Handyman Jack 02 - Der Spezialist
einziehen können. Die Proben beginnen schon morgen, und ich kann mir längere Ablenkungen absolut nicht leisten.«
Dolores meinte, das wäre sicherlich überhaupt kein Problem. Sie schien völlig aus dem Häuschen zu sein aufgrund der Tatsache, daß ihr Klient der Schauspieler war, der die Rolle des Javert in Les Miserables spielen sollte. Er versprach ihr Freikarten für seine erste Vorstellung. »Wenn ich die Bühne betrete, dann sitzen Sie im Publikum.«
Jack unterschrieb einen einjährigen Mietvertrag als Jack Ferris, dann bezahlte er einen Teil der Miete sowie eine Kaution mit dem Scheck einer Bank in Santa Monica. Er würde dem Haus längst wieder den Rücken gekehrt haben, wenn der Scheck platzte.
Beim Verlassen der Hudak-Büros gelang es ihm, ein paar Bögen Briefpapier und ein unausgefülltes Überweisungsformular mitgehen zu lassen.
Er besorgte sich eine Kodak-Einwegkamera und eilte zu der Adresse, um ein paar Photos von dem Stadthaus zu schießen, ehe die Abenddämmerung hereinbrach. Dann rief er Jorge an und verabredete sich mit ihm im Malibu Diner in der Twenty-third. Dort gab es einen hervorragenden Kaffee und eine große Auswahl an selbstgebackenem Kuchen.
Er übergab Jorge die Kamera und ein Blatt Papier mit dem Entwurf für die Flugblätter, die sie geplant hatten.
»Lassen Sie das mit dem Briefkopf von Hudak Realty als Überschrift drucken. Dann verteilen Sie sie, wie wir es besprochen haben.«
Jorge schaute auf die Kamera, dann auf die Skizze des Flugblattes und schließlich zu Jack.
»Und damit soll ich das Geld kriegen, das man mir schuldet?«
Jack zuckte die Achseln. »Es ist ein Köder. Wenn Ramirez anbeißt, haben wir eine gute Chance. Wenn nicht, dann versuchen wir etwas anderes.«
»Na schön. Wenn Sie meinen.«
Jorge verabschiedete sich und ging kopfschüttelnd hinaus.
Jack konnte ihm seine Skepsis nicht verdenken. Es war eine riskante Angelegenheit, selbst wenn Ramirez den Köder schluckte.
Er trat unter die hellorange Markise des Malibu und betrachtete für eine Weile die vorbeiströmenden Menschenscharen. Die Büros und Bekleidungsfabriken hatten Feierabend, und die Menschenmassen waren losgelassen und strömten durch die Dunkelheit in die Eingänge der Untergrundbahn oder trabten in Richtung Penn Station. Die Nacht brach in dieser Jahreszeit schon früh herein. Es war gerade kurz nach fünf, und die Sterne funkelten bereits am tintigen Nachthimmel.
Er kehrte zum Center zurück. Die ganze Zeit, die er mit der Immobilienmaklerin unterwegs gewesen war – und als er sich eigentlich auf Jorges Problem hätte konzentrieren müssen –, hatte er statt dessen an Alicia und an das Haus gedacht. Er rief sich immer wieder ins Gedächtnis, daß dies nicht seine Angelegenheit war und daß er dieses Problem nicht für sie lösen könnte.
Aber es war nicht die Sorge um Alicia, die ihn trieb. Es waren die Fragen. Es war das Haus. Was war sein Geheimnis? Was hatte es mit dieser Adresse auf sich, daß ein reicher anonymer Hintermann durch Thomas ein Vermögen dafür bot und jeden umbrachte, der sich ihm in den Weg stellte?
Jack mußte es ehrlich zugeben: die Sache fesselte ihn.
Er war nicht weit vom Center entfernt, daher schlug er die Richtung dorthin ein. Er wollte Alicia berichten, daß ihm ein Weg eingefallen war, wie sie ihre Gegner aus der Ruhe bringen könnte: Sean O’Neill. Jack kannte den wendigen kleinen Iren schon seit Jahren und wußte, daß er ein Experte in juristischen Spitzfindigkeiten war. Er würde Thomas und seinen Anwälten das Leben schwermachen. Er würde sie unter einer Papierflut begraben. Jack würde ihn warnen und ihm vom Schicksal seiner Vorgänger erzählen, aber er bezweifelte, daß Sean sich dadurch abschrecken lassen würde.
Während Jack die Seventh Avenue hinunterging, glaubte er zu sehen, wie jemand, der aussah wie Alicia, aus der Tür des Centers trat und in Richtung Innenstadt ging. Er fiel in einen leichten Trab, um sie einzuholen, und steigerte sein Tempo, als er sah, daß sie um eine Ecke bog. Es sah aus, als wäre sie auf dem Heimweg.
Als Jack ebenfalls um die Ecke bog, entdeckte er sie einen halben Block vor sich. Sie wich gerade zum Bordstein aus, weil vor einem Laden ein Mann den Bürgersteig fegte. Dadurch geriet sie in die Nähe eines Lieferwagens. Jack sah, wie die Seitentür des Wagens aufgeschoben wurde, wie der Mann mit dem Besen diesen plötzlich fallen ließ, sich auf Alicia stürzte und sie in den Lieferwagen stieß. Er sprang
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