Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
den Ortseingang passierte, kam ihm ein schwarzer Mercedes entgegen. Für den Bruchteil einer Sekunde begegnete er dem Blick der Fahrerin. Jonas blinzelte irritiert. War das nicht …?
Nein, vollkommen unmöglich. Sie konnte es nicht sein, auch wenn die junge Frau am Steuer ihr wirklich verblüffend ähnlich sah.
Und doch …
„Johanna?“, murmelte er ungläubig.
Schließlich schüttelte er den Kopf. Vollkommener Unfug! Er wusste doch, dass Johanna in diesem Augenblick in ihrer mit sündhaft teuren Designermöbeln eingerichteten Kanzlei saß, die im höchsten Bürogebäude des noblen Stockholmer Stadtteils Södermalm gelegen war.
Ein kleines Kaff in Dalarna war sicher nicht der Ort, an den es eine erfolgreiche Anwältin wie sie verschlug. Vielleicht hatte die Frau in dem Mercedes Johanna ja tatsächlich ein bisschen ähnlich gesehen, aber wahrscheinlich hatte er sich das auch nur eingebildet.
Eine andere Erklärung gab es nicht.
Sabrina stand am Fenster ihres Schlafzimmers und beobachtete die Arbeiter, die zum Feierabend aus der Fertigungshalle strömten.
Sie hatte den Raum den ganzen Tag über noch nicht verlassen und Inga informiert, dass sie heute nicht ins Büro kommen würde. Was für einen Sinn hatte es schließlich noch, sich für die Firma ins Zeug zu legen, wenn von ihrer Mühe nur der nächste Besitzer von
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profitieren würde?
Doch der wahre Grund, warum sie sich so elend fühlte und sich vor der ganzen Welt verstecken wollte, war Jonas. Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie ihn vor sich. Verflixt, so konnte das doch nicht weitergehen!
In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Chaos. Warum fühlte sie sich bloß immer wieder zu den falschen Männern hingezogen? Zuerst zu Daniel und nun auch noch zu Jonas.
Nach der Sache mit ihrem Exverlobten hatte sie eigentlich gedacht, sie wäre endgültig geheilt. Jetzt jedoch sah es so aus, als würde sie mit Jonas noch einmal auf denselben Typ Mann hereinfallen.
Daniel war es nie um sie, Sabrina, als Person gegangen. Es war lediglich ihr Vermögen gewesen, das ihn gereizt hatte. Und obwohl Sabrina es sich einzureden versuchte, in Wahrheit hatte sie sich von dem Tiefschlag, den er ihr versetzt hatte, nie wirklich erholt. Sie war nicht mehr die Frau, die sie vor der Begegnung mit ihm gewesen war. Aber immerhin hatte sie aus dieser Erfahrung eine Lehre gezogen. Zumindest hatte sie das bislang immer geglaubt. Was für eine Ironie des Schicksals, dass sie auf dem besten Weg war, den größten Fehler ihres Lebens noch einmal zu begehen. Dazu durfte es nicht kommen.
Niemals.
Der Hof leerte sich, doch Sabrina blieb weiter am Fenster stehen. Sie zwang sich, nicht an Jonas oder Daniel zu denken, doch was brachte das? Stattdessen grübelte sie über die ungewisse Zukunft von
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nach.
Seufzend schüttelte sie den Kopf. Das Schicksal schien sich wirklich gegen sie verschworen zu haben. Nichts, was sie derzeit anfasste, funktionierte. Jonas hatte ihr gegen ihren Willen den Kopf verdreht, und
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stand trotz all ihrer Anstrengungen vor dem Bankrott.
Als sie plötzlich Jonas auf dem Hof erblickte, blinzelte sie irritiert – doch dann fiel ihr wieder ein, dass er ja angekündigt hatte, heute noch einmal vorbeizukommen.
Sabrina kniff die Augen zusammen, als eine weitere Person den Hof betrat: Bengt Söderdal, der Unruhestifter von der Mitarbeiterversammlung. Was hatten die beiden Männer miteinander zu schaffen? Jedenfalls konnte kein Zweifel daran bestehen, dass sie einander kannten. Das war mehr als offensichtlich, so wie Jonas nun wild gestikulierend auf Söderdal einredete. Sie wünschte, sie könnte verstehen, worüber die beiden redeten.
Natürlich!
Mit einem Mal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Jonas hatte Söderdal engagiert, ihr, Sabrina, Schwierigkeiten zu machen.
Sie fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Konnte das wirklich sein? Immerhin hatte er gestern noch so vertrauenerweckend gewirkt. Wieder einmal war es ihm gelungen, sie zu täuschen.
Na warte!
Sie ballte die Hände zu Fäusten, wirbelte herum und lief die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Als sie die Haustür aufriss und ins Freie stürmte, zuckten die beiden Männer wie ertappt zusammen.
„Sabrina, ich …“, fing Jonas an, doch sie ließ ihn gar nicht erst aussprechen.
„Du Schuft!“, fauchte sie. „Glaubst du im Ernst, mit diesem billigen Trick kommst du durch?“ Sie warf Söderdal einen vernichtenden
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