Hanan 2 - Weltenjäger
lang blieb sie so. Dann nahm sie mit ruhiger Stimme Verbindung mit Raxomeqh auf.
»Übertragung nach Weissmouth, Basis zwei«, ordnete sie an, und das Paredre des kleineren Schiffs in Weissmouth erschien um sie herum. Ashakh begrüßte sie mit einem höflichen Nicken.
»Chaikhe landet gerade«, sagte Chimele, »aber ich verbiete dir, auf sie zu warten oder irgendwie mit ihr Kontakt zu suchen.«
»Darf ich den Grund wissen?«
»In diesem Fall, nein. Wie steht es mit Aiela?«
»Unbestimmt. Die Amaut suchen mit beträchtlichem Aufruhr eine Straße nach der anderen ab. Ich habe auf deine Befehle in dieser Angelegenheit gewartet.«
»Bewaffne dich, mache Aiela ausfindig und gehe zu ihm. Folge seinem Rat.«
»Tatsächlich.« Ashakh sah gekränkt aus, und er hatte auch Grund dazu. Seine Arastiethe war durch ihre Intensität zu einem Unruhefaktor in der Nasul geworden: in ihrem Dienst hatte sie schon beträchtlich gelitten. Sie beschloß, im Augenblick nicht auf seine Widerspenstigkeit einzugehen, und sein Gesichtsausdruck verriet Bestürzung.
»Es gibt gute Gründe dafür«, sagte sie ihm. »Aielas Denken ist für einen Iduve nicht vorhersehbar, und doch ist Chanokhia in ihm. Wo immer es die Ehre erlaubt, suche und befolge den Rat dieses Kameth.«
»Ich habe noch nie einen Befehl von dir verweigert, Orithain Chimele, selbst wenn mir daraus Nachteile entstanden sind. Aber ich protestiere, daß Chaikhe...«
Sie beachtete ihn nicht. »Kannst du fühlen, ob Khasif oder Mejakh am Leben sind?«
»Was Mejakh betrifft, empfinde ich – anders. Bei Khasif glaube ich, ja; aber ich fühle auch großes Unheil. Es ärgert mich, daß ich es nicht genauer ausdrücken kann. Irgend etwas stimmt nicht, entweder mit Tejef oder mit Khasif. Ich bin mir bei ihnen nicht sicher.«
»Sie sind beide sehr gewalttätig. Ihr Takkhenes ist immer verwirrend. Es ist ein seltsames Gefühl, sich vorzustellen, daß Mejakh tot ist. Sie war immer eine starke Kraft in der Nasul.«
»Bedauerst du es?«
»Nein«, sagte Chimele. »Aber für Khasif empfinde ich großes Bedauern. Heil Ashakh. Möge dein Auge scharf sein und dein Geist zu uns gehören.«
»Heil Chimele. Möge die Nasul leben.«
Als die Projektion verschwand, war ihr bewußt, daß er ihr den Gruß eines Mannes entboten hatte, der vielleicht nicht wiederkehren würde. Ein Kameth würde das für ein schlechtes Omen halten. Die Iduve waren keine Fatalisten.
11
Isande erwachte langsam, wurde sich ihrer schmerzenden Glieder und der allgemeinen Verwirrung durch die Drogen in ihrem Körper bewußt. Unwillkürlich tastete sie nach Aiela und wußte sofort, daß sie nicht auf dem Betonboden des Hafens lag. Sie war besorgt, ob sie noch all ihre Glieder hatte, denn es war eine entsetzliche Explosion gewesen.
›Isande!‹
Aielas Gedanken stürmten mit einem Freudenausbruch in ihr Bewußtsein ein. Schmerz kam, Kälte, Dunkelheit und die Kühle der Erde, aber vor allem Erleichterung. Er erkannte ihre Verwirrung und feuerte auf vielen Ebenen die Informationen in ihr Bewußtsein, daß sie an Bord von Tejefs Schiff sein mußte, und daß sie durch den Verrat der Amaut mit Hilfe von Menschen dorthin gebracht worden war. Eine Bombe war neben ihnen explodiert. Er war unversehrt. Und sie? Und die anderen?
Unter Aielas Kreuzfeuer von Fragen und Informationen konzentrierte sie ihren verschwommenen Blick und bestätigte, daß sie anscheinend wirklich an Bord eines Schiffes war. Khasif und Mejakh – darüber wußte sie nichts.
›Nein. Mejakh – tot, tot‹
– eine alptraumhafte Erinnerung an das Innere eines Flugzeugs, Mejakhs Leiche, zerrissen und blutig, sie war der Explosion am nächsten gewesen.
›Bist du in Ordnung?‹
beharrte Aiela und versuchte zu fühlen, was sie empfand.
›Ich glaube schon.‹
Sie war betäubt. Auf ihrer rechten Hand war eine Plasmaschicht. Dort war das Fleisch dunkel. Und unmittelbar auf diese Feststellung folgte die Erkenntnis, daß sie, wie Daniel, wie Tejef, auf der Oberfläche von Priamos gefangen war. Aiela konnte von der Welt abgeholt werden. Sie nicht. Aiela würde leben. Das zumindest war ein Trost.
›Nein!‹
Und zusammen mit Aielas wütender Ablehnung kam ein Bild des Himmels mit einem Horizont von zerklüftetem Mauerwerk unter dem kalten, trüben Licht der Sterne. Er war verletzt, sein Kopf schmerzte vom Aufschlag auf den Beton, sein Körper war übersät mit zahllosen Prellungen und Schnittwunden vom Klettern durch die Ruinen auf der Flucht –
›Auf der
Weitere Kostenlose Bücher