Handy-Falle
sie und versuchte, ganz locker zu klingen.
»Freut mich«, sagte der Junge. »Ich bin Stefan, Franziskas Bruder.«
Er wandte sich zum Gehen, und Marie überlegte fieberhaft, wie sie ihn in ein Gespräch verwickeln konnte. In diesem Moment wurde die Tür zu Franziskas Zimmer aufgerissen und Franziska erschien im Türrahmen.
»Da bist du ja endlich!«, begrüßte sie Marie vorwurfsvoll. »Wir warten schon eine Ewigkeit auf dich. Ich hab total spannende Neuigkeiten!«
»Na dann, viel Spaß noch«, sagte Stefan, lächelte Marie und Franziska zu und verschwand auf der Treppe.
Marie wollte noch irgendetwas Nettes zum Abschied sagen, bekam aber keinen Ton heraus. Sie starrte Stefan stumm hinterher.
»Was ist denn jetzt?«, fragte Franziska ungeduldig. »Kommst du? Oder bist du auf dem Flur festgewachsen?«
Marie sah Franziska verwirrt an. »Äh … was? Quatsch, natürlich nicht. Ich komm ja schon.« Sie warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick in die Richtung, in der Stefan verschwunden war, dann drehte sie sich um.
Als sie Franziska gerade in ihr Zimmer folgen wollte, kam jemand mit schnellen Schritten die Treppe hinauf. Leider war es nicht Stefan, sondern ein ungefähr sechzehnjähriges Mädchen mit langen, roten Haaren. Sie sah ausgesprochen gut aus, und Marie betrachtete neidisch ihre flammend rote Lockenmähne. Das Mädchen würdigte Marie und Franziska keines Blickes, sondern ging schnurstracks in das Nebenzimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Kurz darauf dröhnte laute Musik aus dem Zimmer.
Franziska verdrehte genervt die Augen. »Darf ich vorstellen: Das war meine Schwester Chrissie, die größte Zicke der Welt.«
»Nicht gerade die Freundlichkeit in Person, deine Schwester. Sie hätte ja wenigstens mal hallo sagen können«, stellte Marie fest und betrat Franziskas Zimmer. Kim saß auf dem Bett und winkte ihr zu.
»Keine Ahnung, was die schon wieder für Probleme hat. Bei Chrissie weiß man nie, woran man ist«, sagte Franziska und schloss die Tür hinter sich. »Sie ist wahnsinnig launisch. In letzter Zeit noch mehr als sonst. Wegen jeder Kleinigkeit brüllt sie herum. Gestern hat sie mich sogar angeschrien, weil sie dachte, ich wäre an ihr Handy gegangen.« Franziska schüttelte den Kopf. »Als wenn ich mich für ihre Anrufe interessieren würde. Na ja, vielleicht hatte sie mal wieder Zoff mit ihrem Freund. Die beiden streiten sich andauernd. Keine Ahnung, wie Bernd es so lange mit ihr aushält.«
»Klingt ja nicht gerade nach einer glücklichen Beziehung«, sagte Kim.
Dann lächelte sie Marie zu. »Schön, dass du da bist. Wir dachten schon, du kommst nicht mehr. Hätte ja sein können, dass du es dir anders überlegt hast.«
»Quatsch. Beim Aerobic hat’s heute länger gedauert«, erklärte Marie und ließ sich auf einem Sessel in der Zimmerecke nieder. »Und bis man mit dem Fahrrad hier draußen ist …«
»Ja, ja, schon gut«, unterbrach Franziska sie ungeduldig. »Können wir jetzt endlich anfangen? Ihr werdet nicht glauben, was ich gestern erlebt habe …«
Franziska begann aufgeregt zu erzählen, wie sie ihre Mitschülerin in der Umkleidekabine beim Klauen erwischt hatte. Kim hing an ihren Lippen und machte sich ab und zu Notizen in ein abgegriffenes Heft, auf dem in großen Buchstaben »Kims Detektivtagebuch« stand. Marie war in Gedanken immer noch mit Stefans umwerfendem Lächeln beschäftigt und hatte Schwierigkeiten, sich auf Franziskas Geschichte zu konzentrieren. Sie betrachtete versonnen die unzähligen Pferdeposter an den Wänden von Franziskas Zimmer und überlegte, ob Pferde vielleicht doch nicht so blöd waren. Sie stellte sich vor, wie es wäre, mit Stefan auszureiten. Ihre langen Haare würden im Wind wehen, und Stefan würde ihr verliebt zulächeln …
»Und? Was sagt ihr?«, fragte Franziska und sah erwartungsvoll von Kim zu Marie. »Das ist doch der Hammer, oder?«
Kim nickte. »Damit wäre der Fall wohl gelöst. Dass es so schnell gehen würde, hätte ich wirklich nicht gedacht.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Arme Anna. Es klingt so, als hätte sie ganz schöne Probleme.«
»Genau!« Franziska nickte eifrig. »Darum ist der Fall für mich auch noch lange nicht gelöst. Ich sag’s euch, da ist irgendetwas faul!«
Kim zuckte mit den Schultern. »Klar ist da was faul. Anna hat offensichtlich Geldprobleme. Vielleicht hat sie zu viel mit ihrem Handy telefoniert oder sich irgendwelche Klamotten übers Internet bestellt und jetzt eine saftige
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