Hand und Ring
wohl bitten, Herrn Hildreth eine Botschaft zu übermitteln, fuhr jener fort, des Inhalts, daß er die Folgen seiner Verhaftung nicht zu fürchtenbraucht, wenn er an dem Verbrechen schuldlos ist. Sagen Sie ihm, daß sich jemand seiner Sache annehmen will, der sein Wort zum Pfande setzt, er werde nicht ruhen und rasten, bis er den Schuldigen entdeckt und den Unschuldigen von jedem Verdacht befreit habe.
Was? rief Ferris, verwundert über die ernste, entschlossene Haltung des jungen Mannes, dessen Wesen ihm bisher so gelassen und gleichmütig erschienen war. Sie teilen also Hickorys Meinung nicht, Sie sind zu andern Schlüssen gelangt als er?
Das bin ich, Hickory ist stolz darauf, den Verbrecher entdeckt zu haben. Deshalb zweifelt er nicht an Hildreths Schuld.
Und Sie?
Ich betrachte die Schuld noch als offene Frage. Doch räume ich das nur Ihnen gegenüber ein. Mein Anteil an der Sache muß überhaupt geheim bleiben, wenn ich die Fährte weiter verfolgen soll, auf welche ich geraten zu sein glaube. Es darf in hiesiger Stadt niemand etwas davon erfahren, dazu bin ich dem Inspektor gegenüber verpflichtet, auch verlangt es das Interesse des Falles selbst. Die Aufgabe, welche ich freiwillig übernehme, ist nichts weniger als angenehm; erleichtern Sie mir dieselbe dadurch, daß Sie mir Ihr Vertrauen schenken. Lassen Sie mich meine Nachforschungen allein anstellen, bis ich die unerschütterliche Ueberzeugung erlange, daß nicht Valerian Hildreth der Mörder von Frau Klemmens ist, sondern jemand, der mit ihm und seinen Interessen auch nicht das geringste zu schaffen hat.
Sie wollen also den Fall übernehmen?
Ja, Herr Anwalt, entgegnete Byrd kurz.
Durch diesen Entschluß zerstörte er den seligen Liebestraum, der ihn umgaukelt hatte.
Zweites Buch.
Zwölftes Kapitel.
Byrd war sich wohl bewußt, daß er bei seinem Gespräch mit Imogen Dare etwas unterlassen hatte, was keiner seiner Kollegen an seiner Stelle versäumt haben würde, nämlich, den Namen dessen auszusprechen, welchen er im Verdacht hatte, der Mörder der Frau Klemmens zu sein. Hätte er dies getan, hätte er Craik Mansell erwähnt oder auch nur eine leise Anspielung auf ihn, den Neffen der Witwe, einfließen lassen, vielleicht würde dann das heftig erregte Mädchen durch ein Zeichen, einen Ausruf ihrerseits seine Vermutung zur Gewißheit gemacht und ihm die Grundlage geliefert haben, auf welcher er seine weiteren Pläne bauen konnte.
Aber dies Mittel, seinen Zweck zu erreichen, widerstand seiner ritterlichen Natur. Er war nicht nur Detektiv, er war auch Mensch. Zudem zweifelte er nach der angestellten Probe kaum mehr, daß sein Argwohn richtig sei.
Er brauchte nur noch zu untersuchen, ob die Tatsachen damit in Einklang ständen, eine Aufgabe, der er sich sofort zu unterziehen beschloß, mochte die Erfüllung der unwillkommenen Pflicht ihm auch noch so schwer fallen.
Zwei Fragen galt es vor allem zu beantworten. Erstens: war der Herr, mit dem Imogen Dare die Zusammenkunft im Bahnhof zu Syrakus gehabt, und der von Fräulein Firman erwähnte Neffe wirklich eine und dieselbe Person? Zweitens: ließen sich Beweise beibringen, daß dieser Neffe zurzeit, als die Mordtat verübt wurde, sich im Hause der Frau Klemmens, oder in der Nähe desselben befunden hatte?
Um sich auf die Feststellung dieser zwei Punkte gründlich vorzubereiten, begab sich Byrd nochmals in das Haus der Witwe, dessen innere Einrichtung und äußere Umgebung er einer genauen Untersuchung unterzog. Dabei kam er zu der Ueberzeugung, daß, wenn ein anderer als Valerian Hildreth die Tat begangen hatte, der Mörder sich schon im Hause befunden haben müsse, als jener es betrat.
Das Haus besaß drei Eingänge: die Vordertür war von Hildreth, ohne daß Frau Klemmens es wußte, bewacht; auf dem Weg zur Küchentür befand sich der Hausierer in dem kritischen Augenblick, und die Tür zum Eßzimmer, obwohl allem Anschein nach unbeobachtet, war so gelegen, daß die Witwe, welche an der Uhr stand, als der Angriff erfolgte, den Eintretenden jedenfalls hätte sehen oder hören müssen.
Die Annahme, der Mörder könne durch die Küchentür hereingekommen sein, nachdem der Hausierer sich entfernt hatte, war so unwahrscheinlich, daß sie kaum in Betracht kam. Es lag daher auf der Hand, daß er sich schon früher eingeschlichen und entweder auf Frau Klemmens im Eßzimmer gelauert hatte, als sie dieses nach der Unterredung mit Hildreth betrat, oder vom oberen Stock auf der Treppe herabgekommen war, die
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