Hanan 2 - Weltenjäger
miteinander kämpften.
»Ich bin im Dienst der Iduve«, sagte er und wiederholte es in der Iduve-Sprache, falls der Amaut noch Zweifel hatte. »Wenn ihr noch einmal Hand an mich legt, wird euer Schiff ein Aschenhaufen sein, und das weißt du auch, du graues Scheusal.«
»Hhhunghh.« Keine menschliche Kehle hätte dieses Grunzen hervorbringen können. Und dann redete er in der menschlichen Sprache mit Parker und Quinn. »Nein. Wir nehmen diess – diess.« Er zeigte zuerst auf Daniel, dann auf Arle. »Ihr, ihr gehen, berichten Anderson. Geht! Wiedersehen.«
Er schickte die beiden Söldner zu Fuß zu ihrem Lager. Daniel fühlte darüber eine Befriedigung, die ihn noch durch den Schmerz hindurch erwärmte: Vaikka? dachte er und fragte sich, ob es menschlich sei, sich darüber zu freuen. Ein nebelhaftes, gelbes Etwas trieb sich in seiner Nähe herum, und er spürte Arles kleine, staubige Hand auf seiner Wange. Die Erinnerung, daß sie sich mitten unter den Amaut befand, verleitete ihn zu einer neuen Anstrengung. Er versuchte nachzudenken.
›Daniel.‹
Aielas Stimme war wieder da, kalt, tüchtig, tröstlich.
›Überrede sie, dich nach Weissmouth zu bringen. Gib zu, daß du den Iduve dort dienst; das ist alles, was du jetzt noch tun kannst.‹
Chimele war wütend.
Das sickerte durch, und die Folgen erschreckten ihn. Die Abschirmung schloß sich wieder.
»Dieses Schiff da oben«, begann Daniel und beobachtete den Amaut trunken vor Schmerz, »es gibt auf dieser Welt keinen Platz, wo ihr euch davor verstecken könnt. Sie beobachten euch in diesem Augenblick.«
Die anderen Amaut blickten nach oben, als erwarteten sie, daß die Vernichtung jeden Augenblick auf sie herabkommen würde; aber der Hauptmann rollte seine dünnen Lippen ein, um sie anzufeuchten, wie ein Mensch sich die Lippen leckt.
»Wir sind kleine Leute«, sagte er, und sein Mund knallte bei allen Verschlußlauten, aber er sprach das Kalliranische recht fließend. »Wir kennen einen Iduve-Herrn. Wir dienen nur einem. Für uns gibt es nur Sicherheit, wenn wir treu sind.«
»Hör zu, du – hör zu! Sie werden diese Welt unter euch zerstören. Bringt mich zum Hafen in Weissmouth. Das ist euere Überlebenschance.«
»Nein. Und ich habe genug geredet. Paßt auf ihn auf!« wies er seine Untergebenen jetzt in der mißtönenden Amautsprache an, während er auf die Rampe zuging. »Er muß am Leben bleiben, bis der Herr in der Hochebene ihn befragen kann. Die Frau auch.«
»Er hatte keine Wahl«, sagte Aiela.
Chimele drehte ihm weiterhin mit verschränkten Armen den Rücken zu. Das Idoikkhe prickelte stoßweise. Als sie sich ihm wieder zuwandte, hörte das Prickeln auf, und ihre weißlosen Augen schauten ihn mit einer gewissen Ruhe an. Aiela hatte Schmerzen; selbst jetzt hatte er noch Schmerzen, die Muskeln seiner Glieder waren von der Erinnerung an den Schmerz noch empfindlich, sein Magen hob und senkte sich durch den Schock. Seltsamerweise war nur eines klar in seinem Bewußtsein; daß er sich nicht übergeben durfte: Chimele wäre außer sich. Er mußte sich setzen. Er tat es, ohne aufgefordert zu sein.
»Ist er noch bewußtlos?«
Chimeles Atem ging wieder schnell, ihre Lippe zitterte, nicht die Unterlippe, wie es bei einer Kallia der Fall gewesen wäre: ›Angriff!‹ deutete sein Unterbewußtsein; aber das war Chimele, und sie war zivilisiert und bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten um ihre Kamethi besorgt. Er beherrschte sich und zuckte nicht zurück.
»Wir haben ein Problem«, sagte sie mit einiger Untertreibung, zischte leise und sank in den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch.
»Läßt der Schmerz nach?«
»Ja.«
›Isande – Isande!‹
Seine Asuthe stand hinter ihm, nahm seine Hand und griff auch tröstend, zwischen Realität und Erinnerung vermittelnd, nach seinem Bewußtsein.
›Ruhig‹
, sagte sie,
›ruhig. Ich verlasse dich nicht.‹
»Hättest du verhindern können, daß er redete?« fragte Chimele.
»Er war nicht bei Verstand«, beharrte Aiela. »Er hat nur reagiert. Er glaubte, er sei für uns verloren.«
»Und die Pflicht? Wo war die?«
»Er dachte an das Kind, daß es ihnen allein ausgeliefert sein würde. Und er glaubte, Sie würden zu seinen Gunsten eingreifen, wenn er nur lange genug am Leben bliebe.«
»Der M'metane hat ein außerordentliches Vertrauen in seinen Wert.«
»Es war keine bewußte Entscheidung.«
»Erkläre das.«
»In seiner Rasse wird das Leben über alles geschätzt. Ich weiß, ich kenne Ihre Einwände, aber
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