Handyman Jack 01 - Die Gruft
sich zu entkleiden und Kolabati legte die Pistole beiseite und sah ihm zu. Sie dachte, er würde zu ihr ins Bett kommen. Stattdessen ging er zum Kleiderschrank. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, hatte er in der einen Hand frische Unterwäsche und in der anderen eine Pistole mit einem langen Lauf, neben der sich ihre winzig ausnahm.
»Ich gehe duschen,« sagte er. »Halte Wache und benutzte die« – er deutete auf die Pistole auf dem Nachttisch – »wenn es sein muss. Denk nicht an die Halskette deines Bruders. Schieß zuerst – danach kannst du dir darüber Gedanken machen.«
Er verließ das Zimmer und kurz darauf hörte sie das Wasser in der Dusche laufen.
Kolabati legte sich zurück und zog die Bettdecke über ihre Blöße. Sie bewegte die Beine, öffnete und schloss die Schenkel und genoss die Berührung der Bettdecke auf ihrer Haut. Sie brauchte Jack heute Nacht ganz dringend. Aber er schien so weit weg, immun gegen ihre Reize.
Eine andere Frau. Kolabati hatte ihre Spur in ihm schon in der Nacht gespürt, als sie sich das erste Mal getroffen hatten. Vielleicht die attraktive Blondine, mit der er beim Empfang in der englischen Botschaft gesprochen hatte? Damals hatte es sie nicht gekümmert, weil der Einfluss so schwach gewesen war. Jetzt war er stark.
Es spielte keine Rolle. Sie wusste, wie man Männer zu behandeln hatte und wie man sie dazu bringen konnte, alle anderen Frauen in ihrem Leben zu vergessen. Sie würde dafür sorgen, dass Jack sie wollte – und nur sie. Das musste sie, denn Jack war wichtig für sie. Sie wollte ihn für immer an ihrer Seite.
Für immer …
Sie befingerte ihre Halskette.
Sie dachte an Kusum und sah auf die Pistole auf ihrem Nachttisch. Könnte sie ihren Bruder erschießen, wenn er jetzt zur Tür hereinkäme?
Ja. Ein definitives Ja. Vor vierundzwanzig Stunden wäre die Antwort noch anders ausgefallen. Aber jetzt … Der Ekel stieg ihr vom Magen in die Kehle … »Kaka-ji!« Die Rakoshi nannten ihren Bruder »Kaka-ji«. Ja, sie konnte den Abzug betätigen. Jetzt, wo sie wusste, wie tief er gesunken und unwiederbringlich dem Wahnsinn anheimgefallen war, wäre es fast ein Akt der Barmherzigkeit, ihn zu töten. Nur so konnte man ihn daran hindern, noch tiefer zu sinken.
Aber mehr als alles andere wollte sie seine Halskette. Deren Besitz würde die Bedrohung, die er darstellte, für immer beseitigen, und dann könnte sie sie dem einzigen Mann um den Hals hängen, der es wert war, den Rest ihrer Tage mit ihr zu verbringen – Jack.
Sie schloss die Augen und schmiegte den Kopf tiefer in das Kissen. Nach nur ein paar Minuten unruhigen Schlafes in der letzten Nacht auf der papierdünnen Matratze in der Schiffskajüte war sie todmüde. Sie würde nur kurz für ein paar Minuten die Augen schließen, bis Jack wieder aus der Dusche kam, und dann würde sie dafür sorgen, dass er wieder ihr gehörte. Er würde ganz schnell alle anderen Frauen vergessen.
17
Jack seifte sich ausgiebig ein und schrubbte seine Haut, um den Gestank der Rakoshi loszuwerden. Die Glock hatte er in ein Handtuch gewickelt auf der Ablage deponiert. Mit einem Griff konnte er sie erreichen. Wiederholt wanderten seine Augen zu der Tür, deren Umrisse er durch den hellblauen Duschvorhang erkennen konnte. In seinem Kopf lief eine Endlosschleife einer etwas veränderten Version der Duschszene aus Psycho ab. Nur war es hier nicht Norman Bates in Frauenkleidern, der mit dem Messer auf den Duschvorhang einstach, es war die Rakoshi-Mutter, die die eingebauten Klingen ihrer klauenbewehrten Hände benutzte.
Er spülte hastig die Seife herunter und trocknete sich ab.
In Queens war alles in Ordnung. Während Kolabati unter der Dusche stand, hatte er mit Gia telefoniert, und sie hatte ihm bestätigt, dass Vicky in Sicherheit war und schlief. Jetzt konnte er sich um seine Angelegenheiten hier kümmern.
Im Schlafzimmer fand er Kolabati tief schlafend vor. Er nahm sich frische Kleidung und musterte beim Anziehen ihr schlafendes Gesicht. Entspannt sah sie ganz anders aus. Ihre Sinnlichkeit war verschwunden und hatte einer anrührenden Unschuld Platz gemacht.
Jack deckte sie zu. Er mochte sie. Sie war lebendig, sie war aufregend, sie war exotisch. Er hatte noch nie jemanden mit einem solchen sexuellen Appetit und Geschick getroffen. Und sie schien in ihm Dinge zu sehen, die sie wirklich bewunderte. Sie hatten eine Basis für eine dauerhafte Beziehung. Aber …
Das ewige Aber.
… trotz der Intimitäten, die sie
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