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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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waren gerade die Summe, die er brauchte, um sein Glück zu begründen.
    Wenn das auch der Fall war, Imogen, ja, wenn er das selbst Ihnen gegenüber betont haben sollte, so sind solche Reden kein Beweis. Wollen Sie nicht bewirken, daß er verurteilt wird, so schweigen Sie davon.
    Der Unschuldige darf die Strafe nicht für den Schuldigen erleiden, sagte sie hart und streng.
    Orkutt schien die Bemerkung zu überhören.
    Ist das alles, was Sie mir mitzuteilen haben? fragte er.
    Ja, alles – und ich flehe Sie an, sagen Sie mir, was habe ich zu erwarten?
    Der Fall ist höchst merkwürdig, Imogen, erwiderte der Rechtsanwalt sichtlich erleichtert; mir ist in meiner Praxis noch kein ähnlicher vorgekommen. Jedenfalls ist abzuwarten, gegen welchen der beiden Männer die Große Jury die Anklageakte erläßt, ehe ich mich weiter darüber äußere.
    Und Sie glauben, daß noch ein Zweifel möglich ist?
    Ein Zweifel besteht immer, wenn der Beschluß von dem Urteil vieler abhängt. Kein Mensch kann jetzt vorhersehen, wer von den beiden Verdächtigen vor Gericht gestellt werden wird; mir scheinen die Indizienbeweise, welche gegen sie vorliegen, gleich stark. Weil Sie Mansell für den Schuldigen halten – –
    Daß er es ist, weiß ich nur zu gut, murmelte sie.
    Deshalb steht noch lange nicht fest, daß die Große Jury dieselbe Entscheidung trifft. Bis dahin wäre es ganz vergeblich, von Zukunftsplänen und Möglichkeiten zu reden.Leben Sie wohl, Imogen – wenn der Würfel gefallen ist, sollen Sie weiter von mir hören.
    Aus dem Abschiedsblick, den er ihr zuwarf, sprach das ganze Feuer seiner geheimen Leidenschaft. Er preßte ihre Hand an die Lippen und verließ eilends das Gemach.

Dreiundzwanzigstes Kapitel.
    Ganz Sibley war in Aufregung. Die Große Jury hielt Sitzung, und der Mord der Witwe Klemmens stand auf der Tagesordnung. Die Beratung fand bei geschlossenen Türen statt, und draußen vor dem Gerichtsgebäude drängte sich eine dichte Menschenmenge, die unter allerlei Mutmaßungen und Meinungsäußerungen ungeduldig harrte, daß der Name des Angeklagten an die Öffentlichkeit dringen sollte.
    Währenddessen war im Darlingschen Haus des Professors Tochter liebevoll um Fräulein Dare bemüht.
    Imogen, flehte sie in zärtlicher Besorgnis, sage mir nur ein Wort, vertraue mir an, was dich so schwer bekümmert. Warum bist du heute früh mit Papa nach dem Gerichtshof gegangen und dann halbtot vor Unglück und Enttäuschung wiedergekommen? Sage es mir oder ich sterbe vor Angst. Seit jenem Tage, als du mir bei dem Hochzeitskleide halfst, lastet ein furchtbarer Druck auf deiner Seele; sprich es aus, das wird dir Erleichterung gewähren.
    Laß mich, Helene, seufzte das unglückliche Mädchen, mein Kummer wird nicht durch Worte leicht. Es gibt Leiden, die der Mensch am besten allein trägt. Dein Weg ist sonnig und heiter, was weißt du von hoffnungslosem Seelenschmerz? Geh' und sei glücklich! Nur noch kurze Zeit, und ich weiß das Aergste. Habe Dank für deine Liebe, aber verlaß mich jetzt, vielleicht kann ich ruhiger werden.
    In tiefer Betrübnis entfernte sich das junge Mädchen, und Imogen blieb allein in ihrer entsetzlichen Spannung und Qual.
    Jetzt kam eine Botschaft.
    Ein Herr ist unten und wünscht Sie zu sprechen, meldete der Diener.
    Sie fand Orkutt im Empfangszimmer – ein Blick, und sie wußte alles.
    Wer ist es? – keuchte sie.
    Mansell! –
    Mehrere Minuten lang lehnte Imogen schon in sprachlosem Schmerz am Fenster. Jetzt trat Orkutt zu ihr heran.
    Hören Sie, Imogen! sagte er, ich muß eine Frage an Sie stellen, die der Antwort bedarf.
    Sie wandte sich nach ihm um, stumme Verzweiflung im Blick.
    Liegt es nach dem, was vorgefallen ist, noch im Bereich der Möglichkeit, hub er an, seine innere Bewegung gewaltsam niederkämpfend, daß von einer Heirat zwischen Ihnen und Craik Mansell die Rede sein kann, wie auch der Spruch der Geschworenen fallen mag?
    Sie zuckte zusammen, als hätte eine rauhe Hand ihre schmerzhafte Wunde berührt.
    Nein, klang es von ihren Lippen, wie können Sie fragen?
    Orkutts verstörte Züge erhellten sich.
    Dann darf ich Ihnen auch gestehen, sagte er, daß ich Sie nie heißer geliebt habe als heute, daß ich alles opfern würde, selbst meinen Stolz, um das Leid, das Sie erdulden, von Ihnen zu nehmen. Kann ich irgend etwas zu Ihrem Trost, Ihrer Beruhigung tun, Imogen, so sprechen Sie es aus.
    Wollen Sie ihm eine Botschaft von mir überbringen? stammelte sie.
    Selbst dazu bin ich bereit, erwiderte

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