Hanan 2 - Weltenjäger
gestehen Sie einen Augenblick lang zu, daß es so ist. Es war ein so tiefes Vertrauen, daß es ihm gar nicht bewußt war: Da er Wesen von Arastiethe diente, würden sie es wichtiger finden, sein Leben und das des Kindes zu retten als das von Tejef zu vernichten.«
»Er ist wahnsinnig«, sagte Chimele.
›Vorsichtig‹
, flüsterte Isande in seinem Bewußtsein.
›Langsam, sei vorsichtig.‹
»Sie haben mir einen menschlichen Asuthe gegeben«, fuhr Aiela hartnäckig fort, »und mir aufgetragen, ich solle sein Wesen ergründen. Ich bin ein Kallia. Ich glaube, daß Kastien wichtiger ist als das Leben – aber Daniel diente Ihnen bis an die Grenze des für ihn moralisch Erträglichen.«
»Dann ist er nicht mehr von Nutzen«, sagte Chimele. »Ich werde selbst Schritte unternehmen müssen.«
Sein Herz machte einen Satz. »Sie werden ihn töten.«
Chimele lehnte sich zurück und zog die Brauen hoch bei diesem Protest von einem Kameth, aber ihre Hand hielt vor der Konsole an. »Ist dir daran gelegen, mit ihm in Asuthithekkhe zu bleiben, während er von Tejef verhört wird? Sei unbesorgt. Es wird schnell gehen; aber die, die ihm Schaden zugefügt und sich mit Ashanome angelegt haben, werden wünschen, sie seien tot geboren worden.«
»Wenn Sie die Macht haben, ihn zu töten, dann haben Sie auch die Macht, ihn zu retten.«
»Wozu?«
Aiela schluckte schwer, schirmte sich gegen Isandes Einmischung ab. Er schwitzte; das Idoikkhe hatte seine Wirkung gehabt. »Es entspricht nicht den Prinzipien der Chanokhia, ihn zu vernichten, ebensowenig wie es ihnen entsprochen hat, ihn so zu benützen, wie Sie es getan haben.«
Der Schmerz kam nicht. Chimele starrte ihm bis in sein zitterndes Herz. »Willst du damit sagen, daß ich falsch gehandelt habe?«
»Ja.«
»Es war deine Pflicht, seine Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Meine Aufgabe war es, ihn einzusetzen. Daß er mißbraucht wurde, ist ohne Bedeutung für die Tatsache, daß seine Vernichtung nun angebracht ist. Deine irregeleitete Giyre wird ihm nur sinnlose Schmerzen bereiten und die Arastiethe von Ashanome verringern. Wenn er lebend in Tejefs Hände kommt, wird er dich vielleicht fragen, warum du ihn nicht hast sterben lassen; und jeden Augenblick, den wir zögern, wird ein Eingreifen schwieriger.«
»Er ist ein Kameth. Diesen Schutz hat er. Es wäre nicht ehrenhaft für Tejef, ihm Schaden zuzufügen.«
»Tejef ist Arrhei-Nasuli, ein Ausgestoßener. Es ist nicht klug anzunehmen, er beachte die Prinzipien der Nasul-Chanokhia. Er ist dazu nicht verpflichtet, und ich bin es in bezug auf ihn auch nicht. Er kann sich wohl entschließen, ihm Schaden zuzufügen. Wir vergeuden Zeit.«
»Dann nehmen Sie Verbindung mit dem Amaut-Flugzeug auf und verlangen Sie Daniel und das Kind.«
»Wozu?«
Die Frage entwaffnete ihn. Er suchte einen Grund, den die Iduve vielleicht anerkannten. »Er ist nicht nutzlos.«
»Inwiefern nicht? Geheimhaltung ist jetzt unmöglich. Tejef wird gewarnt sein, daß ich einen menschlichen Nas Kame habe; außerdem würden sich die Amaut im Flugzeug wahrscheinlich meinem Befehl widersetzen. Tejef ist ihr Herr; sie sagen das ganz offen, und wenn Amaut etwas sind, dann sind sie treu. Wollte ich das verlangen, und es würde mir verweigert, dann hieße das, daß man uns Vaikka zugefügt hat, und ich müßte immer noch einen meiner Kamethi vernichten, ohne etwas gewonnen zu haben. Es scheint mir eine sinnlose Übung, das zu riskieren, um etwas zu retten, das ich sowieso verlieren muß; es steht zu viel dagegen. Ich bin mir nicht sicher, was du von mir erwartest.«
»Bringen Sie ihn zur
Ashanome
zurück. Sicher haben Sie die Macht dazu.«
»Es ist keine Zeit mehr, diese Alternative in Betracht zu ziehen. Soll ich noch mehr Personal in Tejefs Bereich einsetzen? Das Risiko ist nicht mehr vernünftig.«
»Nein!« schrie Aiela, als sie sich von ihm abwenden wollte. Er erhob sich von seinem Stuhl und stützte sich auf ihren Schreibtisch, und Chimele sah zu ihm auf, ihre höfliche Geduld verflüchtigte sich schnell.
»Was werden Sie mit Priamos anfangen, wenn Sie ihn vernichtet haben?« fragte Aiela. »Nachdem nur noch drei Tage übrig sind, was werden Sie tun? Es zu Asche verbrennen?«
»Im Gegensatz zum Mythos sind uns solche Aktionen nicht angenehm. Ich erkenne, daß du in meinem Dienst unter extremer Beanspruchung gestanden hast, und ich habe dir eine Menge Geduld entgegengebracht, Aiela; ich sehe auch, daß du mir dein Wissen zugute kommen lassen willst.
Weitere Kostenlose Bücher