Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
befand.“
Ungeduldig trommelte Sabrina mit den Fingerspitzen auf dem Tisch. „Würdest du vielleicht mal zum Wesentlichen kommen? Wer soll diese ominöse weitere Person gewesen sein?“
„Es handelt sich um eine Anwältin“, erwiderte Jonas. „Ihr Name ist Johanna Ingvarsson.“
Sabrina war fast ein wenig enttäuscht. „Ich habe noch nie von ihr gehört. Was sollte sie gegen mich haben?“
„Die Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Ich war selbst überrascht, sie hier zu sehen. Aber eins weiß ich genau: Ihr Treffen mit Bengt Söderdal kann nichts Gutes für dich bedeuten. Im Gegensatz zu mir hat Johanna nämlich keine Skrupel, zur Erreichung ihrer Ziele auch unlautere Methoden anzuwenden.“
„Du scheinst diese Frau ja wirklich sehr gut zu kennen“, stellte Sabrina fest, und zu ihrer eigenen Überraschung versetzte ihr diese Erkenntnis einen eifersüchtigen Stich. Unwillkürlich fragte sie sich, was Jonas mit dieser Johanna Ingvarsson zu tun haben mochte. Dabei ging sein Privatleben sie nun wirklich nichts an.
Er nahm einen Schluck von seinem Wein. „Ja, das stimmt“, erwiderte er ausweichend. „Ich kenne Johanna wahrscheinlich besser als die meisten anderen Menschen. Weit besser jedenfalls, als gut für mich war.“
Sabrina schüttelte den Kopf. „Und das ist jetzt die Wahrheit? Woher soll ich wissen, dass du diese Anwältin nicht nur erfunden hast, um den Verdacht von dir abzulenken?“
Er runzelte die Stirn. „Du bist wirklich sehr misstrauisch.“
„Dazu habe ich auch allen Grund.“
Der Kellner kam, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Jonas bestellte Ä
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– Elchbraten mit Soße und Bratkartoffeln –, Sabrina, die kaum noch Appetit verspürte, lediglich einen gemischten Salat. Sie wartete, bis der Ober gegangen war, dann nahm sie sofort den Gesprächsfaden wieder auf. „Du behauptest also, diese Frau spielt mit unsauberen Mitteln gegen mich. Nun, selbst wenn das stimmt: Warum erzählst du mir das?“ Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich sollte es dir doch gelegen kommen, dass diese Johanna dir die Drecksarbeit abnimmt. Wenn es ihr gelingt, mich in die Knie zu zwingen, profitierst du doch am Ende davon.“
„Johanna wird ihre eigenen Gründe haben, warum sie gegen dich intrigiert. Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie niemals etwas ohne Hintergedanken tut. Also muss ich davon ausgehen, dass es eine weitere Partei gibt, die sich für die Firma deines Vaters interessiert. Und das wären schlechte Nachrichten für mich.“
„
Okej
. Aber glaubst du denn wirklich, ich würde an jemanden wie sie verkaufen?“
Jonas zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? An mich willst du schließlich nicht verkaufen. Vielleicht ist Johanna ja in der Lage, dir ein besseres Angebot zu machen.“
„Ein besseres Angebot …“ Sabrina lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln, das Jonas fast das Herz brach. Der Wunsch, sie in die Arme zu schließen und zu beschützen, wurde fast übermächtig, doch er durfte ihm nicht nachgeben. Sabrina und er waren geschäftlich nach wie vor Gegenspieler, und daher war sie für ihn tabu – er sollte endlich anfangen, sich auch entsprechend zu verhalten!
Trotzdem berührte es ihn, als sie schließlich sagte: „Ich weiß, dass mir am Ende kaum etwas anderes übrig bleiben wird, als
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zu verkaufen. Und wenn es tatsächlich so weit ist, dann wird meine Wahl ganz sicher nicht auf jemanden fallen, der versucht hat, mich auszubooten. Aber das letzte Wort hat auf jeden Fall Sigmund.“
„Du hängst sehr an ihm, nicht wahr?“
„Er ist wie mein Vater und mein bester Freund in einer Person. Meinen richtigen – leiblichen – Vater habe ich kaum gekannt. Er starb, als ich vier war, und in den Jahren davor war er fast ständig auf Geschäftsreise.“
„Das muss schwer für dich gewesen sein.“
„Viel schwerer war es, als
Mamma
uns verlassen hat. Sie ist einfach fortgegangen, ohne ein Wort des Abschieds und …“ Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf, als könnte sie so die unangenehmen Erinnerungen verscheuchen. „Sigmund hat mir geholfen. Er war immer für mich da, ersetzte mir Mutter und Vater zugleich. Und das, obwohl wir nicht einmal blutsverwandt sind. Ich habe Sigmund mehr zu verdanken, als ich jemals in Worte fassen kann. Deshalb kämpfe ich ja so darum, dass er seine Firma nicht verliert.“
Gegen seinen Willen empfand Jonas Bewunderung für diese
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