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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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den andern Arm nahm, als ich nach der Seitentür zurückging; es ist ganz richtig – Fräulein Dare sah mich ja erst, als ich das Haus verließ.
    Gut, daß Sie es erklären können. Aber sind Sie denn nicht gleich nach der Seitentür gegangen?
    Nein; ich wollte wie gewöhnlich durch die Vordertür in das Haus gehen. Als ich jedoch an die Ecke kam, sah ich den Hausierer das Hoftor öffnen. Um ihm nicht zu begegnen, kehrte ich zurück zur Eßzimmertür.
    Richtig, und da hörten Sie – –
    Was ich hörte? entgegnete Mansell verstockt.
    Sie wollen sich also nicht aussprechen und glauben noch immer, daß Fräulein Dare in Frau Klemmens' Haus war und nicht in Professor Darlings Turmzimmer?
    Beantworten Sie mir eine Frage, und ich tue Ihnen den Willen: kann man von dort aus den Eingang in den Wald beobachten?
    Gewiß. Erst vor zwei Stunden habe ich den Versuch gemacht. Ich kniete an derselben Stelle wie damals das Fräulein, habe durch das nämliche Fernrohr deutlich den Platz erkannt, wo Sie stillstanden, um nach der Uhr zu sehen, und jede Bewegung meines Gehilfen Hickory beobachten können, der sich dort aufgestellt hatte. Von Frau Klemmens' Stubentür aus jene Stelle zu erblicken, ist unmöglich,verlassen Sie sich darauf! Wäre ich meiner Sache nicht sicher, ich würde Sie nicht hier aufgesucht haben.
    Genug, sagte Mansell; wie schwer es mich auch ankommt, ich muß glauben, daß Fräulein Dare nicht war, wo ich sie vermutete. Ich will Ihnen sagen, was ich gehört habe. Vielleicht liegt darin, auf mir unbegreifliche Weise, der Schlüssel des ganzen Geheimnisses; doch zweifle ich, ob Sie es enträtseln können. – Ihre Vermutung von vorhin war richtig: ich hatte guten Grund anzunehmen, das Fräulein habe sich damals bei meiner Tante befunden, denn obgleich ich sie nicht selber gesehen noch ihre Stimme gehört habe, vernahm ich doch deutlich, wie Frau Klemmens sie bei ihrem Namen nannte.
    Ist das möglich?
    Ich öffnete gerade die Tür, da hörte ich meine Tante sagen: » Sie haben sich in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten, Imogen Dare, aber ich schwöre Ihnen, das wird nun und nimmermehr geschehen, so lange ich lebe .«
    Wie merkwürdig! rief Gryce unwillkürlich aus und stemmte den Arm in die Seite. Mansells angstvollen Blick gewahrend, lächelte er jedoch mit großer Zuversicht. Nur weiter, sagte er, was haben Sie noch gehört?
    Mehr bedurfte es nicht. Es war mir ein deutlicher Beweis, daß Fräulein Dare meine Tante aufgesucht hatte, und ihre Bemühung, sie zu meinen Gunsten umzustimmen, vergeblich gewesen war. In wildem Zorn stürmte ich ohne Ueberlegung davon. Mein einziges Verlangen war, den Ort zu verlassen, um wieder bei meiner Arbeit zu sein. Als ich sah, daß ich mit Anstrengung aller Kräfte den Zug in Monteith noch erreichen könne, fing ich an zu laufen. Das hat den Verdacht auf mich gelenkt.
    Richtig, richtig, murmelte Gryce.
    Nur meinen eigenen Gedanken wollte ich entfliehen,fuhr Mansell eifrig fort, ich dachte an nichts Böses, sondern allein an meine schwere Enttäuschung. Erst am nächsten Tag erfuhr ich – –
    Ja – ja –, unterbrach ihn Gryce zerstreut. Aber die Worte Ihrer Tante: »Sie haben sich in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten, Imogen Dare, aber das wird nun und nimmermehr geschehen, so lange ich lebe« – was sollen sie bedeuten? Imogen Dare war ja nicht da. Wir müssen dieses Rätsel lösen.
    Aber wie?
    Es ist ohne Zweifel der Schlüssel des Geheimnisses, murmelte der Detektiv und versank in tiefes Nachdenken.
    Auch Mansell starrte eine Weile ratlos vor sich hin. Ich weiß nur eine Erklärung, sagte er endlich, meine Tante muß ein Selbstgespräch geführt haben. Sie war schwerhörig und lebte allein: solche Menschen nehmen häufig die Gewohnheit an, laut zu denken.
    Gryce schlug mit der Faust auf den Tisch. Wahrhaftig, rief er, Sie haben es getroffen. Natürlich sprach sie mit sich selbst; sie war gerade die Frau dazu. Imogen Dare lag ihr im Sinn, und sie redete mit ihr, als sei sie zugegen. Hätten Sie die Tür vollends aufgemacht, Sie würden Ihre Tante allein im Zimmer gefunden haben, wo sie ihren Gedanken freien Lauf ließ.
    Hätte ich sie doch geöffnet! seufzte Mansell.
    Des Detektivs Lebensgeister schienen neu zu erwachen. Gut, rief er, das also steht fest: Imogen Dare war nur in Frau Klemmens' Einbildung anwesend, und die Witwe wollte Ihre Verbindung mit dem Fräulein nicht zugeben.
    Dann muß Fräulein Dare schon früh am Morgen bei meiner Tante gewesen sein. Noch als ich

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