Handy-Falle
Streit zwischen Franziska und Marie schlichten wollen, aber nun musste sie erst mal selbst Dampf ablassen.
»Was hast du denn erwartet?«, fragte sie Marie. »Detektivarbeit ist nun mal nicht immer nur spannend und aufregend. Wir sind hier schließlich nicht im Fernsehen. Dachtest du etwa, wir liefern uns andauernd spektakuläre Verfolgungsjagden und führen die Verbrecher anschließend in Handschellen ab? Dann bist du nämlich eindeutig im falschen Film.«
Franziska nickte. »Genau.«
Marie sah von Franziska zu Kim und wurde rot vor Wut. »Was soll das denn heißen?«, rief sie. »Wollt ihr mich etwa loswerden? Dann sagt das doch gleich!«
»Also, ich finde nicht, dass du bisher besonders viel zum Erfolg der Ermittlungen beigetragen hast«, sagte Franziska kühl.
»Na toll! Jetzt bin ich also schuld daran, dass wir den Erpresser noch nicht gefasst haben, oder was?!«, fragte Marie. »Das ist ja wohl das Allerletzte! Was kann ich denn dafür, dass der Typ nicht aufgetaucht ist? Außerdem ist Kim doch auch irgendwann abgehauen. Oder willst du mir etwa erzählen, dass du die ganze Nacht auf dem Friedhof verbracht hast?«
Kim schüttelte den Kopf. »Quatsch, natürlich nicht. Aber ich bin wenigstens so lange da geblieben, wie es irgendwie ging. Hab mir sogar noch einen Mordsärger mit meiner Mutter eingehandelt, weil ich zu spät zum Abendessen gekommen bin.«
»Na, herzlichen Glückwunsch«, sagte Marie und lachte höhnisch. »Und was hat das gebracht? Nichts!«
»Darum geht’s doch gar nicht!«, rief Kim aufgebracht. »Es geht um die innere Einstellung. Darum, ob einem der Detektivclub wirklich wichtig ist. Und dir ist offenbar alles andere wichtiger.«
»Den Eindruck hab ich auch«, stimmte Franziska zu.
Marie stand auf. Ihr Gesicht war immer noch rot angelaufen, und ihre Augen glänzten verdächtig. »Schön, dass ihr beide so gut über mich Bescheid wisst. Offenbar seid ihr euch ja vollkommen einig, dass ihr mich loswerden wollt.« Ihre Stimme zitterte, und sie stockte kurz. »Wenn das so ist, dann kann ich ja gehen. Viel Spaß noch.«
Marie drehte sich um und verließ das Zimmer. Kim hörte, wie sie die Treppe hinunterlief. Dann knallte die Haustür zu. Kim schluckte. Sie fühlte sich plötzlich ziemlich mies. So hatte es eigentlich nicht laufen sollen. Warum hatte sie nicht einfach ihre Klappe gehalten?
Auch Franziska machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Mann, die war ziemlich fertig, was?«
Kim nickte. »Vielleicht hätten wir die Sache etwas diplomatischer angehen sollen …«
»Aber warum muss Marie auch gleich so ausrasten?«, verteidigte sich Franziska. »Das ist mal wieder typisch, immer muss sie im Mittelpunkt stehen.«
Kim war zu deprimiert, um etwas zu erwidern. Sie starrte mit leerem Blick auf den abgekauten Daumennagel ihrer rechten Hand. Ein unangenehmes Schweigen legte sich über das Zimmer.
Nach einer Weile erhob sich Franziska und stand etwas unschlüssig vor der Schlafcouch. »Tja … ich glaube, ich geh dann mal besser …«, sagte sie schließlich. »Heute kommen wir ja sowieso nicht mehr weiter, oder?«
Kim sah auf. »Was? Ach so. Nein, das glaub ich auch nicht.«
Franziska zögerte noch einen Moment, dann ging sie zur Tür. »Bis morgen. Wir sehen uns in der Schule, okay?«
Kim nickte. »Tschüss.«
Kaum hatte Franziska die Tür hinter sich geschlossen, sackte Kim in sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Das war das Ende. Schluss, aus, vorbei. Den Detektivclub gab es nicht mehr. Jetzt würden sie nie herausfinden, wer Anna erpresste und warum. Kim seufzte. Sie ließ sich auf ihre Schlafcouch fallen und schloss die Augen. So mies hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie überlegte kurz, ob sie sich eine Tafel Schokolade aus der Küche holen sollte. Aber nicht einmal dazu hatte sie Lust. Das war ein wirklich schlechtes Zeichen.
Ein unheimlicher Anruf
Als es zur Fünfminutenpause klingelte, klappte Franziska erleichtert ihr Mathebuch zu, ließ sich tiefer in ihren Stuhl rutschen und gähnte ausgiebig. Mathe in der ersten Stunde – das war wirklich der reine Horror. Gleich würde es mit Französisch weitergehen, was leider auch nicht viel besser war.
Franziska dachte an den gestrigen Nachmittag zurück und seufzte. Das war echt blöd gelaufen. Sie musste nachher in der großen Pause unbedingt noch einmal mit Kim über alles reden. Vielleicht konnten sie die Sache mit Marie ja irgendwie wieder geradebiegen. Oder sich ein neues Clubmitglied
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