Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
Vom Netzwerk:
DerRechtsanwalt sah bleich und angegriffen aus und fragte voll Unruhe, ob es wahr sei, daß außer Hildreth jetzt noch ein anderer des Mordes der Witwe Klemmens verdächtigt werde. So sah sich denn Ferris zu der unerwünschten Erörterung genötigt. Er konnte seinem Freunde die verlangte Auskunft nicht verweigern und teilte ihm auf dessen stets dringender werdende Fragen nicht nur mit, daß ein starker Verdacht gegen den Neffen der Frau Klemmens vorliege, sondern auch, daß es hauptsächlich Fräulein Dare gewesen sei, durch welche die Aufmerksamkeit der Behörden auf Craik Mansell geleitet worden. Orkutt sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Aber das ist ja unmöglich; was kann sie von dem Morde wissen! rief er erregt, und der Bezirksanwalt erkannte mit steigender Verlegenheit, daß jener über Imogens Verhältnis zu Mansell völlig im Dunkeln sei.
    Das Zeugnis des Fräuleins ist in der Tat von großer Wichtigkeit, erwiderte er. Verlangen Sie aber nicht, daß ich mich noch näher darüber auslasse; Sie erfahren alles weitere am besten von ihr selbst. Mir ist die ganze Sache in hohem Grade peinlich; wenn es sich irgend mit meiner Pflicht vereinbaren ließe, würde ich der jungen Dame, die Ihnen so nahe steht, sicher die Unannehmlichkeit eines öffentlichen Verhörs ersparen.
    Orkutt lächelte bitter. Und sie hat sich aus eigenem Antrieb erboten, Ihnen diese Beweise gegen Mansell zu liefern?
    Ja, ganz ohne mein Zutun.
    Der Rechtsanwalt hatte genug gehört. Mühsam seine Fassung bewahrend, verabschiedete er sich von Ferris. Für Imogens Handlungsweise gab es nach seiner Meinung nur eine Erklärung: sie hatte, getrieben von dem leidenschaftlichen Verlangen, Valerian Hildreth zu befreien, ein falsches Zeugnis abgelegt, um die Schuld auf einen andern zuwälzen. Die Worte ihres Abschiedsbriefes bestärkten Orkutt noch in diesem Argwohn. Für den Mann, den sie liebte, wie er nicht anders glauben konnte, war sie sogar bereit, einen Meineid zu begehen. Von Eifersucht gepeinigt, faßte Orkutt hundert verschiedene Pläne, um ihr Zeugnis zu entkräften, ihr wahnsinniges Vorhaben im Keime zu ersticken. Düster vor sich hinbrütend, wie es seine Gewohnheit war, seit ihn Imogen verlassen, saß er in seinem Studierzimmer und wieder und wieder klang es ihm in der Seele: Sie liebt ihn so unaussprechlich, daß sie willens ist, ihn durch einen Meineid zu retten.
    Endlich erhob er sich und verließ das Haus. Die Uhr hatte acht geschlagen, und ohne daß er sich selbst recht klar war, was er eigentlich beabsichtige, begab er sich nach Professor Darlings Villa und ließ Imogen um eine Unterredung bitten.
    Sie weigerte sich zuerst, ihn zu empfangen, und als sie seiner wiederholten Aufforderung endlich Folge leistete, zeigte ihre stolz abweisende Miene nur zu deutlich, welche Ueberwindung es sie koste, sein Verlangen zu erfüllen.
    Er war darauf gefaßt, sie kühl und unnahbar zu finden. Imogen, was haben Sie getan? rief er ohne weitere Vorbereitung, sobald sich die Türe hinter ihr geschlossen hatte.
    Herr Orkutt, entgegnete sie matt und niedergeschlagen, als ich Ihr Haus verließ, schrieb ich Ihnen, daß ich durch die Erfüllung einer unseligen Pflicht auf immer von Ihnen getrennt sei. Warum versuchen Sie die Kluft zu überbrücken, die uns scheidet?
    Was nennen Sie Ihre Pflicht? gab er zornig zurück. Reden Sie, ich will es wissen! Speisen Sie mich nicht länger mit leeren Ausflüchten ab, wo es sich um eine Lebensfrage handelt!
    Sie sagten mir in unserer letzten Unterredung, erwiderte sie, Valerian Hildreth könne nur frei werden, wennsich aufs überzeugendste herausstellte, daß ein anderer die Tat begangen hat. Ich glaubte die Beweise dafür in Händen zu haben und tat sie den Behörden kund, denn Hildreth muß um jeden Preis gerettet werden, hören Sie – um jeden Preis!
    Und in Ihrer rasenden Liebe für diesen Menschen wollen Sie einen Meineid schwören, wollen das Gericht glauben machen, daß Ihre erfundenen Beweise auf Wahrheit beruhen, und die Schmach auf den unschuldigen Mansell wälzen?
    Wie tief mußte ihr Stolz bereits gebeugt sein, daß sie solche Worte ohne Entrüstung anzuhören vermochte! Was ich sage, ist die Wahrheit, murmelte sie, ich habe nichts erfunden.
    Orkutt starrte sie mit ungläubigem Staunen an. Sie hatten wirklich Beweise gegen diesen Mansell, rief er, und haben Ihr Zeugnis zurückgehalten, obgleich der Mann, den Sie liebten, in Todesgefahr schwebte – das ist undenkbar!
    Sie stand einen

Weitere Kostenlose Bücher