Handyman Jack 01 - Die Gruft
verspürte eine gewisse Vorfreude auf das, was jetzt kommen würde. Mr. Kusum Bahkti stand eine kleine Überraschung bevor. Handyman Jack würde ihm und seinen Rakoshi einheizen. Der irre Kusum würde den Tag bedauern, an dem er versucht hatte, Vicky Westphalen etwas anzutun. Denn Vicky hatte einen Freund. Und der war sauer. Stinksauer.
Jacks Augenlider sackten nach unten. Er kämpfte dagegen an, gab dann aber auf. Abe würde anrufen, wenn alles bereit war. Abe würde es schaffen. Abe konnte alles besorgen, sogar um diese Zeit. Jack konnte ein paar Minuten dösen.
Das Letzte, an das er sich noch erinnerte, bevor der Schlaf seinen Tribut forderte, waren die hasserfüllten Augen der Rakoshi-Mutter, wie sie ihn vom Boden des Frachtraums aus anstarrte, nachdem er gerade einem ihrer Kinder das Gesicht weggebrannt hatte. Jack schauderte und schlief ein.
18
Kusum bog mit dem gemieteten gelben Lieferwagen zum Sutton Square ab und fuhr ganz bis zum Ende durch. Er stieg sofort aus, die Bullenpeitsche in der Hand, und musterte die Straße. Alles war ruhig, aber wie lange? Er hatte nicht viel Zeit. Hier kannte jeder jeden. Sein Lieferwagen würde sofort Aufmerksamkeit erregen, falls jemand nicht schlafen konnte und zufällig aus dem Fenster sah.
Das hier wäre eine Aufgabe für die Mutter gewesen, aber die konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Er hatte ihr das verschwitzte Hemd gegeben, das Jack auf dem Schiff zurückgelassen hatte, damit sie ihr Opfer am Geruch erkennen konnte, dann hatte er sie vor ein paar Minuten vor Jacks Wohnblock abgesetzt.
Er lächelte. Wenn er doch bloß Jacks Gesichtsausdruck sehen könnte, wenn die Mutter ihm entgegentrat. Im ersten Moment würde er sie nicht erkennen, dafür hatte Kusum gesorgt. Aber dann würde sein Herz stehen bleiben, wenn er die Überraschung erkannte, die Kusum für ihn vorbereitet hatte. Und wenn der Schock ihm nicht den Rest gab, dann würde es die Mutter tun. Ein passendes und ehrenvolles Ende für einen Mann, der zu gefährlich geworden war, um weiterleben zu dürfen.
Kusum lenkte seine Gedanken wieder zum Sutton Square. Die Letzte der Westphalen schlief nur wenige Meter von ihm entfernt. Er nahm die Halskette ab und legte sie auf den Vordersitz des Lieferwagens, dann öffnete er die Hecktür. Ein junger, fast ausgewachsener Rakosh sprang heraus. Kusum zeigte ihm die Peitsche, ließ sie aber nicht schnalzen. Er durfte keinen Lärm machen.
Dieser Rakosh war der Erstgeborene der Mutter, das härteste und erfahrenste der Jungtiere. Seine Unterlippe war durch Narben verunstaltet, die ihm einer seiner vielen Kämpfe mit seinen Geschwistern eingebracht hatte. Er hatte mit seiner Mutter in London und hier in New York gejagt. Kusum hätte ihn wahrscheinlich schon auf dem Schiff loslassen und darauf vertrauen können, dass er die Spur fand und das Kind selbstständig zurückbrachte, aber er wollte kein Risiko eingehen. Es durfte heute Nacht keine Pannen geben.
Der Rakosh blickte Kusum an, dann sah er an ihm vorbei zum Fluss. Kusum deutete mit der Peitsche auf das Haus, in dem sich die kleine Westphalen aufhielt.
»Dort!«, sagte er auf Bengali. »Dort.«
Mit sichtlichem Widerwillen bewegte sich die Kreatur auf das Haus zu.
Kusum sah, wie sie in der Gasse auf der Westseite verschwand, zweifellos, um dort im Schatten die Wand zu erklettern und das Kind aus dem Bett zu holen. Er wollte schon wieder zur Fahrertür zurück, um seine Halskette wieder anzulegen, als er ein Poltern aus der Gasse hörte. Er fluchte verhalten vor sich hin, während er zum Ursprung des Lärms rannte. Die Jungtiere waren so verdammt unbeholfen! Die Einzige, auf die man sich wirklich verlassen konnte, war die Mutter.
Der Rakosh durchwühlte eine Mülltonne. Er hatte eine dunkle Plastiktüte zerfetzt und pulte etwas heraus. Kusum tobte innerlich. Er hätte es wissen müssen, man konnte diesen Jungtieren einfach nicht trauen. Hier wühlte er in einer Mülltonne herum, statt der Spur die Hauswand hoch zu folgen. Er löste die Peitsche und wollte gerade zuschlagen …
Der junge Rakosh hielt ihm etwas entgegen: eine halbe Orange. Kusum entriss sie ihm und roch daran. Es war eine von denen, die er gestern Nacht, nachdem er Kolabati in der Steuermannskabine eingeschlossen hatte, mit dem Rakoshi-Elixier präpariert und dann in dem Spielhaus versteckt hatte. Der Rakoshi brachte ihm noch eine Hälfte.
Kusum legte sie beide aufeinander. Sie passten exakt zusammen. Die Orange war
Weitere Kostenlose Bücher