Hanan 2 - Weltenjäger
Aber meine Geduld hat Grenzen. Kannst du aus deiner Erfahrung heraus eine Lösung vorschlagen?«
»Fordern Sie Tejef auf, sich zu ergeben.«
Chimele lachte überrascht auf. »Vielleicht tue ich das sogar. Er wäre außer sich. Aber wir haben keine Zeit für Witze, M'metane. Ich brauche etwas, was sich durchführen läßt. Schnell.«
»Lassen Sie mich weiter mit Daniel arbeiten. Sie wollten ihn in Tejefs Reichweite haben. Da ist er nun, und was immer passieren kann, Tejef hat mit dem Idoikkhe keine Macht über ihn.«
»Ihr M'metanei seid ein zerbrechliches Volk. Ich weiß, daß du für deinen Asuthe Giyre hast, aber zu wessen Vorteil ist das? Sicher nicht zu seinem.«
»Geben Sie mir etwas, womit ich verhandeln kann. Daniel wird kämpfen, wenn er etwas hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Lassen Sie mich ihm sagen, daß Sie die Amaut von Priamos vertreiben und es seinem Volk zurückgeben werden. Das ist es, was er von Ihnen möchte.«
Chimele lehnte sich noch einmal zurück und zischte leise. »Bin ich in einer so ungünstigen Position, daß ich mit diesem unverschämten Geschöpf verhandeln muß?«
»Er ist ein Mensch. Behandeln Sie ihn so, wie er es versteht. Ist das nicht vernünftig? Giyre bedeutet ihm nichts; Arastiethe versteht er nicht. Nur eine Sache bedeutet ihm etwas: überzeugen Sie ihn, daß Ihnen etwas daran liegt, was...« Eine suchende Berührung traf auf sein Bewußtsein, und sein Magen drehte sich bei der Vorahnung des Schmerzes um. Er versuchte, sich dagegen abzuschirmen, aber sein Mitgefühl machte ihn verwundbar.
»Daniel ist bei Bewußtsein«. Isande sprach, denn er hatte im Augenblick das Ausmaß der Schmerzen noch nicht erfaßt, und sein Bewußtsein beschäftigte sich damit. »Er hört die Amaut sprechen. Das Kind Arle ist neben ihm. Er macht sich Sorgen um sie.«
»Kümmere dich nicht um seine Sorgen um sie. Sag ihm, du willst einen Bericht.«
Aiela versuchte es. Tränen quollen ihm aus den Augen, Ausdruck eines Übermaßes an Elend und Müdigkeit. Die Wundschmerzen verwirrten seine Sinne. Daniel war halb bei Bewußtsein, sendete Unsinn, Geschwätz, vermischt mit undeutlichen Eindrücken von seiner Umgebung. Er war wieder auf dem Amaut-Frachter. Um ihn herum war Draht.
›Aiela, Aiela, Aiela!‹
war das einzig Bewußte, ein Betteln um Hilfe.
›Ich bin hier‹
, sendete er wütend.
›Chimele auch. Berichte!‹
»›Ich‹«
, hörte Aiela und sagte es laut für Chimele, »›ich fürchte, ich bin – in Tejefs Verteidigung – etwas anders eingedrungen, als sie geplant hatte. Wir gehen herunter, glaube ich. Bleib bei mir – bitte, bleib bei mir, wenn du es aushalten kannst. Ich werde dir mitteilen, was ich – was ich erfahren kann.‹«
»Und er wird Tejef sagen, was Tejef wissen will und ihm alles versprechen. Ein Geschöpf, das soviel Wert auf sein eigenes Leben legt, ist gefährlich.« Chimele spielte mit ihren Fingern und starrte sie an, als hätte sie die Kamethi vergessen oder das Problem zugunsten eines anderen fallengelassen. Dann blickte sie auf. »Vaikka. Tejef hat einen kleinen Sieg errungen. Ich habe eure Argumente berücksichtigt. Wenn ich jetzt eingreife, muß ich seine Verteidigung mit den schweren Waffen der
Ashanome
durchstoßen – das wäre ein schneller Tod für Tejef, der Ruin für Priamos und ein Schaden für meine Ehre. Das ist schmerzlich für mich.«
»Daniel hat immer noch Reserven«, beharrte Aiela. »Ich kann ihn beraten.«
»Jetzt bist du unvernünftig. Du bist übermüdet: Deine Glieder zittern, deine Stimme klingt nicht normal. Ich mißtraue deinem Urteilsvermögen im Moment sehr. Ich habe wirklich einen Fehler begangen, als ich auf dich gehört habe.« Chimele packte den nun überflüssig gewordenen Lagebericht zusammen und legte ihn beiseite, drückte dann einen Knopf auf der Schreibtischkonsole und runzelte die Stirn. »Ashakh: Komm sofort ins Paredre! Rakhi: Nimm Verbindung mit Ghiavre im Labor auf und sage ihm, er soll sich darauf vorbereiten, zwei Kamethi für eine erzwungene Ruhepause aufzunehmen.«
Rakhi bestätigte zu Aielas tiefer Bestürzung sofort. Er stützte sich auf den Schreibtisch, um sich aufrecht zu halten. »Nein«, sagte er, »nein, ich werde das nicht akzeptieren.«
Chimele preßte die Lippen zusammen. »Wenn du vernünftig wärst, würdest du einsehen, daß du in mehrerer Beziehung deine Grenzen überschreitest. Da du es nicht bist...«
»Schicken Sie mich nach Priamos hinunter, wenn Sie Angst haben, daß ich
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