Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
überrascht.
Sabrina antwortete nicht. Sie gingen schweigend ein Stück am Ufer entlang, bis sie die Lichter der Ortschaft hinter sich gelassen hatten. An einer einsamen Stelle zog Sabrina ihre Schuhe aus, ließ sie achtlos in den Sand fallen und lief zum Wasser.
Sanfte Wellen umspülten ihre schlanken Fesseln, und für einen Moment stand sie einfach nur da, den Blick auf den glitzernden See gerichtet, ihr Gesicht so schön wie das einer Elfenprinzessin.
Als er seine Frage wiederholte, hob sie die Schultern. „Warum sollte ich bleiben?“ Jonas hatte den Eindruck, dass sie mehr zu sich selbst als zu ihm sprach. „Wenn
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erst einmal verkauft ist, werde ich hier nicht länger gebraucht. Ich werde mich um Sigmund kümmern, solange er meine Hilfe benötigt. Außerdem muss ich mich nach einer neuen Bleibe für ihn umschauen, denn das Haus wird er dann ja verlassen müssen.“
Darüber hatte Jonas noch gar nicht nachgedacht. Es erschien ihm grausam, einen Menschen aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen, doch so etwas geschah nun einmal Tag für Tag, und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte. Er zwang sich, die Situation objektiv zu betrachten.
Trotzdem fiel es ihm schwer, diese Objektivität aufrechtzuerhalten, als er sah, dass Sabrina Tränen in den Augen standen. Der Wunsch, ihr einen Arm um die Schultern zu legen und sie an sich zu ziehen, wurde fast übermächtig. Er wusste, dass er es nicht tun durfte. Beim ersten und zweiten Mal war es schon schwer gewesen, die Sache zu beenden, beim dritten Mal fast unmöglich. Es wäre ein Fehler, dessen Folgen sich im Voraus noch gar nicht abschätzen ließen. Er konnte nicht …
Während seine innere Stimme ihm noch immer warnende Worte zuflüsterte, reagierte sein Körper bereits auf seine Weise.
Wie von selbst legte sich seine rechte Hand unter Sabrinas Kinn und hob ihr Gesicht. Diese eigentlich harmlose Berührung ließ seinen Puls rasen und das Blut in seinen Ohren rauschen.
„Was tust du da?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Jonas wahrheitsgemäß. Was geschah hier bloß mit ihm? Er sollte überhaupt nicht hier sein – geschweige denn mit dieser Frau, mit der er beruflich zu tun hatte, Zärtlichkeiten austauschen. Er wusste, dass er sich auf ein gefährliches Spiel einließ – doch das, was hier passierte, hatte nichts mit rationalen Entscheidungen zu tun.
Langsam näherte sich sein Mund ihren verheißungsvoll schimmernden, rosenholzfarbenen Lippen. Er spürte, dass sich das Verhängnis nun nicht mehr aufhalten ließ, und tief in seinem Inneren wusste Jonas, dass er es auch gar nicht
wollte
.
Er sehnte sich danach, Sabrina zu küssen, sich von ihr küssen zu lassen – und mehr als das …
9. KAPITEL
S abrina wich zurück.
Zumindest wollte sie es, doch ihre Beine schienen ihr plötzlich nicht mehr zu gehorchen. Jedenfalls war sie nicht in der Lage, auch nur einen Schritt zu machen. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, genoss sie das Gefühl, Jonas’ Lippen auf ihren zu spüren.
Sie konnte ihn nicht aufhalten, weil sie sich insgeheim schon so lange nach ihm sehnte. Jonas jetzt von sich zu stoßen überstieg ihre Kräfte – wenngleich sie wusste, dass es die einzig richtige Reaktion auf seine Annäherung gewesen wäre.
Doch es tat viel zu gut, sich in seine starken Arme sinken zu lassen und die Welt um sich herum vergessen zu können – und sei es auch nur für ein paar wunderbare Minuten.
Seufzend drängte sie sich ihm entgegen, und er reagierte, indem er sie noch leidenschaftlicher küsste. Das Spiel seiner Zunge raubte ihr fast den Verstand. Köstliche Hitze pulsierte durch ihren Körper, breitete sich in jedem Winkel aus und setzte ihre Nervenenden scheinbar in Flammen.
Als Jonas’ Hand langsam von ihrem Kinn den Hals hinunterwanderte und er mit den Fingerspitzen über die zarte Haut ihrer Kehle strich, hatte Sabrina das Gefühl, vergehen zu müssen vor Lust. Nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares erlebt. Diese süße Qual, die er mit spielerischer Leichtigkeit in ihr auslöste, hatte eine völlig neue Dimension. Dagegen war Daniels Liebesspiel regelrecht plump und unbeholfen gewesen.
Sämtliche Gedanken zerstoben in einem Funkenregen aus purer Leidenschaft, als Jonas sie mit sich zu Boden zog, ohne dabei aufzuhören, sie zu küssen. Schließlich löste er sich von ihr, und Sabrina stieß ein protestierendes Seufzen aus. Doch Jonas hatte nur kurz unterbrochen, um sich das Hemd über den Kopf
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