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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Testament über den Tisch entgegen. »Es wird Sie umhauen.«
    Sie spürte, wie sich ihre Kiefermuskeln verhärteten, als sie sah, wie Jack die Seite überflog. Sie stand unter Hochspannung und wußte es. Bereit, sich mit jedem zu streiten, der ihr in die Quere kam. Sie hatte angenommen, daß sie sich von diesem Mann befreit hatte, aber sogar aus dem Grab heraus war er in der Lage, ihr Leben durcheinanderzubringen.
    »Wissen Sie«, sagte Jack und nickte, »das klingt tatsächlich so, als hätte er mit Schwierigkeiten gerechnet.« Er schaute hoch. »Hat Ihr Bruder jemals im Gefängnis gesessen?«
    »Nein.«
    »Hatte er Drogenprobleme? War er gewalttätig?«
    »Nicht daß ich wüßte.« Sicher, Thomas hatte Probleme, aber nicht diese.
    Jack begann damit, den restlichen Text des Testaments durchzublättern. »Warum ist …?« Er hielt inne, und seine Augen weiteten sich. »Was ist das? Auszüge aus Gedichten?«
    »Ja! Ist so etwas zu fassen?«
    Jack begann zu lesen. »›Clay(ton) liegt still, doch das Blut, es wandert.‹«
    »Das ist von Alfred Houseman«, sagte sie. Als er sie erstaunt musterte, fügte sie hinzu: »Ich hab’s nachgeschlagen.«
    »Ich kenne nur John Houseman.«
    »Im Original heißt es ›Clay liegt still‹. Er hat t-o-n hinzugefügt.«
    »Was soll das bedeuten? Daß Ihr Bru… Halbbruder ein ›Umherstreifender‹ ist? Daß er ein Wanderer ist? Daß er ruhelos ist? Oder was?«
    »Ich weiß es nicht.« Es hatte auch sie verwirrt.
    »Warten Sie«, sagte Jack. »Hier ist noch etwas anderes: ›Ziehe dahin, mein Wanderer, aber was suchest du?‹«
    »Das ist von jemandem namens Robert Bridges. Ich habe mir die Gedichte daraufhin angesehen, ob irgend etwas darin weiterhelfen könnte, aber ich habe nichts gefunden.«
    »Es ist verrückt.«
    »Genau das haben auch Thomas’ Anwälte gesagt. Sie ziehen diese Seltsamkeiten als Beweis dafür heran, daß er nicht mehr zurechnungsfähig war, als er das Testament änderte.«
    »Und wann hat er das getan?«
    »Laut dem Datum hier kurz bevor er starb.«
    »Nun, wie auch immer sein Geisteszustand aussah, so war er doch absolut entschlossen, dafür zu sorgen, daß Sie das Haus bekommen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, widersprach sie. »Mir scheint es eher so, als wollte er es mehr als alles andere aus Thomas’ Reichweite halten.«
    »Fällt Ihnen irgend etwas ein im Zusammenhang mit dem Haus, das wichtig genug ist, daß Ihr Halbbruder sogar dafür morden würde? Was könnte Ihr Vater dort hinterlassen haben, das er so dringend in seinen Besitz bringen will?«
    »Keine Ahnung. Und ich kenne Thomas nicht. Ich habe keine Erklärung für seine Handlungsweisen. Ich will auch gar nicht erst versuchen, eine zu finden.«
    »Na schön«, meinte Jack, »dann zu Ihrem Vater. Er scheint der Ursprung für alles zu sein. Wer war Ronald Clayton? Was hat er gemacht?«
    Alicia schloß die Augen und schluckte. Er wollte, daß sie über diesen Mann sprach … wer er war … was er tat…
    Wenn sie es doch nur wüßte …

    Jack begann sich schon zu fragen, ob irgend etwas mit Alicia nicht stimmte – sie saß so bleich und starr auf der anderen Seite des Schreibtisches –, doch dann schlug sie die Augen auf und begann zu reden.
    »Die Leute nannten ihn einen brillanten Geist«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme, während sie über Jacks Schulter ins Leere starrte, fast als würde sie von einem Tele-Prompter ablesen, der hinter ihm stand. »Sein Arbeitsgebiet war die Physik, und zu verschiedenen Zeiten seiner Karriere gehörte er den Instituten von Princeton, Columbia und der NYU an, wo er Grundlagenforschung betrieb. Irgendwann arbeitete er auch mal in den Bell Labs und bei IBM. Er folgte immer den lukrativsten Angeboten. Ich glaube schon, daß er eine überragende Intelligenz besaß, aber er war absolut skrupellos. Er wollte immer alles und sofort, und was andere Menschen betraf, die interessierten ihn nicht. Sein Sohn war nicht anders.«
    Jack erkannte, daß er nie gehört hatte, daß Alicia Ronald Clayton ihren Vater genannt hätte. »Er« oder »ihn« oder »dieser Mann«, aber niemals »mein Vater«.
    War sie von ihm mißbraucht worden? Von ihrem Bruder? Von beiden?
    »Das klingt nicht gerade nach einer idealen Vater-Tochter-Beziehung.«
    Ihre Stimme wurde kälter und noch ausdrucksloser.
    »Ronald Clayton war Abschaum, eine niedere Lebensform ohne Gewissen oder Skrupel. Es ist mir egal, ob er mir sein Haus hinterlassen hat. Ich will es nicht. Es interessiert mich

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