Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
die Leiter schon so hier liegt.«
Jack kratzte sich durch den Hemdenstoff. Seine Brust hatte zu jucken begonnen.
»Sehr lange sicher nicht«, sagte er und nahm eine der Nylonschnüre in die Hand. »Diese Leiter ist neu.«
»Aber der Beton nicht«, sagte Lew. »Die Häuser wurden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut. Diese Betonplatte dürfte daher mehr als fünfzig Jahre alt sein.«
»Unmöglich. Sehen Sie mal genau hin. Es ist eindeutig zu erkennen, dass die Leiter in den Beton eingegossen wurde.«
»Aber sehen Sie sich den Beton an, Jack. Er ist
alt.«
Jack musste zugeben, dass er Recht hatte. Der Beton war rissig, aufgeraut und zweifellos älteren Datums. Außerdem konnte Jack nirgendwo eine Art Naht erkennen, die darauf hinwies, dass vor kurzem an dieser Stelle die Bodenplatte ausgebessert worden war.
»Kein Zweifel«, stellte Jack fest. »Wir haben es hier mit einem Rätsel zu tun.«
Während er sich aufrichtete, gewahrte Jack einen kleinen dunklen Fleck auf dem Beton. Er beugte sich hinab. So groß wie eine Halbdollarmünze, schwarz, unregelmäßig, am Rand ausgefranst, sah das Gebilde aus wie eine Art Brandfleck. Er suchte den restlichen Boden ab und fand sieben weitere, gleichmäßig auf einem Quadratmeter um die Stelle verteilte Flecken, wo die Leiter im Boden verschwand.
»Irgendeine Idee, wer die hinterlassen haben könnte?«
»Nicht im Mindesten«, sagte Lew.
Jack erhob sich und schaute sich um. Zwei Stahlpfeiler stützten den mittleren Stahlträger. Die Wendeltreppe war an einem von ihnen befestigt. Sonst gab es nicht viel: eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner, eine Lenzpumpe in einer Ecke, eine durchgesessene Couch an der hinteren Wand, ein wackliger alter Schreibtisch, ein zusammengeklappter Kartentisch und einige Stühle. Jack ging zum Tisch. Ein elektrischer Schraubendreher, ein Schraubenschlüssel, ungefähr ein Dutzend Nieten und Bolzen lagen zusammen mit drei großen, länglichen bernsteinfarbenen Quarzkristallen darauf. Die Schubladen waren leer.
Sich immer noch die Brust kratzend, drehte er sich um und betrachtete die Strickleiter. Irgendetwas daran störte ihn und machte ihn misstrauisch, aber hatte es etwas mit Melanie Ehlers Verschwinden zu tun? Jack konnte keine solche Verbindung erkennen.
»Na schön«, sagte er. »Gehen wir wieder nach oben.«
»Ich sagte Ihnen doch, hier ist nichts«, meinte Lew, während sie wieder die Küche betraten.
»Das taten Sie wohl.«
Lews Mobiltelefon piepte. Während er sich mit jemandem in Kalifornien wegen einer verspäteten Lieferung unterhielt, kehrte Jack in Melanies Zimmer zurück. Er vertiefte sich in die Fotos und versuchte, sich ein möglichst genaues Bild von ihrer Persönlichkeit zu machen. Es gab keine Bilder mit anderen Kindern, nur mit Erwachsenen, zweifellos Familienangehörigen. Sie lachte nicht viel auf diesen Bildern. Offenbar war sie ein besonders ernstes Kind.
Er öffnete einen Schrank und nahm einen Karton aus einem Fach. Eine Kollektion von alten Puppen, Barbie und andere, einige bekleidet, einige nackt. Er wollte den Karton schon zurückstellen, als ihm auffiel, dass einer der Puppen die linke Hand fehlte. Sie war nicht abgebrochen oder abgeschnitten… eher wie weggeschnitzt, denn der Armstumpf endete in einer Spitze.
Seltsam…
Er fischte eine andere Puppe aus dem Karton und stellte fest, dass auch deren linke Hand entfernt worden war. Desgleichen alle anderen – jeder fehlte die linke Hand. Einige Armstümpfe wiesen am Ende konzentrische Rillen auf, als wären sie mit einem Bleistiftspitzer bearbeitet worden.
Das war nicht nur seltsam, sondern geradezu unheimlich.
Jack stellte den Karton an seinen Platz zurück und betrachtete das zehn oder zwölf Jahre alte Mädchen auf einem der größeren Fotos. Dunkles Haar und dunkle, stechende Augen – und auf eigentümliche Art hübsch. Warum bist du nicht glücklich, Kind? Kann dich jemand zum Lachen bringen? Wo bist du im Augenblick? Und warum möchtest du, dass nur ich nach dir suche?
Jack zappelte jetzt am Haken. Er würde diese seltsame Lady suchen und finden müssen und ihr diese Fragen von Angesicht zu Angesicht stellen.
Er kehrte in die Küche zurück, während Lew sein Telefongespräch beendete.
»Verzeihen Sie«, sagte Lew. »Aber diese Angelegenheit konnte nicht warten.«
»Apropos Telefongespräche«, sagte Jack, »gibt es jemanden, den Melanie angerufen haben könnte und der uns vielleicht einen Tipp geben kann? Einen Freund? Einen
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