Handyman Jack 02 - Der Spezialist
war, einen Verbündeten auf ihrer Seite zu wissen.
Sie aßen ihre Garnelen mit grüner Sauce auf, diskutierten aus, wer bezahlte, wobei Will Sieger blieb, weil er die längeren Arme hatte und die Rechnung einfach vom Tablett fischte. Sie trennten sich vor dem Restauranteingang, nachdem Will versprochen hatte, sich bei ihr zu melden.
Alicia hatte bereits den halben Weg zum Center zurückgelegt, als ihr bewußt wurde, daß sie überhaupt nicht dazu gekommen war, ihm von ihrer langen, ernsten Beziehung mit dem aufstrebenden Elektronikimporteur Joseph Hermann zu erzählen.
4
Ehe sie den Stapel Notizen durchblätterte, die sich während ihrer Abwesenheit vom Center auf ihrem Schreibtisch angesammelt hatten, hörte Alicia ihren Anrufbeantworter ab. Sie fand eine Nachricht vor.
»Hier ist Benny. Rufen Sie zurück.« Er hatte eine Nummer hinterlassen.
Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Der Brandspezialist. Sie schloß die Tür und wählte die Nummer sofort.
»Ja?« sagte dieselbe Stimme.
Sie hörte im Hintergrund Verkehrslärm. Er befand sich ohne Zweifel in einer Telefonzelle.
»Ist dort Benny? Ich habe Ihren Anruf erhalten.«
»Ja. Es geht um dieses Haus in Murray Hill, richtig?«
»Richtig.«
»Ich kann es erledigen.«
»Gut. Aber ich brauche mehr als das.« Jacks Bemerkung über ein Feuer, das den ganzen Block in Schutt und Asche legen könnte, machte ihr Sorgen. »Ich will nicht, daß es sich ausbreitet.«
»Kein Problem. Sie haben es mit einem Profi zu tun. Das Innere geht drauf. Dort wird alles zu Asche, ehe man draußen etwas sieht. Die Jungs mit dem Wasser werden bis dahin an Ort und Stelle sein, und wenn nicht, dann rufe ich sie selbst. Und das war’s dann. Ein chirurgischer Eingriff. Und niemand wird wissen, wer es war.«
»Sind Sie sicher? Absolut sicher? Und niemand wird verletzt?«
»Garantiert nicht. Ein Kinderspiel, Schätzchen. Sie werden Ihr Geld in Null Komma nichts zählen können.«
Benny nahm offenbar an, sie wolle es wegen der Versicherung tun. Sollte er.
»Prima«, sagte sie.
»Aber ich will meine Scheinchen schon heute abend sehen. Wie wir vereinbart haben, die Hälfte im voraus, die andere Hälfte am Morgen danach. In bar, haben Sie verstanden?«
»Ich habe verstanden.«
Bennys Honorar würde ihre Finanzen völlig erschöpfen. War es das wert? Wollte sie dieses Vorhaben wirklich durchziehen?
Ja.
»Wo treffen wir uns?«
5
Alicia stand auf einem Stuhl und blickte durch eines der Oberlichter in die Nacht. In nordwestliche Richtung. Nach Murray Hill.
Benny hatte gesagt, er würde den Auftrag in dieser Nacht ausführen.
»Ich habe noch einen anderen Job in einem anderen Teil der Stadt«, hatte er gesagt. »Aber warum warten? Ihr Haus steht leer und kann jederzeit hochgehen. Ein Kinderspiel.«
Ein anderer Job … Brandstiftung schien ein blühendes Gewerbe zu sein.
Und dann meldete sich der Polizeiscanner, den sie an diesem Nachmittag auf dem Heimweg gekauft hatte, hinter ihr. Eine Meldung über Schüsse, die in der Nähe des Madison Square Garden gefallen waren. Nicht das, was sie hören wollte.
Rauchschwaden aus einem Haus in der East Thirty-eighth.
Das war es, worauf sie wartete.
Sie wußte, daß sie von hier niemals die Flammen oder den Qualm sehen würde, aber irgend etwas zog sie trotzdem zum Fenster. Sie würde dort stehenbleiben, in die Dunkelheit starren, bis der Alarm über den Scanner ertönte. Dann würde sie nach unten rennen, mit einem Taxi nach Murray Hill fahren und sich dort in der Thirty-eighth Street aufstellen und zusehen, wie die Flammen das Haus niederbrannten.
Ein Zittern durchlief ihren Körper, und sie schwankte auf dem Stuhl. Sie stützte sich am Rahmen des Oberlichts ab und schloß die Augen. Ihre überstrapazierten Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie war für so etwas nicht geschaffen.
Mein Gott, was habe ich getan? Ich habe tatsächlich jemanden engagiert, um das Haus in Brand zu stecken. Bin ich eigentlich völlig von Sinnen?
Und nachdem sie heute endlich Zeit gefunden hatte, das Testament durchzulesen, fragte sie sich, ob der Wahnsinn in ihrer Familie steckte. Leo Weinstein hatte angedeutet, daß es »ziemlich ungewöhnlich« wäre, aber sie hatte nicht ahnen können, wie ungewöhnlich.
Nachdem sie es gelesen hatte, kannte sie die Antwort auf Jacks Frage, weshalb die Leute, die sie engagierte, am Ende den Tod fanden, sie jedoch unversehrt blieb.
Und nun war sie noch entschiedener davon überzeugt, daß die einzige Lösung
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