Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Die Summe, die darin als Zahlung für
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genannt wurde, hatte sich seit dem Vortag noch einmal reduziert, war aber immer noch höher als alles, was eine Zwangsversteigerung einbringen würde. Von dieser Seite aus betrachtet blieb Sabrina keine andere Wahl, als zu unterschreiben. Doch die Hand, die sich so krampfhaft um den Füllfederhalter geschlossen hatte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, weigerte sich noch immer, ihren Dienst zu tun.
„Ich würde gern noch einmal mit meinem Vater darüber sprechen“, sagte Sabrina in einem hilflosen Versuch, Zeit zu gewinnen. „Dies sollte seine Entscheidung sein, nicht meine.“
Johanna Ingvarsson legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und musterte Sabrina ungeduldig. „Hören Sie, Sabrina, ich habe Sie nicht um dieses Gespräch gebeten.
Sie
haben
mich
angerufen. Ich denke gar nicht daran, mich noch länger von Ihnen hinhalten zu lassen. Entweder Sie unterschreiben jetzt diesen Vertrag, oder ich gehe und nehme ihn mit. Allerdings sollten Sie bedenken, dass der Betrag, den mein Auftraggeber zu zahlen bereit ist, beim nächsten Mal nicht mehr so großzügig sein wird.“
„Großzügig?“ Sabrina ächzte. „Sie wissen ebenso gut wie ich, dass die Kaufsumme im Grunde nur ein schlechter Scherz ist.“
„Unter den gegebenen Umständen …“
„Für diese Umstände sind ja wohl unter anderem
Sie
verantwortlich!“, fiel Sabrina ihr ärgerlich ins Wort. „Sie können es sich sparen, noch länger zu leugnen. Ich weiß ohnehin, dass Sie den Einbruch in unser Lagerhaus veranlasst haben. Und Sie haben meinen Mitarbeiter bestochen. Ohne die von Ihnen provozierten Zwischenfälle wäre es mir mit Sicherheit gelungen,
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vor dem Bankrott zu retten.“
„Wir machen alle nur unseren Job, Sabrina“, erklärte Johanna Ingvarsson ungerührt. „Also, was ist nun? Unterschreiben Sie endlich, oder muss ich Kron mitteilen, dass Sie sich nach wie vor unkooperativ zeigen?“
„Soll das eine Drohung sein?“
Die Schwedin lächelte süffisant. „Betrachten Sie es lieber als freundlichen Hinweis.“
Sabrina erzitterte vor mühsam unterdrückter Wut. Sie gönnte dieser Frau den Triumph nicht, gesiegt zu haben. Aber was konnte sie jetzt noch dagegen unternehmen? All ihre Versuche, das Unvermeidbare doch noch abzuwenden, waren in einer Katastrophe geendet. Es hatte keinen Zweck, sich noch länger dagegen zu sträuben.
Sie hob den Stift und führte ihn über den Vertrag. Die Stelle, an der sie unterzeichnen sollte, war mit einem kleinen X markiert. Zögernd hielt Sabrina die Feder über das Blatt, dann senkte sie die Hand, und ein kleiner Klecks Tinte entstand auf dem Papier.
In diesem Moment wurde die Tür zu ihrem Büro aufgerissen, und zwei Männer stürmten hinein.
„
Nej!“
, hörte sie jemanden – Jonas? – rufen. „Tu's nicht!“
Er war es tatsächlich. Irritiert blickte Sabrina zwischen ihm, dem Fremden in seiner Begleitung und Johanna Ingvarsson hin und her. Dann verfinsterte sich ihre Miene. „Du hattest wohl Angst, den großen Augenblick zu verpassen, was? Aber keine Sorge, deine feine Komplizin hat alles bestens im Griff.“
„Johanna ist nicht meine Komplizin!“ Jonas stellte sich neben Sabrina und ergriff ihre Hand. „Du darfst das nicht unterschreiben“, sagte er eindringlich. „Bitte, vertrau mir, nur noch dieses eine Mal.“
„Willst du den Preis noch weiter nach unten treiben? Ist es das, was du willst?“
„Nein, ich …“
„Halt dich gefälligst da raus, Jonas“, meldete sich Johanna Ingvarsson zu Wort. „Das hier geht dich nichts an.“
Sabrina schüttelte den Kopf. Sie entzog Jonas ihre Hand und massierte ihre schmerzenden Schläfen. Das alles war ihr zu viel. Was ging hier eigentlich vor?
„Vielleicht kann ich ja dazu beitragen, die Situation aufzuklären“, sagte der Fremde. Er war etwa in Jonas’ Alter und wirkte sehr selbstsicher. Mit einem strahlenden Lächeln streckte er Sabrina die Hand entgegen. „Mein Name ist Erik Hanson, und ich bin – Sie werden mir diese kleine Übertreibung hoffentlich verzeihen – Ihr Retter in der Not.“
Von diesem Moment an ging alles drunter und drüber. Mit einem wütenden Fauchen sprang Johanna Ingvarsson auf, drängte sich an Jonas und seinem Freund vorbei und rannte aus dem Büro. Sabrina konnte ihr nur vollkommen verwirrt nachschauen. Sie verstand überhaupt nichts mehr. Wer war dieser
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