Handy-Falle
sonnenklar!«
»Aber bis dahin ist Anna längst über alle Berge«, erwiderte Franziska säuerlich.
Kim überlegte einen Moment, dann sagte sie zu Franziska: »Du folgst Anna. Lass sie nicht aus den Augen, bis sie wieder zu Hause ist. Marie und ich bleiben hier und kümmern uns um den Briefumschlag.«
Franziska nickte. »Alles klar.« Sie verschwand zwischen den Büschen, ohne weitere Fragen zu stellen.
Kim sah ihr erstaunt nach. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie andere so gut herumkommandieren konnte. Sie verließ das Versteck hinter der Ruine und ging auf das Grab mit dem Engel zu. »Jetzt wollen wir doch mal nachsehen, was in diesem geheimnisvollen Briefumschlag ist.«
Marie folgte ihr. »Bist du sicher, dass uns niemand beobachtet?«, fragte sie und sah sich um.
»Das Risiko müssen wir eingehen.« Kim ging vor dem Engel in die Hocke und tastete zwischen dem Efeu nach dem Umschlag. »Da ist er ja!« Triumphierend hielt sie einen blütenweißen Briefumschlag hoch.
»Mach schon auf!«, drängte Marie.
Der Umschlag war nicht zugeklebt. Kim griff hinein und zog mehrere Geldscheine heraus.
»Sieh dir das an!«, rief sie. »Geld! Und nicht gerade wenig.«
Marie beugte sich neugierig über Kims Schulter. »Wie viel ist es denn?«
Kim begann, die Scheine zu zählen. Es waren größtenteils Fünf- und Zehn-Euro-Scheine, von denen einige ziemlich mitgenommen aussahen.
»Genau hundert Euro«, stellte Kim fest. »Wahnsinn! Wo hat Anna bloß so viel Geld her?«
»Von der Bank bestimmt nicht«, sagte Marie fachmännisch. »Die Geldautomaten geben meistens keine so kleinen Scheine heraus. Und schon gar nicht, wenn sie so zerknittert sind wie diese hier. Ich sag’s dir, das Geld ist bestimmt geklaut.«
Nachdenklich steckte Kim die Scheine zurück in den Umschlag. »Das ist auf jeden Fall alles sehr merkwürdig. Warum versteckt Anna hier einen Briefumschlag mit hundert Euro?«
»Damit ihn irgendwer abholt, schätze ich«, sagte Marie. »Fragt sich nur, wer.«
»Der mysteriöse Handyanrufer!«, rief Kim. »Der Typ ruft Anna an und sagt ihr, wo sie das Geld deponieren soll. Er wählt dafür einen einsamen und abgelegenen Ort wie diesen alten Friedhof, um sicherzugehen, dass niemand sonst das Geld zufällig findet …«
»… und damit ihn niemand sieht, wenn er das Geld irgendwann abholt«, ergänzte Marie. Ihre Augen funkelten aufgeregt. »Du hast recht, es passt alles zusammen. Und es hört sich nach einer ziemlich krummen Sache an. Offenbar steckt wirklich mehr hinter Annas Diebstählen als eine zu hohe Handyrechnung.«
»Aber was?«, fragte Kim, während sie den Briefumschlag wieder unter die Efeuranken stopfte. »Ob sie erpresst wird? Und wenn ja, von wem?«
»Und womit?«, ergänzte Marie. »Anna muss irgendetwas auf dem Kerbholz haben, sonst wäre sie schließlich nicht erpressbar.«
Kim stand auf. »Stimmt, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Eins ist sicher: Dieser Briefumschlag ist eine superheiße Spur. Irgendwann wird der Erpresser hier auftauchen und ihn abholen. Und dann wissen wir, wer er ist.«
»Heißt das, du willst hier auf ihn warten?«, fragte Marie.
»Nicht ich, sondern wir«, sagte Kim.
Marie sah sie skeptisch an. »Und was machen wir, wenn der Typ wirklich auftaucht? Wir können schließlich schlecht aus dem Gebüsch springen und ihn festnehmen, oder?«
»Nein, natürlich nicht.« Kim überlegte. »Das weitere Vorgehen entscheiden wir am besten spontan. Wir könnten den Erpresser zum Beispiel unauffällig verfolgen und herausfinden, wo er wohnt. Dann gehen wir zur Polizei und zeigen ihn an.«
Marie nickte langsam. »Stimmt, das könnte hinhauen.«
»Dann heißt es jetzt also warten«, sagte Kim, kehrte hinter die Ruine der alten Gruft zurück und setzte sich auf einen umgestürzten Grabstein.
Marie ließ sich neben ihr im Gras nieder und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Hoffentlich holt der Erpresser das Geld nicht erst nächste Woche ab. Ich hab nachher nämlich noch Gesangsstunde.«
Kim seufzte. Na, das konnte ja heiter werden!
Der große Krach
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Mittwoch, 22:24 Uhr
Ich bin stinksauer! Wir waren so nah dran, den Fall zu lösen! Beinahe hätten wir gewusst, wer Anna erpresst. Aber dann ist einfach alles schief gelaufen. Ich könnte mich echt in den Hintern beißen.
Es fing damit an, dass der blöde Erpresser einfach nicht aufgetaucht ist. Marie und ich haben den ganzen Nachmittag hinter dieser eingestürzten Gruft gehockt und
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