Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
während sie vorsichtig die Falltür aus dem Loch hoben. »Bei der Stimmung, die hier zur Zeit herrscht, würden sich die Bothans doch vermutlich auf jeden brechenden Zweig stürzen.«
»Nein«, sagte Navett und starrte in das Loch. »Nein, sie ist nicht der Typ für anonyme Hinweise. Ich nehme an, dass sie, aus welchem Grund auch immer, beschlossen hat, diese ganze Angelegenheit persönlich zu nehmen. Professioneller Stolz vielleicht… ich habe keine Ahnung. Jedenfalls hat sie das hier in ein privates Duell zwischen sich und uns verwandelt.«
Klif grunzte. »Ganz schön dumm.«
»Dumm für sie«, bekräftigte Navett. »Nützlich für uns.«
»Kann sein«, sagte Klif. »Und was jetzt?«
»Wir machen uns wieder an die Arbeit«, erklärte Navett und ließ sich in das Loch im Boden fallen. »Und wenn wir hier fertig sind«, ergänzte er und bohrte die Schaufel in den festen Untergrund zu seinen Füßen, »gehe ich und hole das Xerrol-Gewehr. Vielleicht nehmen wir dann morgen Abend ihre Einladung an und gehen auf eine Partie nach draußen.«
Gavrisom hob den Blick von Leias Datenblock, die Greifspitzen seiner Flügel fuhren rastlos über den Arbeitstisch an seiner Seite. »Und Sie glauben wirklich, dass er es ehrlich meint?«, fragte er.
»Absolut ehrlich«, antwortete Leia, die spürte, wie sich ihre Stirn krauste. Sie hatte mit einer um einiges positiveren Reaktion auf Pellaeons Friedensangebot gerechnet. »Außerdem habe ich die Zeugnisse geprüft, die er von den imperialen Muftis mitgebracht hat. Es war alles in bester Ordnung.«
»Oder schien in Ordnung zu sein«, entgegnete Gavrisom und schüttelte seine Mähne. »Es schien in Ordnung zu sein.«
Er blickte wieder auf den Datenblock und berührte die Steuerung, um das Dokument zum Anfang zurückscrollen zu lassen. Leia beobachtete ihn und versuchte den sonderbaren und unerwarteten emotionalen Konflikt zu begreifen, den sie in ihm wahrnahm. Das Ende des langen Krieges schien endlich in Sicht zu sein. Das war doch zweifellos eine Neuigkeiten, die wenigstens verhaltenen Optimismus verdiente.
Weshalb also war er nicht verhalten optimistisch?
Gavrisom sah wieder zu ihr auf. »Thrawn wird hier mit keinem Wort erwähnt«, stellte er fest. »Haben Sie sich bei Pellaeon danach erkundigt?«
»Wir haben kurz darüber gesprochen«, erwiderte Leia. »Er hatte bis zu dem Zeitpunkt noch keine Nachricht von Bastion erhalten, dass Thrawn das Oberkommando übernommen hat. Und er hatte keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Muftis ihm das Mandat, Friedensverhandlungen zu beginnen, wieder entzogen haben könnten.«
»Was beides nicht das Geringste bedeutet«, sagte Gavrisom. Sein Tonfall war mit einem Mal ungewöhnlich barsch. »Wenn Thrawn wieder aufgetaucht ist, sei es offiziell oder sonst wie, hat nichts hiervon irgendeine Bedeutung.« Er schlug mit einer Flügelspitze gegen den Datenblock.
»Ich verstehe Ihre Besorgnis«, entgegnete Leia, wobei sie ihre Worte mit Bedacht wählte. »Aber wenn dies keine Finte ist, könnte es sich um unsere letzte Chance handeln, diesen endlosen Krieg zu beenden.«
»Es ist mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Finte, Rätin«, presste Gavrisom hervor. »Dessen können wir uns alle sicher sein. Die Frage ist bloß, welchen Vorteil Thrawn sich davon erhofft.«
Leia ließ sich in ihren Sitz sinken. Dieses Aufflackern einer heftigen Empfindung vorhin… »Sie wollen gar nicht, dass Pellaeons Angebot ehrlich gemeint ist, nicht wahr?«, fragte sie. »Sie wollen , dass es lediglich eine Finte ist.«
Gavrisom wandte den Blick von ihr ab und ließ ein leises schnaubendes Seufzen hören. »Schauen Sie sich doch nur mal hier um, Leia«, sagte er ruhig und bog den Kopf, um aus dem Aussichtsfenster der Privatkabine zu blicken. »Sehen Sie sie doch an. Fast zweihundert Kriegsschiffe, Dutzende von Völkern, und jedes einzelne ist bereit, wegen seiner je eigenen Vorstellung, wie Gerechtigkeit für Caamas herzustellen ist, einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen. Die Neue Republik taumelt am Rande der Selbstzerstörung… und ich kann nichts unternehmen, um das zu verhindern.«
»Han hat eine Kopie des Caamas-Dokuments«, erinnerte Leia ihn. »Er wird damit morgen hier eintreffen. Dann dürfte sich die Lage beträchtlich entspannen.«
»Ich bin sicher, dass es so kommen wird«, pflichtete Gavrisom ihr bei. »Aber so wie die Dinge mittlerweile liegen, bin ich nicht gewillt, mich darauf zu verlassen, dass der Konflikt allein dadurch noch
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