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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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wir in all unseren Gebeten anrufen. Ich bin froh, daß ich es sehen darf, aber ich glaube nicht, daß wir seinen Anblick lange genießen können, mein Freund.«
    Kurt antwortete nicht. Worte würden ihre Lage auch nicht verbessern. Während der drei Tage, die sie in Ketten unter Deck gelegen hatten, war genügend Zeit zu langen Gesprächen mit Kta gewesen, zu Gesprächen, wie sie sie früher in Elas geführt hatten, lange Dialoge, teils ernsthaft, teils belanglos, und ein paarmal hatten sie sogar gelacht. Aber das Lachen hatte einen bitteren Beigeschmack gehabt.
    Ein Thema jedoch hatte Kta peinlich vermieden: was mit Kurt geschehen würde. Er selbst würde wohl dem Haus Elasin-Indresul übergeben werden. Kta ahnte wohl Kurts Schicksal, wollte jedoch nicht darüber reden.
    Das Echo der zufallenden Tür rollte durch das Gewölbe der dreieckigen Halle, und durch den Rauch von Lampen und Weihrauch sahen sie das Feuer der
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der Festung Indume. Kurt blieb unwillkürlich stehen, verwirrt von dem Licht des Feuers und den vielen Gesichtern.
    Aus einer Tür, die hinter dem Rauch und dem Feuer unsichtbar blieb, trat eine Frau, eine Gestalt in Brokat, flankiert von zwei bewaffneten Männern.
    Die Wachen, die Kta und Kurt in die Festung gebracht hatten, stießen sie mit ihren Speerschäften vor. Die Frau stand reglos. Sie war groß und schlank, ihr blauschwarzes Haar wurde von einem helmartigen Kopfschmuck aus Goldketten gekrönt. Sie war Nemet und von einer atemberaubenden Schönheit: Ylith t'E-rinas ev Tehal, Methi von Indresul.
    Ihr Blick richtete sich auf die beiden Männer, und Kta fiel vor ihr auf die Knie. Die Methi zuckte nicht mit der Wimper. Dies war die Ehrfurcht, die man ihr schuldig war. Kurt ließ sich jetzt ebenfalls auf die Knie fallen und blickte auf die polierten Platten des Bodens.
    »Nemet«, sagte die Methi, »sieh mich an.«
    Kta hob den Kopf, stand aber nicht auf.
    »Dein Name«, sagte sie. »Ihre Stimme war klar und klangvoll.
    »Methi, ich bin Kta t'Elas u Nym.«
    »Elas. Elas von Nephane. Wie geht es deinem Haus, t'Elas?«
    »Vielleicht hat die Methi davon erfahren. Ich bin der letzte.«
    »Was? Elas ist gefallen?«
    »So haben es der Himmel und die Methi von Nephane gewollt.«
    »Ich verstehe. Und wie kommt es, daß ein Mann von Indras-Geblüt sich in Gesellschaft eines Menschen befindet?«
    »Er gehört zu meinem Haus, Methi, und er ist mein Freund.«
    »Du bist ein Ärgernis, t'Elas, ein Affront für meine Augen und für das klare Licht des Himmels. Laßt t'Elas von dem Haus aburteilen, das er entehrt hat, und unterrichtet mich von seinem Spruch.«
    Sie klatschte in die Hände. Die Wachen rissen Kta auf die Beine. Kurt wollte ebenfalls aufstehen, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als sich eine Speerspitze in seine Seite bohrte. Kta blickte ihn an mit dem Gesicht eines Mannes, der weiß, daß sein Schicksal besiegelt ist, dann wurde er von den Wachen fortgeführt.
    Kurt warf Ylith einen raschen Blick zu, und eine kalte Wut stieg in ihm auf. Der Schlag eines Speerschafts in sein Genick warf ihn halb betäubt zu Boden, und er erwartete, im nächsten Moment von der Speerspitze durchbohrt zu werden. Aber der Stoß erfolgte nicht.
    »Mensch.« Es lag nicht die geringste Sympathie in diesem Wort. »Setz dich aufrecht.«
    Kurt stemmte sich hoch. Einem der Wachen ging es nicht schnell genug, er packte ihn beim Arm und riß ihn auf die Knie.
    »Hast du einen Namen, Mensch?«
    »Mein Name«, sagte er bewußt arrogant, »ist Kurt Liam t'Morgan u Patrick Edward.«
    Ylith musterte ihn von Kopf bis Fuß und sah ihm schließlich ins Gesicht. »Morgan«, sagte sie. »Das ist sicher der Name deines Hauses.«
    Er antwortete nicht.
    »Ich habe noch nie einen lebenden Menschen gesehen«, sagte Ylith. »Dieser sieht intelligenter aus als die Tamurlin, nicht wahr, Lhe?«
    »Ich glaube nicht, daß er ein Tamurlin ist, Methi«, sagte der schlanke Mann, der links von ihr stand.
    »Aber er ist von ihrem Blut.« Sie runzelte die Stirn. »Es ist eine Schändung der Natur. Man könnte ihn fast für einen Nemet halten, wenn er nicht diese ekelhafte blasse Hautfarbe hätte. Er soll aufstehen. Ich möchte ihn mir genauer ansehen.«
    Die Wachen packten Kurt bei beiden Armen und rissen ihn auf die Füße. Er kochte vor Wut und Scham, aber wenn es etwas gab, das das Schicksal von ganz Nephane, Freund oder Feind, besiegeln würde, so war es ein Angriff eines Freundes von Elas auf diese Frau. Er wandte den Kopf zur Seite, bis

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