Hanan 2 - Weltenjäger
ist mir nicht bekannt.«
»Ich werde Ihnen nicht helfen, ihn zu finden.«
Ein leichtes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
»Deine Haltung ist verständlich. Wahrscheinlich werde ich dich nicht darum zu bitten brauchen.«
»Wo ist Khasif?« Aiela gab ihr diese Frage ein. Sie stellte sie.
Der Raum verschwand, und sie wurden in das Zimmer projiziert, das Khasif innehatte. Der Iduve lag halb angekleidet im Bett. Ein Ausdruck der Bestürzung flog über sein Gesicht; er sprang aus dem Bett und wich zurück. Es erschreckte Isande, daß dieser Mann, den sie seit so vielen Jahren fürchtete, so verletzlich war. Sie schauderte als Tejef ihre Hand nahm, während er seinen Halbbruder angrinste.
»Au, Nasith Sra-Mejakh«, sagte Tejef, »die M'metanetak hat nach dir gefragt. Ich erinnere mich an deine Gefühle für sie: Chimele hat es dir verboten, aber auch kein anderer Nasith hat sich ihr auf eigene Gefahr genähert, so hat man sie mit Katasukke ziemlich in Ruhe gelassen. Ich bewundere deinen Geschmack, Nasith. Sie besitzt große Chanokhia.«
Da sie Khasifs Temperament kannte, zitterte Isande; aber der große Iduve senkte nur den Kopf, wandte sich ab und ließ sich auf den Rand seiner Liege sinken. Mitleid mit Khasif ergriff sie: das hätte sie nie von sich erwartet – aber dieser Mann wurde um ihretwillen gedemütigt.
Der Raum schrumpfte wieder auf die Dimensionen von Isandes Unterkunft, und sie wand sich mit einem Wutschrei aus Tejefs losem Griff.
Aiela wollte ihr unbedingt etwas sagen: sie mochte es nicht hören. Sie sah nur, wie Tejef sie auslachte, und in diesem Augenblick wollte sie ihn töten oder selbst sterben. Sie ergriff den Metalltisch bei den Füßen und schwang ihn gegen Tejef, wobei sie den Inhalt verstreute.
Durch die Kraft des Schlags wurden ihre Hände gefühllos. Tejef taumelte überrascht zurück und riß den Arm hoch, um sein Gesicht zu schützen. Sie schwang den Tisch wieder mit voller Kraft, ohne auf das Ziehen in ihren Armen oder das Einschneiden des Metalls in ihre Hände zu achten, aber diesmal stieß Tejef die Trümmer zur Seite und sprang sie an.
Der Aufprall raubte ihr buchstäblich die Besinnung, und als sie wieder sehen und atmen konnte, lag sie unter Tejefs erdrückendem Gewicht auf dem Boden. Er richtete sich auf und zog sie mit solcher Kraft an sich, daß sie glaubte, ihr Rückgrat würde brechen. Ihre Füße berührten kaum mehr den Boden, und sie wagte nicht, sich zu wehren. Sein Herz schlug heftig, die harten Bauchmuskeln zuckten bei jedem Atemzug, seine Lippen kräuselten sich und entblößten seine Zähne, eine Waffe, die die Iduve durchaus bei Streitigkeiten untereinander einsetzten. Seine Augen weiteten sich, bis sie ganz schwarz wurden, und nun war ein gefährlicher Wahnsinn in ihnen. Sie schrie auf, als sie das erkannte.
Der Schutt gab aufgrund seines Ungestüms nach, und Aiela rutschte die ganze Bahn hinunter, schürfte sich die Hände auf, als er versuchte, sich zu halten und wurde von einem Geklapper von Steinen begleitet, das die ganze Straße aufgescheucht hätte, wäre sie bewohnt gewesen. Er erreichte den Boden in einer Wolke von erstickendem Staub, hustete und stolperte wieder auf die Beine; er kam nur bis zu den zertrümmerten Stufen, dann gaben seine Beine unter ihm nach. In seinem zweiten Bewußtsein torkelte er einen Flur entlang – Isande hatte sich aus Beschämung so dicht abgeschirmt, daß er nichts erkennen konnte: Wachen an der Tür – Daniel stürzte sich mit einer Wildheit auf sie, die man dem Menschen nicht zugetraut hätte, stieß sie zur Seite, schlug auf das Türschloß, öffnete es und kämpfte einen lebenswichtigen Moment lang um seinen Besitz, während die sich erholenden Wachen ihn wegzerren wollten.
»Khasif!« flehte Daniel.
Einer der Wachen riß seine Hand herunter und schlug auf den Schließknopf, und Daniel blockierte den Eingang mit seinem eigenen Körper. Aiela zuckte und schrie, erwartete, daß Knochen zerquetscht und Fleisch abgetrennt würde – aber die Tür klemmte, wurde durch Khasifs Gedankenberührung aufgestoßen. Der große Iduve stürmte durch die Tür, und die menschlichen Wachen rappelten sich hoch, um ihn zurückzuhalten – ein wahnsinniges Unterfangen. Einer von ihnen flog gegen die Wand, der Widerhall dröhnte den Flur hinauf und hinunter; der andere ging unter einem einzigen Schlag mit gebrochenen Knochen zu Boden; und Daniel wich Khasif hastig aus, schrie ihm zu, daß Isande in Gefahr sei, hinter der dritten Tür
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