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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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einerlei.

4
    Alice wurde von Gelächter in der Eingangshalle unten aus einem seichten Schlaf geholt. Frauengelächter. Ihr Vater musste mit den Cattermoles aus London zurück sein. Sie sah zur Uhr auf dem Kaminsims, sie hatte zwei Stunden geschlafen. Glücklicherweise waren sie und Mr Blake bequemer zum Haus zurückgekehrt, als sie es verlassen hatten. Sluce war bald nach Mr Blakes Verschwinden aufs Dach gestiegen, und Mr Bellows hatte die Kutsche geschickt. Ein Wagen hatte die Überreste der Flugmaschine zurückgebracht. Mr Bellows schienen Alices Verletzungen gleichgültig zu sein, er hatte sich lediglich Sorgen gemacht, eine Gehirnerschütterung könne dazu führen, dass sie ihre Beobachtungen bezüglich des Verhaltens der Maschine vergäße. Mr Blake war es gewesen, der darauf bestand, sie möge ein warmes Bad nehmen und sich ein wenig ausruhen.
    Alice legte sich die Hand an den Kopf. Sie spürte einen pochenden Schmerz an der Stelle, an der sie ihn sich angeschlagen hatte, aber wenigstens war ihr nicht mehr schwindelig. Die Wunde war unter ihren Haaren verborgen, und sobald das Blut abgewaschen war, war sie kaum mehr zu sehen gewesen. Ihrem Vater würde gewiss nichts auffallen. Nicht dass er sie überhaupt viel ansähe. Sie zog sich ein Kleid an und ging nach unten, um ihre Tanten zum Abendessen zu geleiten.
    Im Treibhaus waren die Lampen an und strahlten gespenstisch durch das verwilderte Blätterwerk, wie Lagerfeuer im Dschungel.
    »Alice, meine Liebe, wo bist du gewesen?«, sagte Tante Lambert. »Mr Blake hat nach dir gefragt. Er ist im Wintergarten. Vorhin ist er hier gewesen, aber er ist nicht lang geblieben. Eine Partie Whist, dann war er wieder fort. Ich glaube, er findet die Hitze recht drückend. Und das Blätterwerk vielleicht auch. Es gerät außer Kontrolle, weißt du? Und es zieht ganz eindeutig. Vermutlich ist eine Pflanze ins Freie durchgebrochen, meine Liebe. Dem muss Einhalt geboten werden.«
    Alice nickte. Der Ort wirkte so warm wie eh und je, doch die arthritischen Gelenke und steifen Rücken der Tanten waren so effektiv wie Barometer, wenn es darum ging, Veränderungen in der Luft des Treibhauses zu entdecken.
    »Mr Blake wollte eigentlich gar nicht Whist spielen«, sagte Tante Rushton-Bell, die ihre Karten lustlos mischte. »Er war nur höflich. So ein netter junger Mann.«
    In dem Moment trat der Fotograf persönlich in Erscheinung. »Ich habe mir doch gedacht, dass ich Ihre Stimme gehört habe, Miss Talbot. Wie fühlen Sie sich?«
    »Mir geht es ganz gut, danke«, sagte Alice. »Wir wollten gerade zum Abendessen hineingehen. Schließen Sie sich uns an?«
    »Ich glaube nicht. Ich muss noch arbeiten …«
    »Kommen Sie, Mr Blake, ein Mann muss doch essen!«, rief Tante Statham und drohte ihm mit dem Finger. »Sie arbeiten viel zu hart. Und eine alte Dame wie ich braucht einen stützenden Arm.«
    Mr Blake sah Alice an, doch diese hatte sich schon weggedreht. Mit Tante Rushton-Bell am Arm machte sie sich auf den Weg ins Haus. Tante Pendleton, Tante Lambert und Mrs Talbot die Ältere zogen in einer Prozession hinterher.
    »Ich glaube, Sie mögen Alice«, sagte Tante Statham mit gedämpfter Stimme, packte den Fotografen am Arm und steuerte ihn hinter den anderen her. »Ich sehe es Ihnen an, selbst wenn es sonst niemand tut. Ich bin nämlich Künstlerin. Ich habe ein Interesse an Physiognomie, und ich kann es Ihnen am Gesicht ablesen.« Sie blinzelte ihn kurzsichtig an. »Als Fotograf müssen Sie wissen, wie ausdrucksstark das Gesicht ist – trotz des Umstands, dass Ihre chemischen Porträts so gut wie jeden schielen und gereizt aussehen lassen.«
    Mr Blake lächelte.
    »Zweifellos halten Sie mich für freimütig.«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Das ist selbstverständlich das Privileg einer alten Dame.«
    »In der Tat.«
    »Nun denn.« Tante Statham packte ihn fester am Arm. »Lassen Sie sich eines gesagt sein: Seien Sie vorsichtig, Mr Blake. Sollten Sie Alices Herz brechen, werden Sie es mit mir zu tun bekommen. Das Mädchen lasse ich mir nicht nach Indien fortschicken, verstoßen von der Familie wie ihre Schwester.« Sie zog ein Spitzentaschentuch hervor und betupfte sich die Augen. »Lilian und Alice sind Zwillinge – na ja, Drillinge, aber die Dritte ist gestorben, wie Sie wahrscheinlich wissen. Sie auf diese Weise voneinander zu trennen, ja, es ist die reinste Grausamkeit. Ich werde es Edwin nie verzeihen, nie.«
    »Aber Miss Talbots Schwester hat geheiratet. Deshalb ist sie

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