Handyman Jack 02 - Der Spezialist
guten halben Meter unter seinen Füßen wartete das Dach der Fahrstuhlkabine.
Jetzt kam der schwierige Teil. Der wirklich heikle Teil.
Jack zögerte – Ich muß total den Verstand verloren haben! – und hätte liebend gerne noch ein wenig länger gezögert, wenn er die Zeit dazu gehabt hätte, aber die Türen der anderen Fahrstuhlkabine begannen sich zu öffnen. Indem er seine Türen mit den Füßen aufschob, ergriff er seinen Aktenkoffer und stieg hinunter auf das Dach der Fahrstuhlkabine. Während die Türen sich wieder hinter ihm schlossen, fand er den Schalter für die Lampe auf der Fahrstuhlkabine und betätigte ihn, wobei er hoffte, daß die Glühbirne nicht durchgebrannt war.
»Ja«, flüsterte er triumphierend, als die Birne in ihrem Drahtkäfig aufflammte.
Er nahm den Haken vom Sicherheitsgriff und zog die restliche Kordel durch. Er schlug auf das Dach der Kabine, um Milkdud das Zeichen zu geben, den nächsten Schritt ihres Plans auszuführen, dann ging er in die Knie.
Urplötzlich verstummte die Alarmglocke.
Und ein paar Herzschläge lang herrschte eine paradiesische Stille.
Dann setzte sich die Kabine mit einem heftigen Ruck nach unten in Bewegung.
»Oh, Scheiße!«
Abwärts zu fahren, war nicht das Problem. Die Kabine sollte auch nach unten fahren. Das gehörte zu ihrem Plan. Milkdud hatte die Kabine nach unten geschickt, ehe er sie zwischen den Stockwerken angehalten hatte, daher mußte sie in diese Richtung weiterfahren. Sobald er unten angekommen wäre, würde er wieder nach oben fahren, und zwar bis ganz oben.
Das Problem war, daß Jacks Frühstück zwischen dem sechsten und dem siebten Stockwerk bleiben wollte. Er biß knirschend die Zähne aufeinander und zwang das Käsebrötchen und den Kaffee dazu, in seinem Magen zu bleiben. Mit der freien Hand klammerte er sich an die schwere Stahlstange, die quer über das Dach der Kabine verlief. Sie sah aus wie ein kleiner I-Träger. Sie mußte ausgesprochen kräftig sein – an ihr waren die Zugkabel befestigt. Rechts und links ratterten die Führungsrollen leise, während sie durch ihre Schienen rollten.
Die Kabine beschleunigte.
»Oh, Scheiße!«
Er flüsterte die beiden Worte in einem fort während der gesamten Abwärtsfahrt. Er hatte Angst. Nicht daß er dies jemals irgendwem gegenüber eingestanden hätte, noch nicht einmal Gia – niemals würde er Gia von dem hier ein Sterbenswörtchen verraten –, aber er gab sich selbst gegenüber ganz offen zu, daß er in diesem Moment, an diesem Ort, nackte, ungeminderte, entsetzliche Angst hatte.
Es war nicht die Höhe, die ihm Unbehagen bereitete, denn er konnte gar nicht bis auf den Grund des Schachts blicken. Und in einem solchen Betonschacht eingeschlossen zu sein, war auch nicht so wahnsinnig schlimm, denn die Lampe auf dem Kabinendach ließ ihn immerhin erkennen, wo er sich gerade befand.
Es war die ganze Mission: Da war er, bekleidet mit einem Straßenanzug, einen Aktenkoffer krampfhaft festhaltend, während er auf einer Fahrstuhlkabine hockte und damit spazierenfuhr. Sicher, es mußte für alles ein erstes Mal geben, aber Jack schwor sich, daß dieses erste Mal auch gleichzeitig das letzte Mal wäre.
Bei seinen Aktionen war es ihm am liebsten, stets die volle Kontrolle über alles zu haben, und im Augenblick hatte er alles andere als die Kontrolle über irgend etwas.
Und er sah auch keinen schnellen Ausweg aus dieser Situation.
Hinzu kam, daß er nicht anders konnte, als sich große Sorgen darüber zu machen, was ihn wohl an seinem Ziel nämlich am oberen Ende des Fahrstuhlschachts, erwartete.
Schließlich ertönte ein schwaches Ding!, und die Kabine bremste ihre Fahrt nach und nach ab. Er hörte das Zischen, als die Türen sich öffneten, dann hörte er, wie Milkdud irgend jemandem erklärte, der Not-Halt wäre seine Schuld gewesen, daß die Kabine sich abwärts in Bewegung gesetzt hatte, während er eigentlich nach oben wollte, und daß er daher auf den Stopp-Knopf gedrückt hatte. Es täte ihm leid. Es wäre doch hoffentlich nichts passiert? Keine Sorge, diesen Fehler würde er kein zweites Mal machen.
Jack nutzte die Zeit, in der die Kabine stand, um den Haken und die Kordel einzupacken, dann den Gürtel seiner Hose durch den Handgriff des Aktenkoffers zu fädeln und den Gürtel wieder zu schließen. Er hörte, wie sich mehrere Personen in die Fahrstuhlkabine drängten, hörte, wie die Türen sich schlossen, und dann begann die Kabine wieder zu steigen.
Wenn die Abwärtsfahrt
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