Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
Blick zu. „Und was Sie betrifft, so hoffe ich, dass er Ihnen genug bezahlt hat! Sie können sich morgen früh im Büro Ihre Papiere abholen!“
„Aber …“
„Kein Aber – Sie sind entlassen, Bengt. Was soll ich mit Leuten anfangen, die sich von der Konkurrenz kaufen lassen? Ich muss meinen Mitarbeitern vertrauen können – und dieses Vertrauen haben Sie mit Ihrem Verhalten verspielt. Es tut mir leid, aber das ist mein letztes Wort!“
Mit hängenden Schultern schlurfte der Arbeiter davon. Sabrina konnte kein Mitleid für ihn empfinden. Er hatte Sigmund und die Firma verraten.
„Können wir uns wie zwei zivilisierte Menschen darüber unterhalten?“, fragte Jonas und schüttelte den Kopf. „Ich kann dir alles erklären, Sabrina, wenn du …“
„Nenn mir einen Grund, warum ich dir zuhören sollte. Du hast einen meiner Mitarbeiter gekauft, damit er auf der Mitarbeiterversammlung meine Versuche, die Firma zu retten, blockiert.“
„
Nej“
, erwiderte Jonas ernst. „Das habe ich nicht getan.“
Sabrina konnte nicht glauben, dass er selbst jetzt noch die Frechheit besaß, seine Intrige zu leugnen. „Ach nein? Und was hattest du dann gerade mit Söderdal zu schaffen? Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass ihr euch rein zufällig nach Feierabend hier über den Weg gelaufen seid. Was war es also? Wollte er den Lohn abholen, den du ihm für seine Dienste versprochen hast?“, fauchte sie. „Du solltest ihm einen Bonus zahlen, denn er hat seinen Job wirklich gut gemacht!“
Er schüttelte den Kopf. „Was immer du Söderdal vorwirfst, ich habe damit nichts zu tun“, versicherte er vehement. „Natürlich erkläre ich dir gerne, warum ich ihn mir vorgeknöpft habe – aber nicht hier. Ich kenne ein hübsches Restaurant im Ort. Lass uns dorthin fahren, etwas essen und uns in Ruhe unterhalten.“
„Ich soll mit dir essen gehen?“ Sabrina war fassungslos. „Du bist ja verrückt! Ganz sicher nicht. Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann hier und jetzt!“
Er hob eine Braue. „Du kennst meine Bedingungen. Also?“
Sabrina zögerte. Warum sollte sie ihm die Gelegenheit geben, alles zu erklären? Würde er sie nicht doch wieder nur um den Finger wickeln? Und was für einen Unterschied machte es schon, ob sie ihm glaubte oder nicht? Es änderte doch nichts an der Tatsache, dass sie Gegner waren. Und sie tat gut daran, das nie wieder zu vergessen.
„Bitte, Sabrina, hör mich an. Ich denke, ich kann dir sagen, auf wessen Gehaltsliste Söderdal steht.“
Seine Worte machten sie neugierig. Selbst wenn er nicht die Wahrheit sagte, so wollte sie doch hören, was er zu sagen hatte. Sie nickte.
„Glaub mir, du triffst die richtige Entscheidung“, sagte Jonas ernst.
„Warum habe ich dann das Gefühl, einen großen Fehler zu machen?“
Er schwieg.
Von der Terrasse des kleinen Restaurants in Orsa aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den Orsasee. Das Wasser schimmerte im klaren nordischen Licht des Sommerabends, und die Luft war mild und frisch.
Sabrina, die Jonas gegenüber an einem der mit rot-weiß karierten Tüchern gedeckten Tische saß, atmete tief durch. Sie konnte nicht umhin, die Schönheit der Natur und die friedliche Stille zu genießen. Nach all dem Ärger und den Problemen der vergangenen Tage war dies eine willkommene Abwechslung. Dass sie diese Abwechslung ausgerechnet Jonas verdankte, versetzte ihrer Euphorie allerdings einen Dämpfer.
„Sagtest du nicht etwas von einem Restaurant im Ort?“
„Nun, ich sagte nicht, welchen Ort ich meine, oder?“
Seufzend schüttelte Sabrina den Kopf. „Spar dir deinen Charme. Ich bin mitgekommen, weil ich neugierig auf deine Version der Geschichte bin. Ob ich dir glaube, entscheide ich dann später.“
„Das ändert nichts daran, dass es die Wahrheit ist“, erwiderte Jonas.
Der Kellner brachte den bestellten Wein. Jonas probierte ihn, und als er nickte, wurden ihre Gläser gefüllt.
„Also gut, was hast du mir zu sagen?“
Er atmete tief durch. „Zuallererst möchte ich dir noch einmal versichern, dass ich weder die Gläubiger noch die Mitarbeiter von
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gegen dich aufgehetzt habe – aber ich bin mir ziemlich sicher, zu wissen, wer dafür verantwortlich ist.“
„Das sagtest du bereits.“
„Ich habe Bengt Söderdal vorhin auf dem Hof zusammen mit einer weiteren Person gesehen. Sie haben sich unterhalten, und Söderdal erhielt einen Umschlag, in dem sich vermutlich eine größere Summe Bargeld
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