Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
haben«, antwortete Parck mit einem Achselzucken. »Aber wie alles andere, das die Leute über Thrawn zu wissen glauben, ist diese spezielle Geschichte nicht ganz vollständig.«
»Ist das so?«, gab Mara zurück, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schlug die Beine übereinander, eine Haltung, deren mutwillige Hilflosigkeit ein misstrauisches Gegenüber beruhigen sollte. Mit derselben Bewegung rückte sie den Sessel ein kleines Stück weiter nach hinten, um versuchsweise dessen Gewicht zu prüfen. Er war leider sehr schwer, was ausschloss, dass sie ihn als plötzliches Wurfgeschoss benutzen konnte. »Ich habe allem Anschein nach ausreichend Zeit. Warum erzählen Sie sie mir nicht von Anfang an?«
Stent legte Parck eine Hand auf die Schulter. »Admiral, ich bin nicht überzeugt…«
»Das ist schon in Ordnung, Stent«, beruhigte Parck ihn, ohne Mara aus den Augen zu lassen. »Wir können kaum mit ihrer Hilfe rechnen, solange sie nicht sämtliche Fakten kennt, nicht wahr?«
Mara runzelte die Stirn. »Meine Hilfe wobei?«
»Das alles begann vor mehr als einem halben Jahrhundert«, begann Parck, der ihrer Frage keinerlei Beachtung schenkte. »Damals, als das Outbound-Flugprojekt vorbereitet wurde, kurz vor Ausbruch der Klon-Kriege. Das war natürlich vor Ihrer Zeit, und ich weiß nicht, ob Sie überhaupt jemals davon gehört haben.«
»Ich habe über das Outbound-Flugprojekt gelesen«, erklärte Mara. »Eine Gruppe Jedi-Meister entschloss sich, zu einer anderen Galaxie aufzubrechen, um herauszufinden, was sie dort erwartete.«
»Ihr Fernziel war tatsächlich eine andere Galaxis«, nickte Parck. »Aber noch ehe die eigentliche Expedition begann, wurde beschlossen, ihr Raumschiff zunächst auf eine, sagen wir… Erkundungskreuzfahrt zu schicken: in einer großen Kreisbahn durch einen Teil der riesigen Unbekannten Regionen unserer eigenen Galaxis.«
Er deutete mit einer Handbewegung auf Stent und die Wachen. »Eine Route, die sie, wie sich bald herausstellte, durch die Ausläufer eines Gebietes führte, das von den Chiss kontrolliert wurde.«
Chiss ? So also nannten sie sich selbst. Mara durchsuchte ihr Gedächtnis nach diesem Namen, prüfte es auf irgendeine Bemerkung, die der Imperator über diese Spezies gemacht haben mochte. Nichts. »Und die Chiss hatten an dem Tag keine Lust, gute Gastgeber zu sein?«
»Die herrschenden Familien der Chiss erhielten nie die Gelegenheit, sich für die eine oder andere Alternative zu entscheiden«, sagte Parck. »Palpatine war damals bereits zu dem Schluss gelangt, dass die Jedi-Ritter eine ernste Bedrohung der Alten Republik darstellten, und hatte daher Angriffsstreitkräfte in die Region entsandt, die sich des Outbound-Flugprojekts annehmen sollten, sobald das Schiff sich zeigte.«
»Und die waren zur Stelle und gerade damit beschäftigt, ihren Hinterhalt zu legen, als Thrawn sie fand.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie müssen die Situation verstehen, Mara, um das Folgende wirklich würdigen zu können. Auf der einen Seite handverlesene Einheiten von Palpatines Privatarmee, die mit fünfzehn erstklassigen Schlachtschiffen ausgerüstet waren; auf der anderen Seite Commander Mitth’raw’nuruodo von der Erweiterten Verteidigung der Chiss und vielleicht zwölf kleine und unbedeutende Raumer der Grenzpatrouille.«
»Ich weiß das sehr wohl zu würdigen«, fiel Mara ein, die ein Schaudern unterdrückte. »Wie schlimm hat Thrawn sie niedergemetzelt?«
»Vollständig«, antwortete Parck. Das Gespenst eines Lächelns kräuselte seinen Mundwinkel. »Ich glaube, nur ein einziges von Palpatines Schiffen war danach noch in der Lage zu fliehen. Und das auch nur, weil Thrawn ein paar der Invasoren am Leben lassen wollte, um sie verhören zu können. Zum Glück für dieses eine Schiff, und eines Tages auch für die gesamte Galaxis, denn unter den Überlebenden befand sich der Anführer der Eingreiftruppe, einer von Palpatines Beratern. Ein Mann namens Kinman Doriana.«
Mara schluckte. An diesen Namen erinnerte sie sich ganz gewiss. Er war Palpatines rechte Hand gewesen und angeblich einer der führenden Architekten seines Aufstiegs zur Macht. »Ja, davon habe ich gehört«, sagte sie.
»Das dachte ich mir«, erwiderte Parck nickend. »Als Berater blieb er meistens im Hintergrund – nur sehr wenige kannten seinen Namen, ganz zu schweigen von seiner Stellung und seinem Einfluss. Aber unter denen, die Bescheid wussten, wurde bisweilen spekuliert, dass sein früher Tod eine Lücke
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