Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
Vom Netzwerk:
zusammen angepflanzt werden, mit einer Art Hochzeitszeremonie zur Feier ihres Bundes.«
    »Was werden die sich noch alles ausdenken?«, sagte Dr. Mossly. Und alle lachten und richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Festessen vor ihnen.
     
    Captain Wheeler schlug vor, Verstecken zu spielen. »Die Damen können sich verstecken, die Herren können suchen. Was meinen Sie?«
    Zwischen den Picknickabfällen lag bereits die eine oder andere leere Flasche. Im Laufe des Nachmittags war die Unterhaltung lauter geworden, das Gelächter zügelloser. Mr Toomey trug Mrs Ravelstons Hut. Mrs Birchwoode war bei dem Anblick vor Lachen ganz purpurrot angelaufen. Mrs Toomey hatte ein paar Blumen gepflückt und sie in Mr Birchwoodes Bart geflochten.
    »Er sieht aus wie eine Figur aus dem Sommernachtstraum! «, kreischte Mrs Ravelston.
    »Zettel!«, rief Mr Ravelston und machte sich daran, seine Nichte zu kitzeln, während alle vor Lachen brüllten.
    Dr. Mossly war mit weit geöffnetem Mund eingeschlafen. Der gewöhnlich so beherrschte Mr Vine hatte zugelassen, dass seine Enttäuschung, diesen Ausflug mit so vielen anderen teilen zu müssen, seine Selbstdisziplin untergrub, sodass seine Zähne in einem portweinbesudelten Lächeln entblößt waren. Die Offiziere, denen Mäßigung im Allgemeinen ein Fremdwort war, waren schon bald ausgelassen geworden. Captain Lewis hatte die anderen Offiziere dazu herausgefordert, Geranienstängel zwischen den Zähnen zu halten, und hatte damit geprahlt, er könne mithilfe seines Schwertes die Blüten mit verbundenen Augen abhauen. Captain Forbes hatte ein blutiges Ohr davongetragen, und Captain Wheeler hatte sich geweigert, woraufhin die anderen ihn angewiesen hatten, eine Geranie zu essen … Die Damen kreischten, als Captain Wheeler zu Boden gerungen wurde. Die Träger sahen ungerührt zu.
    »Wie sieht es aus?«, sagte Captain Wheeler, der Geranienblütenblätter ausspuckte. »Wir Herren zählen bis zwanzig, und Sie Damen laufen weg und verstecken sich. Wir werden Sie wie Hunde in einem Kaninchengehege hetzen.« Und mit diesen Worten warf er den Kopf zurück und jaulte, sodass alle erneut in Gelächter ausbrachen.
    Mrs Birchwoode wurde von Miss Bell und Mrs Toomey auf die Beine gezogen.
    »Nun mach schon, Libby!«, rief ihr Gatte. »Wir haben schon bis fünf gezählt.«
    Lilian folgte Mrs Birchwoode und Mrs Toomey durch die senkrechten Wurzeln des Banyanbaumes. Die Männer hatten bis zwölf gezählt. Mrs Birchwoode sackte gegen die Buddhastatue. Mrs Toomey, die ihre Freundin nicht zurücklassen wollte, duckte sich hinter dem breiten glänzenden Stamm des Pepulbaumes. Lilian ließ beide zurück, hastete weiter und trat in das helle Licht des Nachmittags. Sie atmete tief durch. Welch Erleichterung es war, wegzukommen, selbst wenn es sich nur um ein paar Minuten handelte. Vielleicht sollte sie einfach immer weiter laufen und niemals stehen bleiben. Irgendwo vor ihr hörte sie Wasser über Felsen plätschern, irgendwo hinter ihr brüllte Captain Wheeler gerade, dass die Gentlemen kämen, »ob Sie nun versteckt sind oder nicht!«. Zu ihrer Linken wippte ein gewaltiger Rhododendron anmutig über dem Boden, seine Blätter wieder und wieder mit großen karmesinroten Blüten gekrönt. Lilian stürzte sich in den Strauch und bahnte sich mühsam einen Weg durch seine schweren, tiefhängenden Äste.
    Als sich das Blätterwerk hinter ihr schloss, kamen Schritte den Pfad entlang, begleitet von schwerem Atem. Lilian sah, wie Miss Bell vorübereilte, die Hand an der Seite, wo ihr Korsett am engsten war. Ihre Haube saß schief, und ihre Wangen waren gerötet. Miss Bell blieb kurz stehen und blickte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war. Sie stöberte in ihrer Tasche und zog ein Taschentuch hervor, das sie gezielt mitten auf den Weg legte. In der Ferne erkannte Lilian das Rot einer Offiziersjacke. Der Soldat bahnte sich schnell einen Weg durch den Banyanbaum in ihre Richtung. Als Miss Bell über die Schulter sah, zuckte sie bei dem Anblick zusammen. Ihre seitlich zugeknöpften Stiefel huschten über den Pfad, und mit etwas Krinolinengeraschel und einem gekeuchten »Oh!« war sie verschwunden.
    Nach einer Minute kam Captain Wheeler angerannt und verfolgte Miss Bell wie ein Windhund einen Hasen. Er griff nach dem Taschentuch und betrachtete die Initialen. Er schnüffelte daran und stieß ein Hundejaulen aus, was nicht weit entfernt einen Kicheranfall auslöste.
    Doch jetzt näherten sich weitere Schritte. Ein

Weitere Kostenlose Bücher