Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
Vom Netzwerk:
einer unumstößlichen Gewißheit über die Schuldfrage führen können. Ich weiß, daß Fräulein Dare bis vor kurzem fest überzeugt war, Sie seien der Schuldige, folglich muß sie selbst schuldlos sein. Dagegen läßt sich nichts einwenden.
    Sie haben diese Bemerkung schon einmal gemacht.
    Und ich wiederhole sie, weil sie unwiderlegbar ist. Sind Sie nur erst einmal von des Fräuleins Unschuld überzeugt, so werden Sie von selbst nicht länger mit dem zurückhalten, was Sie wissen. Oder haben Sie etwa gesehen , daß sie den Todesstreich führte?
    Mansell fuhr unwillig auf. Natürlich nicht, rief er.
    Sie haben sie nicht mit Ihrer Tante zusammen gesehen, ehe Sie die Flucht ergriffen?
    Nein, gesehen habe ich sie nicht.
    Der Nachdruck, den er auf das Wort legte, verriet ihn. Wie ein Stoßvogel fuhr Gryce zu.
    Also gehört ? rief er. Sie glaubten vielleicht ihre Stimme, ihr Lachen, ihren Schritt im Zimmer zu vernehmen?
    Nein, entgegnete Mansell, ich habe sie auch nicht gehört.
    Wie sollten Sie auch? war Gryces Erwiderung, aber vielleicht hat jemand etwas gesagt oder getan – was durchaus kein Beweis ist – aber woraus Sie entnehmen, daß sie sich dort im Hause befand. Und nun schweigen Sie darüber, um sie nicht zu gefährden.
    Woher wissen Sie, daß es kein Beweis ist?
    Weil sie nicht dort war, sondern in Professor Darlings Turmzimmer – über eine Meile entfernt.
    Behauptet sie das?
    Ja, und wir wollen es beweisen.
    In Mansells Augen blitzte es hell auf.
    Wenn Sie das könnten!
    Ich werde es tun, aber erst müssen Sie mir sagen, in welchem Zimmer Sie waren, als Sie jene Andeutung von Fräulein Dares Anwesenheit erhielten.
    Ich war in keinem Zimmer, sondern stand auf den Steinstufen vor der Eßzimmertür. Soviel ich weiß, habe ich Herrn Ferris bereits mitgeteilt, daß ich an jenem Morgen das Haus meiner Tante überhaupt nicht betreten habe.
    Das ist ja viel einfacher, als ich dachte. Sie sind also nur an die Tür gegangen und dann ohne einzutreten nach der Richtung des Sumpfes entflohen?
    Mansell nickte bejahend.
    Erinnern Sie sich, daß Sie über den Zaun sprangen und dabei fast zu Falle gekommen wären?
    Von wem wissen Sie das – von Fräulein Dare? – Wie kann sie mich gesehen haben, wenn sie eine Meile entfernt war, wie sie angibt?
    Das will ich Ihnen sagen. Sie schaute gerade durch das Fernrohr in Professor Darlings Sternwarte nach jener Richtung hin und sah Sie vom Hause aus nach dem Sumpf zu entfliehen.
    Wollte Gott, ich könnte die Geschichte glauben, rief der Gefangene mit mühsam unterdrückter Bewegung. Es würde einen neuen Menschen aus mir machen.
    Stellen Sie sich doch einmal die Lage des Hauses Ihrer Tante vor. Sie glauben, Fräulein Dare war bei ihr im Eßzimmer? Das hat nur ein Fenster, nach derselben Seite hinaus, wie die Tür. Konnte sie von dort die Stelle sehen, wo Sie über den Zaun sprangen?
    Wenn sie aus dem Zimmer vor die Tür trat, war dies leicht möglich.
    Ich muß gestehen, meinte Gryce ihn erstaunt betrachtend, Sie wissen sich zu helfen und haben eine Antwort auf jede Frage bereit. Aber, fügte er mit Nachdruck hinzu, hätte sie dort gestanden, so würden Sie es bemerkt haben, als Sie sich umwandten.
    Tat ich das?
    Fräulein Dare behauptet es wenigstens. –
    Mansell schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
    Sie hat recht, rief er, jetzt erinnere ich mich; ich sah nach der Turmuhr, um zu wissen, welche Zeit es sei. Weiter, weiter! Sagen Sie mir alles, was das Fräulein gesehen hat.
    Er war völlig verändert, seine Wangen glühten; der Detektiv rieb sich die Hände vor Vergnügen. –
    Sie sah, wie Sie die sumpfige Strecke überschritten, am Eingang des Waldes stillstanden, Ihre Taschenuhr herauszogen und dann mit rasender Eile in den Wald hineinliefen.
    Ja, ja – und ohne ein Fernrohr kann sie das nicht gesehen haben.
    Sodann beschrieb sie Ihren Anzug und sagte, daß Sie die Beinkleider aufgekrempelt hatten und den Ueberrock auf dem linken Ann trugen.
    Hatte ich ihn nicht auf dem rechten Arm?
    Sie sagt, auf dem Arm nach ihr zu. Da sie auf der Sternwarte stand, war es Ihr linker .
    Ich weiß aber doch, daß ich mich mit der linken Hand festhielt, um über den Zaun zu springen, als ich auf das Haus zuging, und den Rock hatte ich auf dem andern Arm.
    Das ist von großer Wichtigkeit, versetzte Gryce enttäuscht. Wenn Sie den Rock auf dem anderen Arm trugen, so ändert das die Sache wesentlich.
    Halt, rief Mansell plötzlich erleichtert, ich besinne mich jetzt, daß ich den Rock auf

Weitere Kostenlose Bücher