Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
Sieh dich mal um.«
Leia blickte auf das Achterdisplay der Kommandobrücke und bemerkte, dass sie vor Staunen den Mund aufsperrte. Von der Oberfläche Bothawuis stiegen soeben mit hohem Tempo über hundert Schiffe auf: alles von Z-95-Kopfjägern bis zu Skipray-Kanonenbooten, sogar ein paar kleinere Großkampfschiffe. Und weitere Raumer drangen bereits durch die Atmosphäre. »Han!«, japste sie. »Was, um alles in der Welt, hast du gemacht ?«
»Wie ich schon sagte… ein wenig Diplomatie«, erwiderte er. »Mir ist eingefallen, dass Thrawn Lando und mir gegenüber erwähnt hat, Fey’lya hätte eine kleine Privatarmee in der Hinterhand. Das machte Sinn für mich, also rief ich das kleine Pelzknäuel an und bedeutete ihm, dass jeder Bothan, der dabei hilft, Bothawui zu retten, daraus Kapital schlagen könnte, wenn alles vorbei ist.«
»Und darauf hat Fey’lya all das losgeschickt?«, fragte Leia immer noch ungläubig.
»Nicht ganz«, erwiderte Han selbstgefällig. »Wie es sich ergab, war mein Funkspruch ziemlich lückenhaft. Wahrscheinlich Kampfschäden. Ich kann mir vorstellen, dass der halbe Planet mitbekommen hat, was ich zu ihm gesagt habe.«
Und schließlich verstand Leia. »Und natürlich wollte niemand dort, dass Fey’lya den ganzen Ruhm allein einheimst«, sagte sie mit einem dünnen Lächeln. »Habe ich dir in letzter Zeit eigentlich mal gesagt, dass du brillant bist?«
»Nein«, entgegnete er. »Aber das ist okay – du warst beschäftigt. Sind wir so weit?«
»Sind wir«, nickte Leia. »General Calrissian, die Flotte erwartet Ihre Befehle.«
Eine Minute lang schienen alle auf der Brücke reglos in Raum und Zeit zu verharren. Mufti Disra stand stocksteif am selben Fleck, ein paar Schritte von den beiden Zivilistinnen entfernt; seine Züge waren von Zweifel und Hass und vielleicht sogar von einem Hauch Angst verzerrt. Auch Major Tierce war auf halber Strecke auf der Kommandogalerie stehen geblieben und wandte sich mit einem undurchschaubaren Gesichtsausdruck Pellaeon zu. Captain Dorja und die Offiziere an den seitlichen Konsolen starrten ihn an, und sogar die Männer unten in den Mannschaftsschächten hatten irgendwie gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war und ihre Stimmen zu einem Tuscheln gesenkt.
»Admiral Pellaeon«, durchbrach Thrawns geschmeidig modulierte Stimme das Schweigen. Pellaeon hatte beinahe erwartet, dass er als erster die Sprache wieder finden würde. »Willkommen an Bord der Relentless . Ich fürchte ihre Ankunft ist uns entgangen.«
»So wie mir die Nachricht über Ihre Rückkehr«, konterte Pellaeon. Wie bei Tierce, so war auch der Ausdruck hinter den glühenden roten Augen unmöglich zu deuten. »Ich bin sicher, ein unbeabsichtigtes Versehen.«
»Stellen Sie die Entscheidungen des Großadmirals in Frage?«, knurrte Disra.
»Im Gegenteil«, versicherte Pellaeon ihm. »Ich hatte stets den höchsten Respekt vor Großadmiral Thrawn.«
»Und warum schleichen Sie sich dann auf diese Weise an Bord?«, wollte Tierce wissen, kam über die Galerie zurück und blieb neben der jüngeren der beiden Frauen stehen. »Haben Sie etwas zu verbergen? Oder irgendeinen finsteren verräterischen Auftrag zu erledigen?«
Pellaeon ließ den Blick mit Bedacht von dem Major zu den Frauen wandern, die neben ihm standen. »Ich fürchte, man hat uns einander noch nicht angemessen vorgestellt«, sagte er und beugte grüßend den Kopf. »Ich bin Admiral Pellaeon, der Oberkommandierende der Streitkräfte des Imperiums.«
»Das sind Sie allerdings nicht mehr«, grollte Disra. »Jetzt hat Großadmiral Thrawn den Oberbefehl.«
»Wirklich?«, entgegnete Pellaeon und betrachtete ihn kalt. »Ich wurde von keinem Wechsel des Kommandos informiert. Ein weiteres unbeabsichtigtes Versehen?«
»Geben Sie Acht, Admiral«, warnte Tierce leise. »Sie bewegen sich hier auf sehr glattem Boden.«
Pellaeon schüttelte den Kopf. »Sie irren, Major«, erwiderte er. »Was auch immer hier an glattem Boden zu finden ist, liegt unter Ihren Füßen.« Er sah Disra an. »Und unter Ihren, Euer Exzellenz.«
Dann ließ er den Blick zu dem Mann in der weißen Uniform des Großadmirals wandern. »Und Ihren… Flim.«
Disras Kopf fuhr herum, als hätte er gerade ein Stromkabel unter Hochspannung angefasst. »Wovon reden Sie da?«, verlangte er zu wissen. Doch in der Stimme des Mufti lag eine gewisse Unsicherheit, und seine Augen waren die eines Mannes, der unversehens seine unausweichliche Vernichtung auf sich zukommen
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