Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
keine Möglichkeit mehr, die Katastrophe abzuwenden.
Trotzdem beschloss sie, noch einmal mit
Wohn(t)raum
Kontakt aufzunehmen. Vielleicht war Herr Krämer ja bereit, eine größere Anzahlung zu leisten, mit der sie dann die notwendigen Rohstoffe beschaffen konnte. Sie machte sich zwar nur wenig Hoffnung, dass der Inhaber von
Wohn(t)raum
sich darauf einlassen würde, aber ein Versuch konnte nicht schaden. Was hatte sie schon zu verlieren?
Seltsamerweise fühlte Jonas sich, nachdem die Fronten geklärt waren, besser denn je. Vor einer Stunde hatte er ein letztes Gespräch mit Osvald Kron geführt und ihm dabei kräftig die Meinung gesagt. Das Telefonat hatte eine befreiende Wirkung gehabt.
Und nun wusste er auch, was er wirklich wollte: Sabrina helfen, den Verkauf von
Ahlström Hemslöjdforening
abzuwenden. Es war ihm von Anfang an ein Bedürfnis gewesen, diese tapfere junge Frau zu unterstützen, doch das wäre seinem Auftrag, die Firma ihres Vaters für Osvald Kron zu übernehmen, zuwidergelaufen. Jetzt aber war er von diesem Zwang befreit. Er war frei und konnte tun und lassen, was er wollte. Endlich.
Dass er es damit zugleich Osvald Kron und Johanna Ingvarsson heimzahlte, spielte für ihn nur noch eine untergeordnete Rolle.
Es ging um Sabrina. Einzig und allein um Sabrina.
Die Frau, die ihm sein Herz gestohlen hatte. Die Frau, die er liebte.
Ja, er liebte sie, daran gab es keinen Zweifel mehr. Und die Frage, wie er ihr helfen konnte, beschäftigte ihn nun schon den ganzen Tag. Endlich glaubte er einen Weg gefunden zu haben, und er wollte ihn so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. Doch dazu brauchte er Unterstützung, und er wusste auch schon genau, wo er diese bekommen würde.
Die Empfangsdame der Pension musterte ihn finster, als er an ihr vorüberging. Kurz spielte er mit dem Gedanken, sie zu fragen, womit er sie verstimmt hatte, doch dann entschied er sich dagegen. Es gab genug andere Dinge, um die er sich zu kümmern hatte.
Als er die Tür zu seinem Zimmer aufschloss, traf ihn beinahe der Schlag. „Was zum Teufel willst du hier?“, knurrte er, als er Johanna erblickte. „Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben.“
„Das hast du auch nicht.“ Sie schnurrte wie ein zufriedenes Kätzchen. „Ich wollte dir lediglich eine Nachricht von Osvald Kron überbringen.“
„Dann hättest du dir den Weg sparen können. Ich habe vorhin mit ihm telefoniert. Wenn das also alles war, würde ich dich jetzt bitten, mein Zimmer zu verlassen.“
Sie setzte sich auf den Rand seines Bettes und musterte ihn spöttisch. „Sei doch nicht so unhöflich. Du und ich, wir standen uns einmal ziemlich nah, hast du das etwa schon vergessen? Ich verstehe nicht, warum du mir gegenüber so feindselig eingestellt bist.“
Jonas lachte bitter auf. „Ach, wirklich nicht? Dann bist du sogar noch skrupelloser, als ich bisher geglaubt habe. Hast du wirklich gedacht, dass ich nach allem, was du getan hast, noch etwas für dich empfinde?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn ich gewusst hätte, dass du so nachtragend bist, wäre ich gar nicht erst gekommen. Ich wollte dir eigentlich anbieten, zukünftig mit mir zusammenzuarbeiten. Ich bin eine vielbeschäftigte Frau und könnte jemanden brauchen, der mir ein bisschen Arbeit abnimmt.“
„Du benötigst also einen Laufburschen und jemanden für die schmutzigen Jobs, ja? Da bist du bei mir an der falschen Adresse. So tief bin ich nicht gesunken, dass ich mich auf deine Methoden einlasse.“
Johanna erhob sich. „Wenn du das so siehst.“ Sie streifte ihren schicken Armani-Blazer über und wandte sich zum Gehen. Kurz vor der Tür blieb sie noch einmal stehen. „Ach übrigens, deine kleine Freundin hat vorhin mal kurz reingeschaut. Ich glaube, sie könnte meine Anwesenheit ein wenig missverstanden haben.“
„Sabrina war hier?“ Jonas’ Augen wurden groß, dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Was hast du zu ihr gesagt?“
„Ich? Überhaupt nichts. Das war auch gar nicht möglich. Sie ist sofort davongelaufen, als sie mich gesehen hat.“ Sie winkte ihm noch einmal kokett zu, dann war sie fort.
Jonas konnte es kaum fassen. Diese Frau kannte tatsächlich keinerlei Skrupel. Dass sie sich in sein Pensionszimmer eingeschlichen hatte, um ihm angeblich einen Job anzubieten, war einfach lächerlich. Sie wollte ihn demütigen und ihm zeigen, wo ihrer Meinung nach seine Position war: ganz unten auf der Karriereleiter.
Sicherlich hatte sie nicht damit
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