Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
Jonas, dass er etwas damit zu tun hatte. Oder vielleicht war Kron es selbst – ich weiß es nicht …“
„Genau deshalb bitte ich dich, hör auf mich und verkaufe endlich. Ich kenne Jonas Lavander nicht besonders gut, seinen Auftraggeber dafür umso besser. Osvald Kron ist gewohnt, mit harten Bandagen zu kämpfen.“
„Damit wird er bei mir nicht weiterkommen“, entgegnete Sabrina mit mehr Zuversicht, als sie empfand. „Wenn jeder ihm diese Methoden durchgehen lässt, dann wird er niemals damit aufhören.“
„Glaubst du im Ernst, dass du ihn aufhalten kannst?“
Sabrina seufzte. „Ich weiß es nicht – aber ich muss es wenigstens versuchen. Ich bin einfach noch nicht bereit, mich geschlagen zu geben. Ich habe eine Idee, wie ich genug Geld aufbringen könnte, um neue Farben zu beschaffen.“
„Ach ja? Und wie?“
„Nun, ich dachte, ich könnte an deine Mitarbeiter appellieren, auf einen Teil ihres Lohns zu verzichten, um ihre Arbeitsplätze zu retten.“
Sigmund schüttelte den Kopf. „Das wird niemals funktionieren.“
„Es muss einfach“, erwiderte Sabrina. „Es muss.“
„Aber seht ihr denn nicht, was der Verkauf der Firma für euch bedeuten würde?“ Einige Stunden nach ihrem Besuch bei Sigmund musste Sabrina sich eingestehen, dass er recht behalten hatte.
Die Betriebsversammlung, die sie kurzfristig einberufen hatte, verlief ganz und gar nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Abgesehen von wenigen Ausnahmen war kein Mitarbeiter dazu bereit, auch nur auf den geringsten Anteil seines Gehalts zu verzichten. Natürlich konnte Sabrina das verstehen, trotzdem hatte sie auf ein wenig mehr Entgegenkommen gehofft.
„Schon möglich, dass Sie recht haben“, meldete sich Bengt Söderdal, einer der Schnitzer, zu Wort. Er hatte schon seit Beginn der Versammlung Stimmung gegen Sabrina und ihren Plan gemacht. Und mit viel Lärm und aggressivem Auftreten war es ihm gelungen, die meisten seiner Kollegen auf seine Seite zu ziehen. „Aber wer ist denn schuld an den Problemen, in denen die Firma steckt?“, sprach er weiter. „Wir etwa?“
Zustimmendes Gemurmel wurde laut, und Sabrinas letzte Hoffnungen schwanden. Dabei spürte sie deutlich, dass die Leute Angst um ihre Jobs hatten. Und das keineswegs ohne Grund, denn niemand konnte sagen, was passieren würde, wenn Osvald Kron oder ein anderer Käufer die Leitung übernahm. Doch das bedeutete leider nicht, dass Sigmunds Mitarbeiter auch bereit waren, sich finanziell an der Rettung des Unternehmens zu beteiligen.
Allen war klar, dass die Firma kurz vor der Pleite stand, und insgeheim gingen die meisten wohl davon aus, dass Sigmund einfach falsch gewirtschaftet hatte. Das war nachvollziehbar, da sie nicht wissen konnten, wie es tatsächlich zu der verfahrenen Situation gekommen war. Entsprechend war die Stimmung unter den Arbeitern nicht gerade friedlich.
„Ihnen und Ihrem feinen Herrn Vater geht es doch nur darum, Ihre eigene Haut zu retten. Was aus uns kleinen Leuten wird, ist Ihnen doch vollkommen egal. Aber für die Fehler, die Sigmund Ahlström gemacht hat, sollen wir geradestehen!“
Sabrina sah ein, dass sie verloren hatte, als die Männer unter der Führung von Bengt Söderdal die Halle verließen. Kettil und ein paar weitere altgediente Mitarbeiter blieben zurück, um Sabrina ihre Loyalität zu versichern. Darüber freute sie sich natürlich, doch geholfen war ihr damit auch nicht.
Sie brauchte Geld, um die Farben und Lacke zu ersetzen, die bei der Verwüstung des Lagers vernichtet worden waren. Wenn ihr das nicht gelang, dann konnte sie den Auftrag von
Wohn(t)raum
nicht erfüllen – und dann war alles aus.
Enttäuscht zog sie sich in Sigmunds Arbeitszimmer zurück. Wozu mache ich das eigentlich alles? fragte sie sich.
Für wen gebe ich mir all diese Mühe, wenn ohnehin von vorneherein alles zum Scheitern verurteilt ist?
Schließlich nahm sie den Stapel Rechnungen, der vor ihr auf der Tischplatte lag, und beförderte ihn kurz entschlossen in eine leere Schublade. Danach fühlte sie sich seltsamerweise wie befreit. Selbstverständlich half dieses Vorgehen nicht dabei, die Schwierigkeiten der Firma zu lösen, doch wenigstens war – zum ersten Mal seit ihrer Anreise – der Schreibtisch frei.
Als Sabrina hörte, dass Inga hereinkam, blickte sie auf und zwang sich zu einem Lächeln. „Es ist nicht ganz so gelaufen, wie ich gehofft habe. Aber vielleicht habe ich auch einfach zu viel erwartet.“
„Nimm es den Leuten nicht
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