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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Bestürzung der Freunde zu achten, schritt er hierauf nach der Tür, an welche schon mehrmals geklopft worden war, und öffnete. Byrd trat hastig ein; welche Botschaft er brachte, stand ihm im Gesicht geschrieben.
    Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen – begann er.
    Orkutt ist tot! fiel Ferris rasch ein.
    Der junge Detektiv verbeugte sich stumm.

Achtunddreißigstes Kapitel.
    Mansell saß in seiner Zelle, von düstern, unruhvollen Gedanken bestürmt. Er wußte, daß Orkutt tot war. Am frühen Morgen hatte es ihm der Gefängniswärter mitgeteilt und hinzugefügt, daß ein herabfallender Baumast den Rechtsanwalt in seinem eigenen Garten erschlagen habe. Die näheren Umstände blieben dem Angeklagten unbekannt.
    Auch als sich der Gerichtshof versammelte, um sich nach wenigen Minuten zu vertagen, erhielt Mansell keinen weiteren Aufschluß. Zwar sagte ihm ein unbestimmtes Gefühl, daß seine Sache durch den Tod des Verteidigers eher gefördert, als geschädigt worden sei, aber niemand fühlte sich veranlaßt, ihm dies Rätsel zu erklären.
    In dem einsamen Gefängnis empfand er die Ungewißheit doppelt qualvoll, und die Minuten wurden ihm zur Ewigkeit. So atmete er denn erleichtert auf, als etwa eine Stunde später der Wärter die Tür der Zelle öffnete, um einen fremden Herrn einzulassen. Mansell erhob sich rasch, in der Meinung, daß dies der neue Verteidiger sei, dessen Namen er aus einer ihm vorgelegten Liste aufs Geratewohl ausgesucht hatte. Aber der Fremde war kein Anwalt, wie der Gefangene sofort erkannte.
    Mein Name ist Gryce, sagte er, sich ihm freimütig nähernd; ich bin Detektiv. Der Bezirksanwalt, welcher durch die Ereignisse der letzten Tage einigermaßen in Verlegenheit geraten ist, hat sich an mich gewandt, weil er glaubt, meine Erfahrung werde ihm nützen. Es handelt sich darum, zu ermitteln, welche Person unter allen denen, die des Mordes der Frau Klemmens verdächtig sind, die Tat wirklich begangen hat. Zu diesem Zwecke sehen Sie mich hier; ich habe Erlaubnis erhalten, ungehindert mit Ihnen verkehrenzu dürfen. Nach Prüfung der Beweise, die gegen Sie vorliegen und infolge meiner sonstigen Erkundigungen, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß Sie unschuldig angeklagt sind. Wenn Sie sich nicht länger weigern wollten, gewisse Punkte aufzuklären, die noch im Dunkeln schweben, so könnte ich leicht –
    Verzeihen Sie, unterbrach ihn Mansell ernst, einem Detektiv habe ich keinerlei Mitteilung zu machen.
    Sie tun unrecht daran, wie ich Ihnen sogleich beweisen werde. Ohne Zweifel wissen Sie, daß Herr Orkutt von dem Baumast erschlagen wurde, als er gerade Fräulein Dare zum Gartentor begleitete.
    Der Gefangene war totenbleich. Ist das Fräulein verletzt? stammelte er.
    Gryce schüttelte den Kopf.
    Warum haben Sie es dann erwähnt?
    Weil es hierhergehört, war die Antwort. Wie Sie wissen, war außer Ihnen noch ein anderer Mann des Mordes verdächtig; warum hat man nicht lieber ihm den Prozeß gemacht? Einzig und allein deshalb, weil Sie sich weigerten, über Dinge Auskunft zu geben, die Sie naturgemäß imstande sein mußten, zu erklären. Woher stammte Ihre Zurückhaltung? Es gab nur einen denkbaren Grund dafür. Sie fürchteten, eine Person in die Untersuchung zu verwickeln, deren Ehre, deren Leben Ihnen teuerer ist, als Ihr eigenes. Wer kann das sein? Niemand anderes als die junge Dame, die gestern vor Gericht ausgesagt hat, sie selbst habe das Verbrechen begangen. Aus alledem ziehen wir den Schluß, daß Sie Fräulein Dare von Anfang an für Frau Klemmens' Mörderin gehalten haben.
    Je länger der Detektiv sprach, um so gewaltiger ward Mansells Erregung; bei den letzten Worten sprang er heftig empor.
    Wie können Sie das behaupten? rief er. Was wissenSie von meinen Gedanken und Ueberzeugungen? Ich trage sie nicht öffentlich zur Schau und posaune meine Gefühle nicht vor aller Welt aus. Sie haben kein Recht zu Ihren Vermutungen und können sie nicht beweisen.
    Vielleicht doch, entgegnete Gryce. Weshalb schwiegen Sie so lange über den Ring? – Sie wollten Fräulein Dare nicht Lügen strafen, indem Sie aussagten, daß Sie ihn nicht von ihr zurückerhalten hätten. Warum versuchten Sie sie gestern an ihrer Zeugenaussage zu hindern? Weil Sie voraussahen, daß sie in einem Geständnis enden würde. Warum machten Sie Ihre eigene Verteidigung zu nichte und verrieten, auf welche Weise Sie in 90 Minuten die Station erreicht hatten? Weshalb erklärten Sie sich nicht lieber einfach für schuldig? Weil Sie

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