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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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diese Anstellung vermittelt. Also habe ich sie mitgebracht. Natürlich habe ich sie Ihrem Vater noch nicht gezeigt. Er hat keine Ahnung, dass ich sie habe.«
    »Wenn er davon wüsste, würde er Ihrer Karriere unverzüglich ein Ende setzen«, sagte Alice.
    »Das würde er?«
    »O ja. Er mag aufgeschlossen wirken, aber in Wirklichkeit geht das nicht über die scheinbaren Freiheiten hinaus, die er meinen Tanten und mir gewährt, und die Hingabe, mit der er sich der Erweiterung und Pflege der Sammlung widmet. Sie müssen doch wohl erraten haben«, sagte Alice, »dass Dr. Cattermole Ihnen diese Anstellung aufgrund Ihrer Intimitäten mit seiner Frau verschafft hat.«
    »Aber er hat es nicht gewusst !«, rief Mr Blake.
    »Können Sie sich da sicher sein? Weshalb sonst würde er Sie für eine Anstellung empfehlen, die kein absehbares Ende hat? Eine, bei der Sie gezwungen wären, einen Monat nach dem anderen in der wenig anregenden Gesellschaft einer hässlichen Jungfer und ihrer betagten Tanten zu verbringen?«
    »Aber Mrs Cattermole hat gesagt, dass sie oder was sie treibe, ihrem Ehemann völlig egal sei.«
    »Und Sie haben ihr geglaubt?«, schnaubte Alice verächtlich.
    »Sie hat mich verführt«, sagte er matt. »Sie hat darauf bestanden. Sie war – sie ist – hartnäckig. Ich bin hierhergekommen, um sie abzuschütteln.«
    »Und jetzt erwartet sie Sie oben.« Es fiel Alice schwer, das Lachen in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Das lässt Ihr Verlangen nach Äther geradezu bedeutungslos erscheinen.«
    »Ich habe Ihnen doch erklärt, dass ich mit dem Äther angefangen habe, um einschlafen zu können. Die Arbeit in der Leichenhalle war zum Teil so schrecklich … Die Bilder vom Operationstisch schienen mir ins Gehirn gebrannt zu sein. Äther hat mich an einen ganz anderen Ort gebracht. An einen schöneren Ort. Die Farben, die ich gesehen habe, die Visionen …« Er brach ab und legte den Kopf in die Hände. »Werden Sie Ihrem Vater diese Dinge über mich erzählen, Miss Talbot?« Verzweifelt zuckte Mr Blake mit den Schultern. »Natürlich werden Sie das. Sie selbst müssen sich ebenfalls in die Irre geführt vorkommen. Sie müssen mich verachten. Was kann ich nur tun, um Sie aufzuhalten?«
    »Es gibt da eine Sache, die Sie tun können«, sagte Alice.
    Er blickte hoffnungsvoll zu ihr auf. »Was? Was kann ich tun?«
    »Sie können mich heiraten.«

 

1
    Die Monate vergingen. In der Ferne brauten sich Wolken am Horizont zusammen, wo die Berge begannen, doch es kam noch immer kein Regen. Die Europäer beklagten sich über die Hitze, den Gestank, die Fliegen, die Habgier und Unehrlichkeit der Dienstboten. Lilian nahm an Gebeten in der Missionsgesellschaft, Bibellesungen im Hospital, Hymnen mit bekehrten Christen teil. Trotz wiederholter Bitten ihres Gatten, ließ Captain Forbes ihr auch weiterhin sein Pferd satteln, und während Selwyn unter dem punkah seine Nickerchen machte, brach sie immer noch mit ihrer Staffelei und den Farben in die Ebenen auf. Des Nachts traf sie Mr Hunter auf dem Basar. Lilian erzählte ihm nie, was passiert war, nachdem er sie im Haus ihres Vaters zurückgelassen hatte, und er fragte nie nach. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit darauf, alles zu lernen, was Mr Hunter über das Reisen durch Indien auf der Suche nach Pflanzen zu berichten hatte: die verschiedenen Sprachen, das unterschiedliche Terrain, die beste Art, einen Maulesel zu bepacken, die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und die Vielfalt und Bedeutung einheimischer Bräuche, die beste Kleidung für die Berge oder die Ebenen, die schnellste Methode, bei Regen ein Lagerfeuer zu entfachen. Mr Hunter hatte noch nie einen derart begeisterten Zuhörer gehabt. Im Gegenzug erlaubte Lilian ihm, sie bei der Hand zu halten und auf die Wange zu küssen. Einmal gestattete sie ihm sogar, ihre Brust zu drücken. Sie führte ihm die zukünftige Möglichkeit aufregender Intimitäten vor Augen, auch wenn sie sich unklar ausdrückte, wann sich die Gelegenheit zu diesen Intimitäten ergeben könnte.
     
    Was Mr Hunter betraf, so war er gleichzeitig fasziniert und enttäuscht. Er musste ständig an sie denken. Eines Abends erlaubte sie ihm, sie unter dem Niembaum im Garten ihres eigenen Bungalows zu küssen. »Ihr Schnurrbart schmeckt nach Curry«, sagte sie. Mr Hunter sah ihr sehnsüchtig nach, als sie ein langes, muskulöses Bein über das Fenstersims schwang und durch das Fenster ihres Schlafzimmers kletterte. Dieses Mal brauchten sie viel länger,

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