Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
Recht, und das wussten sie beide. »Das ist Erpressung, weißt du das?«
»Das ist gesunder Menschenverstand«, verbesserte sie ihn. »Jeder, wie er kann, erinnerst du dich?« Sie lächelte vage. »Oder brauchst du noch eine Lektion zu diesem Thema?«
»Erspare mir das«, entgegnete er mit einem Seufzen und strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange. »Okay, ich trage dich dort hinüber. Aber sei vorsichtig, ja?«
»Keine Sorge«, antwortete Mara, holte tief Luft und hakte ihr Lichtschwert vom Gürtel. »Fertig.«
Luke griff in die Macht hinaus und hob sie über das Geländer und die Kammer hinweg bis vor die Wand aus Transparistahl. Ihr Geist berührte den seinen, ihre Gedanken sagten ihm, dass sie bereit war. Er ließ sie ins Wasser hinab. Sie nahm noch ein paar tiefe Atemzüge, dann knickte sie in den Hüften ein und tauchte den Kopf unter die Oberfläche. Ein einziger Schlag mit den Beinen genügte, und sie war verschwunden.
Auf der anderen Seite der Galerie gab R2 einen nervösen Klagelaut von sich. »Ihr wird nichts geschehen«, versicherte Luke dem kleinen Droiden. Er umklammerte die oberste Strebe des Geländers und spähte ängstlich in das bewegte Wasser. Er konnte Maras Gedanken empfangen, während sie an der Wand auf und ab schwamm und wohl überlegte kurze Schnitte mit dem Lichtschwert ausführte. Er griff weiter hinaus und spürte den Wechsel der Strömung, als das Wasser durch die Spalten einzusickern begann.
Wenn das Wasser in der Nische so schnell anstieg, dass es den Generator erreichte, ehe sie fertig war…
»Komm schon, Mara. Komm schon«, murmelte er vor sich hin. »Das reicht so. Nichts wie weg.«
Er empfing ihren abschlägigen Gedanken. Sie glaubte, die Wand sei noch nicht ausreichend bearbeitet. Luke unterdrückte Ungeduld und Furcht; die Gesichter von Callista und Gaeriel schwebten vor ihm. Erst vor einer Woche hatte er sich eingeredet, dass er Mara niemals würde lieben dürfen und dass eine derartige Annäherung seinerseits sie unweigerlich großen Gefahren aussetzen würde.
Doch er war diesem Entschluss untreu geworden. Und schon hatte das, was er tat oder auch nicht tat, sie in Gefahr gebracht. Er spürte etwas in ihrem Innern aufflackern, das sich mit der Furcht und dem Gefühl der Bedrohung vermischte, die in ihm wuchsen und ihn zu ersticken drohten…
… und dann durchbrach ihr Kopf die Wasseroberfläche. »Geschafft«, keuchte sie.
Er trug sie bereits davon, ehe sie das Wort noch vollständig ausgesprochen hatte. Er hob sie über das Geländer, ließ sie bäuchlings flach auf dem Gesims nieder und streckte sich, als sie den Boden berührte, schützend über ihr aus. »Wie lange noch?«, fragte er und griff in die Macht hinaus, da er einen schwachen Schild erzeugen wollte, der ihnen wenigstens als ein geringer Schutz gegen die bevorstehende Explosion dienen sollte.
»Es könnte jeden Moment so weit sein«, antwortete Mara. Ihre Stimme wurde von der Felswand, der sie sich zuwandte, gedämpft. »Ach, und übrigens, nur zur späteren Erinnerung: Vielleicht könntest du dir einmal keine Sorgen um mich machen, bloß weil du Angst hast, mir könnte was geschehen. Hast du das kapiert?«
Luke verzog vor Verlegenheit das Gesicht. »Das solltest du eigentlich gar nicht mitbekommen.« Er vernahm hinter sich ein Splittern und das Gurgeln von Wasser, als die Wand aus Transparistahl zusammenbrach…
Und selbst durch die fest zusammengepressten Augenlider konnte er sehen, wie der Generator mit einem grellen Blitz in die Luft flog.
Das Geräusch der Detonation war halb erstickt, doch das Tosen der Flutwelle, die sie überrollte, machte dies mehr als wieder wett. Das Wasser wogte und wirbelte rings um sie, hob sie mühelos empor und warf sie ungestüm zwischen der Felswand, dem Gesims und dem Geländer hin und her. Luke hielt Mara wild entschlossen fest und wünschte sich, er hätte R2 irgendwo angebunden.
Und dann sanken die tobenden Wassermassen ebenso schnell, wie sie über sie gekommen waren, und gaben sie, übersät mit blauen Flecken und klatschnass, aber unversehrt, wieder frei. Luke schüttelte sich das Wasser aus den Augen und blickte in die Kammer hinaus.
Er hielt den Atem an. Nur eines der Leuchtpaneele in dem Raum hatte die Explosion heil überstanden, doch auch in dem schwachen Licht konnte Luke erkennen, dass der Wasserspiegel jetzt rapide sank. »Mara, sieh nur, es hat funktioniert.«
»Hol mich die Kessel-Route«, gab sie zurück und spuckte Wasser. »Und jetzt?
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