Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
enden wird. Ich denke auch, dass es ein Fehler war, den Fremden hereinzulassen. Er ist ein Feind. Und er kleidet sich entsetzlich.«
Roma lachte und war froh, die Spannung zwischen ihnen ein wenig abzubauen. Mauricio musste immer wieder mal in seine Schranken verwiesen werden, aber er war einfach ein zu wertvoller Verbündeter, um ihn ernsthaft zu verärgern. »Gib’s zu, Mauricio. Das ist es, was dich eigentlich an ihm stört, nicht wahr?«
»Na ja, trotz allem, hast du diese schreckliche Steppjacke gesehen, die er trug? Absolut tödlich.« Er betrachtete Roma von Kopf bis Fuß. »Und gefällt dir dein neuer Anzug? Hat man dir dafür Komplimente gemacht?«
»Viele.« Nicht dass es ihm irgendetwas bedeutete.
»Siehst du? Ich sagte dir doch – «
Roma hob die Hand. »Warte!« Ein Kribbeln lief über seine Haut. »Spürst du es? Es geschieht… die Kraft wächst, baut sich auf. Jeden Augenblick kann es soweit sein.«
Bald würde sich ein Portal öffnen. Und wenn das geschah, dann konnte er nur vermuten, was mit den schlafenden Sensitiven in den Stockwerken über ihm geschah. Der letzte Ort, an dem er jetzt hätte sein wollen, war in ihren Träumen. Fast taten sie ihm Leid.
Aber auch nur fast.
Olive…
… erwacht vom Klang eines Gesangs. Sie zwingt sich, die Augen zu öffnen, und es verschlägt ihr den Atem.
Gestalten mit Kapuzen, dreizehn an der Zahl, drängen sich um ihr Bett. Jede hält eine schwarze Kerze in der Hand. Sie schreit, aber nur ein ersticktes Seufzen dringt durch den Stoffknebel, der in ihrem Mund steckt. Sie versucht sich zu bewegen, aber ihre Hände sind auf dem Rücken zusammengebunden, und sie ist ans Bett gefesselt.
Panik explodiert geradezu in ihr, als sie erkennt, dass ihre Ringe verschwunden sind, und auch das Kruzifix an der Halskette hat man ihr abgenommen.
»Hast du gedacht, du könntest gerettet werden, Olive?«, fragt eine Stimme.
Sie kommt von einer der Gestalten, aber sie kann nicht entscheiden, von welcher, denn ihre Gesichter sind in den tintenschwarzen Schatten ihrer Kapuzen für sie unsichtbar. Es klingt wie die Stimme ihres Vaters, aber das kann nicht sein… er ist tot – vor zehn Jahren gestorben.
Sie fängt an zu beten.
Vater unser, der du bist im Himmel…
»Ja«, sagt die Stimme, »ich glaube wirklich, sie meint, dass sie gerettet wird. Traurig, nicht wahr?«
Gelächter von den anderen Gestalten, männliche und weibliche Stimmen. Sie verspotten sie.
»Wir wollen dich daran erinnern, weshalb du nicht gerettet werden kannst«, sagt die Stimme. »Wir gehen mit dir zurück und zeigen dir, weshalb das Antlitz Gottes sich für immer von dir abwendet.«
Olive schreit durch ihren Knebel.
Nicht das! O bitte, nicht das schon wieder!
Sie spürt, wie sie schrumpft, wie der Knebel aus ihrem Mund rutscht, wie die Stricke an ihren Händen und Füßen sich lockern und abfallen. Sie werden durch Klebeband ersetzt, das sich um ihren Körper wickelt, die Arme an ihren Seiten fixiert und ihre Beine zusammenhält. Sie versucht erneut zu schreien, aber sie hat keine Stimme. Das Hotelzimmer löst sich auf und entlässt sie in einen modrigen Keller, der von qualmenden Fackeln erleuchtet wird.
Und sie kennt diesen Ort, o gütiger Gott, sie erinnert sich an jede Einzelheit der Schrecken, die hier vollzogen wurden. Jahre, Jahrzehntelang hatte sie keine Erinnerung an diese Ereignisse, aber nach und nach, nach vielen Sitzungen bei ihrer Therapeutin, hat sie die Türen aufgeschlossen, die von ihrem beschützenden Gehirn versiegelt worden waren. Eine nach der anderen öffnete sich, und sie erfuhr, was mit ihr geschehen war.
Und ihr Vater war der Böse. Nach der Scheidung hatte ihre Mutter, die für jede Situation einen Spruch aus der Bibel auf den Lippen hatte, ihr die Ohren mit Verwünschungen über seine Trinkerei und seine Zügellosigkeit gefüllt, aber Olive hatte trotzdem jedes zweite Wochenende bei ihm verbringen müssen. Und an einem dieser Wochenenden hatten er und einige seiner Freunde sie zu einer ihrer »Messen« mitgeschleppt…
Und jetzt erkennt sie den Keller noch deutlicher als je zuvor … fast so, als wäre sie dort…
Und plötzlich begreift sie, dass sie wirklich dort ist. Sie wecken nicht ihre Erinnerung… sie ist wieder fünf Jahre alt und im Begriff, das Grauen noch einmal zu durchleben.
Nein-nein-nein-nein-nein! BITTE NEIN!
Aber sie kann sich nicht abwenden, kann noch nicht einmal die Augen schließen. Es ist alles da – die Pentagramme und umgedrehten
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