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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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gründliches, aber unergiebiges Räuspern verriet Lilian, dass es sich um Mr Vine handelte. Sie blieb weiter in ihrem Versteck, und, richtig, einen Augenblick später erschien der Friedensrichter. Lilian hielt den Atem an. Würde er vorübergehen? Aber nein. Mr Vine war stehen geblieben. Er sah sich nach möglichen Verstecken um, und sein Blick ruhte so lange auf dem Rhododendronstrauch, dass es den Anschein hatte, als starre er sie direkt an.
    In dem Moment knackte ein Zweig. Lilian drehte sich halb um, doch Männerarme schlangen sich um ihre Taille und hielten sie fest, bevor sie etwas sagen oder tun konnte. Mr Hunter presste seine Lippen an ihr Ohr und flüsterte: »Sie sollten besser nicht losschreien, es sei denn, Sie möchten, dass Mr Vine meinen Platz einnimmt.« Und dann war sein Mund auf dem ihren, sodass sie nicht hätte rufen können, selbst wenn sie gewollt hätte.
    Einen Augenblick lang war Lilian wütend. Wie arrogant er war! Weshalb war ihr diese Eigenschaft nie aufgefallen, als er sich im Haus ihres Vaters aufgehalten hatte? Schließlich hatte Alice sie unzählige Male darauf hingewiesen. Doch sie hatte nicht hingehört, so überzeugt war sie gewesen, dass er in sie verliebt war. Und weshalb hätte sie auch nicht überzeugt sein sollen? Hatte er es nicht oft genug beteuert? Welche Lügner Männer doch waren.
    Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, zornig zu sein, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Sie musste Herrin der Lage bleiben, was immer geschähe. Lilian entspannte sich in seinen Armen. Alles würde gut werden, ermahnte sie sich. Diesmal ließe sie sich nichts vormachen. Abgesehen davon war Mr Hunter zweifellos ein attraktiver Mann und ein überaus interessanter Gefährte. Sie erwiderte seinen Kuss und seine Umarmung mit augenscheinlicher Leidenschaft.
     
    Über Lilians Schulter sah Mr Hunter durch eine Lücke im gepanzerten Blätterwerk des Rhododendrons, wie Mr Vine den Kopf hob und lauschte. Mr Vine wischte sich erneut über die Stirn und fächerte sich lustlos mit dem Taschentuch Luft zu. Unter dem Rhododendron küsste Mr Hunter Lilians Hals. Ihr stockte der Atem, als er ihre linke Brust durch den dünnen Stoff ihres cholis drückte und den losen Sitz ihres Saris ausnutzte, um seine Finger zwischen ihre Beine gleiten zu lassen. Lilian biss ihn ins Ohr. Mr Hunter wand sich. Mr Vine, der eben hatte weitergehen wollen, zögerte. Er besah sich den Rhododendron nochmals genau.
    »Mrs Fraser?«, sagte er hoffnungsvoll. »Mrs Fraser?«
    Lilian und Mr Hunter standen reglos da, die Arme umeinander geschlungen. Mr Hunter küsste sie erneut, begierig und selbstbewusst, trotz Mr Vines Nähe. Er drückte sie gegen den Stamm des Rhododendrons (was ihm aufgrund der Anordnung der Äste einige Schwierigkeiten bereitete).
    »Mrs Fraser?«, zischte Mr Vine, der auf einmal eindringlich klang. »Sind Sie das?«
    »Ist sie dort, George?«, erklang eine andere Stimme. Lilian erkannte den kleinlauten Tonfall Dr. Mosslys wieder. »Mrs Fraser, sind Sie da drin?«, rief der Arzt. »Kommen Sie heraus. Das Spiel ist aus.« Er lauschte einen Augenblick. Dann folgte ein: »Ich glaube, Sie müssen sich irren.«
    Im Innern des Rhododendrons spreizte Mr Hunter Lilian mit dem Knie die Beine. »Heirate mich«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Heirate mich, und geh mit mir fort. Fort von Kushpur und all diesen grässlichen Leuten.« Er küsste sie noch einmal, sodass sie zuerst nicht antworten konnte, und strich ihr mit dem Daumen über die Brustwarze. Lilian keuchte auf. Mr Hunter kniff sie liebevoll in die Gesäßbacke. Da er Schweigen mit Einwilligung verwechselte, machte er sich daran, seine Breeches aufzuknöpfen. Das Blut brauste ihm in den Ohren, seine Hände zitterten vor Aufregung, und er konnte an nichts denken als an das, was gleich geschähe. Er hatte so lang gewartet, hatte wochenlang keine Basarprostituierte besucht, so sehr war er darauf erpicht, seinen Preis zu erringen. Und jetzt, da er ihn sich gerade sichern wollte, ließen diese beiden alten Narren sie nicht in Frieden. Er hatte gute Lust, ihnen zu befehlen, wegzugehen und ihn in Ruhe mit ihr schlafen zu lassen. Doch da befreite sich Lilian unvermittelt aus seiner Umarmung und glitt, wie eine Rauchschwade in der Brise, an ihm vorbei (er hatte keine Ahnung, wie es ihr gelang, da auf einmal überall Äste hervorzukommen schienen). Er versuchte, sie aufzuhalten, sie zu erhaschen, doch seine Breeches hatten sich wie Fußfesseln um seine Knöchel gelegt, und er

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