Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
aufkeimten. Doch zu seinem eigenen Ärger musste er feststellen, dass er sich manchmal mehr für Sabrinas Wohlergehen interessierte als für den Erfolg seines Auftrags. Wenn es ihm nicht bald gelang, wieder zur Vernunft zu kommen, dann riskierte er alles, was er sich im Laufe der vergangenen Monate erarbeitet hatte.
Es erschien ihm wie eine Ironie des Schicksals, dass im selben Moment eine SMS seines Auftraggebers auf seinem Handy einging.
„Ihre Zeit läuft ab, Lavander“, stand dort geschrieben. „Ein guter Rat: Enttäuschen Sie mich nicht!“
7. KAPITEL
S abrina schreckte hoch, als es am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe an ihrer Tür klopfte. „Sabrina, komm schnell! Das musst du dir ansehen.“ Schon Ingas aufgeregter Tonfall ließ vermuten, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
„Das darf einfach nicht wahr sein!“, stöhnte Sabrina, als sie das Chaos erblickte. In dem umgebauten Viehstall, in dem die Farben und Lacke gelagert wurden, waren große Eimer mit der roten Grundfarbe umgestoßen worden, ihr Inhalt hatte sich über den Fußboden ergossen. Kleine Lackdosen lagen palettenweise überall verstreut, die meisten hatten sich geöffnet und waren ausgelaufen. Auch vor den großen Kanistern mit Lösungsmittel, das für die Reinigung der Pinsel benutzt wurde, waren die Randalierer nicht zurückgeschreckt. Der beißende Geruch von Terpentin erfüllte die Luft, obwohl die breiten Torflügel des Depots weit aufgerissen waren.
„Ich verstehe das auch nicht“, sagte Inga traurig. „In all den Jahren, die ich nun schon für deinen Vater arbeite, ist so etwas noch nie passiert!“
Zutiefst erschüttert barg Sabrina das Gesicht in den Händen und kämpfte die aufsteigenden Tränen zurück. Ausgerechnet jetzt, wo sie alles Material so dringend für den Probeauftrag von
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benötigten, drang jemand ins Lagerhaus ein, um ein Bild der Zerstörung zu hinterlassen. Das kam Sabrina mehr als verdächtig vor.
Doch ob Zufall oder nicht, der Vandalismus traf die Firma zu diesen schweren Zeiten besonders empfindlich, denn Sigmund war seit Monaten nicht mehr in der Lage gewesen, Versicherungsprämien zu zahlen. Sabrina würde es natürlich trotzdem versuchen, aber sie glaubte nicht, dass die Versicherung auch nur eine Krone zahlen würde, um den Schaden zu begleichen.
Entmutigt ließ sie die Schultern hängen. Ohne die Farben gab es keine Chance, den Auftrag von
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zu erfüllen. Die benötigten Mengen nachzukaufen erlaubte die derzeitige finanzielle Situation des Unternehmens einfach nicht. Ohne Geld keine Farben, ohne Farben kein Auftrag, und ohne Auftrag kein Geld. Es war ein Teufelskreis, und Sabrina wusste nicht, wie sie ihn durchbrechen konnte. Sie vermochte zurzeit gerade einmal genug Geld aufzubringen, um die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter am Ende des Monats auszuzahlen. Und schon dafür hatte sie hart kämpfen müssen. Mehr Kapital stand beim besten Willen nicht zur Verfügung.
Das Geräusch von Schritten, die sich näherten, riss sie aus ihren Gedanken.
Es war Jonas.
„Was wollen Sie?“, fragte sie barsch. Inga flüchtete zurück ins Haus – wahrscheinlich ahnte sie, dass es zwischen dem Anwalt und Sabrina bald zum Streit kommen würde. „Sind Sie hier, um sich an meinem Unglück zu weiden?“
Er runzelte die Stirn. „Auf jeden Fall bin ich nicht gekommen, um mir Ihre haltlosen Anschuldigungen anzuhören.“
„Jetzt tun Sie doch nicht so scheinheilig!“, entgegnete sie bitter. „Hinter dieser Sache steckt jemand, der um jeden Preis verhindern will, dass ich mit der Rettung von
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Erfolg habe. Und mir fällt nur eine Person ein, die sich davon einen Vorteil versprechen könnte!“
Sabrina glaubte, Wut in seinen Augen sehen zu können. Wut und noch etwas anderes. Enttäuschung? „Moment mal – jemand ist hier im Lagerhaus eingedrungen, und schon verdächtigen Sie mich?“
„Nun hören Sie doch endlich auf, sich zu verstellen. Sie haben irgendwie erfahren, dass ich für
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einen großen Auftrag an Land gezogen habe. Ihnen war natürlich klar, dass ein Verkauf für mich nicht infrage kommt, solange auch nur der Hauch einer Chance besteht, das Ruder noch einmal herumzureißen. Deshalb haben Sie ein paar zwielichtige Gestalten engagiert, um mich zu sabotieren.“ Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Sie haben sich bestimmt nicht selbst die Finger schmutzig gemacht, sondern die Drecksarbeit von jemand
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