht stieg. »Du bist sehr gut informiert«, sagte er aggressiv. »Wo versteckst du deine Spione?«
    »Hat dich die Frage schockiert?« fragte sie mit einem amüsierten Lächeln. »Besitzen Menschen auch eine Art Schamgefühl?«
    »Und auch andere Gefühle, wie sie die Nemet haben«, erwiderte er scharf. »Ich habe dein Volk
geliebt
. Ist das der Kern deiner Philosophie? Haßt du mich, weil ich dein Weltbild störe, weil du mich nicht darin einordnen kannst?«
    Solche Worte hätte er früher niemals außerhalb von Elas gebraucht. Die Nemet waren zu xenophobisch dazu. Nur mit Kta hätte er über so eine Frage sprechen können. Er fühlte sich müde und erschöpft. Es war spät in der Nacht. Er fühlte Tränen in seine Augen steigen und schämte sich dieser Schwäche.
    Ylith legte den Kopf auf die Seite und runzelte die breite Stirn. »Du bist wirklich ganz anders als alles, was ich über Menschen gehört habe«, sagte sie nach einer Weile. Sie glitt vom Fenstersims und ging zur Tür, hinter der ein alter Mann auf sie wartete, ein alter Mann, dessen weißes Haar bis auf seine Schultern reichte und dessen
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und
pel
aus weißem, goldbesticktem Stoff waren.
    Der alte Mann verneigte sich tief vor der Methi, kniete jedoch nicht nieder. Daraus schloß Kurt, daß Ylith ihn erwartet hatte.
    »Priester«, sagte sie und deutete auf Kurt. »Blicke dieses Geschöpf an und sage mir, was du siehst.«
    Der Priester richtete sich auf und

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