Handyman Jack 02 - Der Spezialist
zumindest, daß er an dieser Aktion nicht allein beteiligt war.
»Ich will das Ganze nicht als Lektion inszenieren, daher werde ich meinen Helfer anweisen, das Klebeband von deinem Mund zu entfernen. Aber wenn du anfangen solltest zu schreien oder irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, kommt es wieder auf den Mund und bleibt dort. Ist das klar?«
Alicia weigerte sich, darauf zu reagieren.
»Ich habe gefragt, ist das klar?«
Sie wollte noch immer nicht nicken.
Dann hörte sie Thomas seufzen. »Okay. Nimm es ihr ab.«
Die dunkle Gestalt neben ihr streckte die Hand aus und riß ihr das Klebeband unsanft vom Gesicht. Den Schmerzen nach zu urteilen, war sie überzeugt davon, daß mindestens die obere Hautschicht daran hängengeblieben war.
»Du Schwein«, sagte sie leise, ohne den Kopf zu drehen. Sie wollte ihn nicht sehen. »Du dreckiges Stück …«
»Ah-ah-ah«, unterbrach Thomas sie. »Bitte keine Beschimpfungen. Ich habe dich gewarnt.«
»Das war nur eine reine Tatsachenfeststellung, Thomas.«
»Wirklich?« Seine Stimme wurde zu einem Zischen. »Dann hör dir mal diese Tatsachenfeststellung an: Wenn du noch einmal, ein einziges Mal, versuchen solltest, diesem Haus irgendwelchen Schaden zuzufügen, dann …«
»Was dann? Werde ich von einem Auto überfahren? Oder in die Luft gesprengt? Oder bei lebendigem Leibe verbrannt? Was, Thomas? Ich weiß sehr wohl, was geschieht, wenn ich sterbe. Also versuch nicht, mir zu drohen.«
»Wer hat denn von Sterben gesprochen?« fragte er. »Wie wäre es mit Wehtun? Du könntest verletzt werden. Und man könnte dich erneut verletzen. Du könntest vorübergehend oder auf Dauer geschädigt werden. Man könnte dir Narben zufügen. Du könntest verstümmelt werden. Man könnte dich blenden. Die Liste ist endlos, Alicia. Sterben ist nicht das Schlimmste, was dir zustoßen kann.«
Alicia leckte sich mit einer pelzigen Zunge über die Lippen. War das tatsächlich Thomas, der da redete? Der schwache, unfähige Thomas?
»Ich weiß, was du denkst«, fuhr Thomas fort. »Du denkst, Thomas redet nur. Thomas ist ein Schwächling. Zu solchen Dingen ist er gar nicht fähig. Aber hör gut zu, Schwester: Thomas braucht all das gar nicht zu tun. Er hat Leute, die es für ihn erledigen, und denen es sogar Spaß macht.«
Ihre Eingeweide verkrampften sich, als sie begriff, daß dies keine leeren Drohungen waren. Sie unterdrückte das Zittern, das sie durchlief. Wie war sie nur in diesen Alptraum geraten?
»Gib’s auf«, sagte Thomas. »Ich habe schon so gut wie gewonnen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit – einer sehr kurzen Zeit. Erspar mir die Mühe, das Testament außer Kraft setzen zu lassen, und du verläßt dieses Gefängnis als sehr reiche Frau. Wenn du weiter gegen mich kämpfst, wirst du hingegen am Ende gar nichts haben – kein Haus und kein Geld. Ich nenne das ganz einfach töricht, Alicia. Warum bist du so verdammt stur?«
Das müßtest du doch am besten wissen, dachte sie. Aber sie sagte: »Warum? Warum willst du das Haus so dringend?«
»Ich habe meine Gründe. Und die gehen dich nichts an.« Er beugte sich zu ihr vor und senkte die Stimme. »Ich kann dir auch auf andere Art und Weise weh tun, Alicia. Ich kann dich beruflich ruinieren. Ich kann dafür sorgen, daß dein medizinisches Diplom absolut wertlos ist.«
Alicia erstarrte, hatte Angst, sich zu bewegen, Angst, zu hören, was als nächstes kommen würde.
Thomas’ Stimme sank endgültig zu einem Flüstern herab. »Ich habe sein Versteck gefunden … die Deluxe-Sammlung. Sie gehört jetzt mir. Ich kann Teile davon an die Ärztekammer weitergeben oder an bestimmte Magazine und Zeitungen.«
Alicia wußte, wenn ihre Hände jetzt frei wären, würde sie sich umdrehen und ihm an die Gurgel gehen und versuchen, sie zu zerfetzen, um diese selbstgefällige Stimme zum Schweigen zu bringen. Aber die eisige Furcht, die sie durchströmte, raubte ihr die Stimme.
Und dann spürte sie seine Hand, die sich um ihre linke Brust legte und sie drückte.
»Erinnerst du dich noch an die schönen alten Zeiten?«
Woran Alicia sich erinnerte, war der siebzehnjährige Thomas, der nachts in ihr Zimmer geschlichen war, während sie schlief, um sie zu begrapschen. Was er schließlich unterließ, nachdem sie ihm die Handfläche mit einem Messer zerschnitten hatte, das sie ab einem bestimmten Zeitpunkt bereithielt.
Ihre Wut ließ sich nicht mehr bändigen. Sie spannte die Halsmuskeln, dann rammte sie ihren Hinterkopf in Thomas’
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