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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Rechtschaffenheit, Gutherzigkeit und Bereitschaft, Ihnen zu dienen?
    Nein, niemals.
    Dann wird es Sie höchlich überraschen, zu erfahren, sagte Gryce mit tiefem Ernst, daß Orkutts Antwort auf Fräulein Dares Frage den Verdacht erregt hat, daß er selbst der Mörder ist. Der Bezirksanwalt fragt sich jetzt nicht mehr, ob Craik Mansell das Verbrechen begangen hat, sondern ob sein Verteidiger, Tremont Orkutt, schuldig ist.
    In des Gefangenen Zügen malten sich Unwillen undAbscheu. Das geht zu weit, rief er. Ich müßte ein Narr sein, wollte ich mir so etwas vorspiegeln lassen. Orkutt ein Mörder? – Warum beschuldigt man nicht lieber gleich den Richter selbst, daß er Frau Klemmens umgebracht hat?
    Dieser Ausbruch natürlicher Entrüstung schien Gryce recht wohlgefällig zu sein; vielleicht war ihm Mansells Unschuld doch noch nicht über alle Zweifel erhaben gewesen.
    Weil, erwiderte er in ruhigem Ton, Orkutt bekanntlich zuerst die Todesbotschaft aus dem Hause der Witwe gebracht hat.
    Und Sie wollen mir einreden, daß Ihnen dies als Verdachtsgrund genügt? sagte Mansell verächtlich. Ich hätte Ihnen größeren Scharfsinn zugetraut.
    Durch seine eigenen Worte auf dem Sterbebette hat Orkutt den Argwohn auf sich gelenkt.
    Die irren Reden eines Fieberkranken, dessen Geist seit längerer Zeit ganz von dieser Sache eingenommen war, beweisen nichts.
    Fräulein Dare hält seine Worte für ein Geständnis, und auch Männer, auf deren ruhiges Urteil man sich verlassen kann, wissen sie nicht anders zu deuten.
    Unmöglich, rief Mansell mit Ueberzeugung, ein Mann von Orkutts Stellung und Fähigkeiten sollte ein so schändliches Verbrechen begangen haben, und dann noch als Verteidiger seines Klienten auftreten, der eben dieser Untat angeklagt ist? Der Gedanke ist widersinnig und völlig unglaublich.
    Sehr richtig, entgegnete Gryce trocken, aber nach meiner Erfahrung geschehen in Wirklichkeit gerade die widersinnigsten Dinge.
    Mansell starrte ihn wie versteinert an. –
    Wenn Sie wirklich im Ernst reden, wie es den Anschein hat, sagte er, so müssen Sie mir noch andere undgewichtigere Gründe für Ihren Verdacht mitzuteilen haben, sonst wären Sie mir gegenüber schwerlich so offen gewesen.
    Gewiß, bestätigte Gryce, wir wünschen Sie in unser Vertrauen zu ziehen, in der Erwartung, daß Sie uns in dieser schwierigen Lage beistehen werden.
    Ich Ihnen beistehen – vom Gefängnis aus?
    Sie sind frei, sobald wir uns überzeugen, daß Orkutts Worte ein Geständnis waren. Dazu könnten Sie uns leicht verhelfen, wenn Sie angeben wollten, aus welcher Ursache Sie damals entflohen.
    Mansell senkte den Blick; sein altes Mißtrauen schien zurückzukehren.
    Das würde Ihnen wenig nützen, verlassen Sie sich darauf!
    Gryce kannte derartige Verhandlungen zu genau, um sich durch diese Hartnäckigkeit entmutigen zu lassen. Er verbeugte sich ruhig, als sei die Weigerung des Gefangenen eine unwiderrufliche Tatsache und begann seinerseits ausführlich von Orkutts letzten Stunden zu berichten. Dann schilderte er die Unterredung, die er selbst mit Fräulein Dare gehabt, und führte die Gründe an, welche ihn in seinem Argwohn gegen den Rechtsanwalt bestärkten. Zwar gab er zu, daß bis jetzt noch kein ersichtlicher Beweggrund für sie Tat vorliege, aber ein solcher würde sich sicher aus dem geheimen Zusammenhang ergeben, welcher zwischen Orkutt und der Ermordeten bestanden haben müsse. Er sprach so überzeugend und mit solcher Beredsamkeit, daß ein Hoffnungsstrahl in Mansells Augen zu leuchten begann, und Gryce den Sieg schon für errungen ansah. Zuversichtlich fuhr er fort:
    Es wäre für uns eine große Hilfe, zu wissen, was in Frau Klemmens' Haus vorgegangen war, ehe Orkutt es betrat. Hiervon ausgehend, würden wir alles übrige leicht ermitteln. Noch einmal: überlegen Sie es sich, ob Sienicht gut täten, uns über diesen Punkt aufzuklären! Sie würden es sicherlich nicht bereuen.
    Da Ihr Zweck ist, zu beweisen, daß Orkutt das Verbrechen begangen hat, versetzte Mansell unbeirrt, so kann ich Ihnen mein Wort darauf geben, daß ich nichts weiß, was ihn im geringsten betrifft.
    So betrifft es also Fräulein Dare? erwiderte der Detektiv rasch.
    Mansell fuhr zusammen. –
    Mag es sein, was es wolle, fuhr Gryce fort, eins ist sicher, das Fräulein kann nicht schuldig sein.
    Ihre Ansicht hierüber hat wenig Gewicht, rief jener erregt, so lange Sie die Beweise nicht kennen, die gegen sie vorliegen.
    Es liegen nur Indizienbeweise vor, die niemals zu

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