Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)

gezeigt, wohin es führte, wenn man Privates und Geschäftliches miteinander vermischte? Und jetzt war er drauf und dran, denselben Fehler zu wiederholen und damit der Kanzlei seines Vaters den endgültigen Todesstoß zu versetzen!
    Als er das Gästehaus erreichte, ging er direkt ins Schlafzimmer und nahm sein Mobiltelefon zur Hand. Unschlüssig drehte er es in den Händen. Sollte er Osvald Kron anrufen und ihm mitteilen, dass er sich nicht länger in der Lage sah, seine Interessen zu vertreten?
    Doch wenn er das tatsächlich tat, dann war seine Karriere endgültig zu Ende. Seit der Katastrophe mit Johanna arbeitete er mit vollem Einsatz daran, die Kanzlei seines Vaters wieder auf die Beine zu bringen. Bisher war es ihm aufgrund seines lädierten Rufes nicht gelungen, zahlungskräftiges Klientel anzulocken. Durch Osvald Krons Auftrag sollte sich das Blatt nun endlich wenden. Jonas brauchte diesen Erfolg. Er benötigte ihn so dringend, dass er bereit war, fast alles dafür zu tun.
    Aber auch, sich selbst dem Risiko auszusetzen, die schmerzlichste Erfahrung seines Lebens zu wiederholen?
    Diese Frage konnte er sich selbst nicht beantworten. All die Monate war er besessen von dem Gedanken gewesen, das Vermächtnis seines Vaters zu bewahren und Johanna ihren Verrat eines Tages heimzuzahlen. Nun aber befand er sich in einer verfahrenen Situation. Was würde passieren, wenn er es nicht schaffte, diesen Auftrag erfolgreich zu Ende zu bringen? Kron war kein Mann, der darüber mit einem Schulterzucken hinwegging. Er würde sein Versagen mit Sicherheit öffentlich anprangern, und an die Folgen mochte Jonas nicht einmal denken.
    Nein, er hatte keine Wahl: Er
musste
einfach erfolgreich sein! Und dieses Mal würde er nicht zulassen, dass sich ihm eine Frau in den Weg stellte …
    Wann hast du dich eigentlich in einen dieser skrupellosen Winkeladvokaten verwandelt, denen jedes Mittel recht ist, um am Ende als Gewinner dazustehen? glaubte er plötzlich seinen Vater zu hören.
Hast du vergessen, worum es in unserem Beruf geht?
    Energisch schüttelte er den Kopf. Nein, das hatte er nicht vergessen. Es behagte ihm auch nicht, für einen Mann wie Kron zu arbeiten, dessen Motive mitunter recht zweifelhaft waren. Doch es blieb ihm einfach nichts anderes übrig, als seine Prinzipien ein wenig zu dehnen – nur so hatte er noch eine Chance, die Kanzlei Lavander zu retten.
    Ganz gleich, was er für Sabrina empfand – er durfte sich davon nicht länger beeinflussen lassen. Es war an der Zeit, dass er wieder Herr über sein eigenes Handeln wurde. Die Vergangenheit durfte sich nicht wiederholen. Das würde er schlicht und einfach nicht zulassen.
    Er schaltete das Telefon ein und wählte die Nummer seiner Kanzlei in Stockholm. Er hatte Glück, seine Sekretärin war noch da.
    „Hören Sie“, sagte er, „Sie müssen mir unbedingt einen Gefallen tun, Annelie. Ich brauche dringend eine Aufstellung sämtlicher Gläubiger von
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… Ja, wenn es geht, heute noch. Würden Sie das bitte erledigen? Morgen können Sie dafür gerne früher gehen … Ja? Vielen Dank, Sie sind ein Engel, Annelie. Schicken Sie mir die Liste einfach per E-Mail. Ja, bis dann.“
    Wenn er die Namen hatte, würde er gleich morgen früh die einzelnen Firmen anrufen und eine Abtretung der Forderungen gegenüber
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mit ihnen aushandeln.
    Osvald Kron hatte ihm einen gewissen finanziellen Handlungsspielraum eingeräumt, den er nun zu nutzen gedachte. Wenn es ihm gelang, zumindest einige der Gläubiger zu überzeugen, ihm ihre Ansprüche gegen eine Zahlung von fünfundsiebzig Prozent der fälligen Summe zu überlassen, dann hatte er endlich etwas in der Hand, um Sabrina unter Druck zu setzen.
    Er durchschaute ihre Pläne nämlich längst: Sie versuchte, ihn mit den Waffen einer Frau dazu zu bringen, ihr ein besseres Angebot für
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zu unterbreiten. Jonas kannte diese Vorgehensweise nur zu gut. Doch Sabrina hatte Pech, denn Johanna war ihr zuvorgekommen. Dank seiner Verflossenen wusste er, zu welchen Mitteln Frauen zu greifen bereit waren, wenn sie ein bestimmtes Ziel erreichen wollten. Nein, er würde sich gewiss nicht für ihre Zwecke einspannen lassen. Dazu hatte er zu viel Arbeit und Zeit in die Rettung der Kanzlei gesteckt. Auf keinen Fall würde er sie wegen einer Frau aufs Spiel setzen.
    Auch nicht für Sabrina.
    Denn Liebe, das hatte er auf die harte Tour gelernt, war nichts weiter als eine schöne