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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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dachte er.
    Bei seiner Rückkehr in sein Zimmer im dak- Bungalow fühlte sich Mr Hunter zurückgewiesen und verwirrt. Wollte sie ihn nun oder nicht? Waren seine Annäherungsversuche zu ungeschickt? Zu übereilt? Zu selbstsicher? Sah er nicht gut genug aus? War er nicht reich genug? Er verdiente mehr als genug, um einen attraktiven Kandidaten abzugeben, entweder als Liebhaber oder als zukünftiger Ehemann, sollte sie einwilligen, den erbärmlichen, Insekten totschlagenden Fraser zu verlassen. Was seine Größe und sein Auftreten betraf, nun, er wusste, dass er eine gute Figur abgab. Er rieb sich mit der Hand über den glänzenden schwarzen Backenbart. Schmeckte sein Schnurrbart tatsächlich nach Curry? Sie hatte es mehr als einmal erwähnt. Er griff in die Tasche und zog ein Stück Seife hervor, das nach Zitronenpelargonie roch. Vielleicht wäre ihm damit geholfen.
     
    Und dann wurde eines Tages ein dak -Träger von einem Tiger gefressen. Die Europäer, die nach Monaten der Hitze und Untätigkeit gelangweilt und träge waren, erwachten zu neuem Leben, als sie über das Thema schwatzen konnten. Es hieß, die Bestie habe drei kleine Kinder aus Dörfern weiter im Landesinnern verspeist, habe sie aus dem Staub gerissen, in dem sie spielten, oder aus den Baracken, in denen sie lebten. Von wütenden Dorfbewohnern vertrieben und wahnsinnig vor Nahrungsmangel, terrorisierte sie jetzt das Land direkt um die Ansiedlung selbst. Vielleicht hatte sie sich auch Zutritt zu den Bungalows der Europäer verschafft?
    Mrs Ravelston behauptete, die Bestie in ebender Nacht auf ihrer Veranda knurren gehört zu haben. Mrs Birchwoode hatte gesehen, wie sie durch den Garten des Friedensrichters gepirscht war. Mrs Toomey sagte, ihr dhobi habe sich geweigert zu arbeiten, bis das Tier gefasst sei, damit es ihn nicht auf seinem Weg zum Brunnen anfiele. Lilian hingegen hatte den Tiger nie gesehen, ebensowenig Beweise, dass er sich immer noch in der Nähe aufhielt, und sie war in dem Monat beinahe jeden Tag auf Captain Forbes’ Pferd in der Umgebung unterwegs gewesen. Doch Captain Forbes verwehrte ihr nun die Benutzung seines Pferdes aus Angst, der Tiger könne es anfallen.
    »Es hat ganz den Anschein«, sagte Mr Birchwoode eines Abends, »als müssten wir das Untier erschießen. Wir können nicht hier sitzen und uns in unseren Häusern verkriechen.« Er rieb sich die Hände. »Das wird für ein bisschen Schwung sorgen.«
    Wie sich herausstellte, waren etliche Offiziere aus der Kaserne seiner Meinung. Trotz der drückenden Hitze organisierte man eine Jagdgesellschaft, die aus einer Gruppe einheimischer Träger, Mr Vine, Dr. Mossly und Selwyn, Captain Lewis, Captain Wheeler und Captain Forbes aus der Kaserne, Mr Toomey, Mr Ravelston und Mr Birchwoode von der Company sowie Mr Hunter bestand. Eine Reihe Damen beharrte darauf, mit von der Partie zu sein, und im Nu war aus der Jagd ein Ausflug geworden, komplett mit Trägern, ayahs, Köchen, Picknickkörben mit Speisen und Getränken und verschiedenen Transportmitteln, in die Mrs Toomey, Mrs Ravelston und Mrs Birchwoode ihre üppigen Hinterteile zwängten, zusammen mit der bescheidener proportionierten Lilian und einem widerwilligen und nervösen Mr Rutherford.
    Der Plan war, dass jedermann das Picknick genießen solle, bevor sich die Offiziere mit denjenigen Gentlemen, die über eine gewisse Erfahrung im Schießen verfügten, mit ihren Gewehren in einer Reihe postierten, während die Träger den Tiger im Buschwerk aufscheuchten und auf sie zutrieben. Mr Vine (der behauptete, das Töten von Tigern gehöre zu seinen Talenten) sowie Selwyn (der sich einer solchen Auszeichnung gern rühmen können würde ) und Mr Rutherford (der keinerlei Verlangen verspürte, einen Tiger zu Gesicht zu bekommen, tot oder lebendig, und keine Waffe besaß) würden die Damen verteidigen.
    Die Gesellschaft packte aus und ließ sich unter einem Akazienbaum nieder. Dienstboten entluden einen Fresskorb nach dem anderen und breiteten das Essen im Halbschatten der Äste aus. Der Umstand, dass der Tiger zuletzt gesichtet wurde, wie er einen Einheimischen noch nicht einmal eine halbe Meile von dem Platz entfernt zerfleischte, verlieh dem Ganzen ein Maß an Aufregung, das an Hysterie grenzte.
    »Ich hoffe, das Kerlchen hat keine Lust auf ein Stückchen hiervon«, sagte Mr Birchwoode und schwenkte eine Hühnchenkeule. »Das schmeckt ganz bestimmt besser als ein dürrer alter Inder.«
    »Weshalb sollte er ein Hühnchenbein wollen,

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