Handyman Jack 04 - Tollwütig
dass falls – eher schon sobald – ihre Identitäten bekannt würden, man sie sofort zu Ausgestoßenen erklären könnte, vertrieben von ihresgleichen.
Zumindest für diesen Abend war das Haus sicher. Aber wer wusste, was danach geschehen würde?
Deshalb war es von entscheidender Bedeutung, dass er diese Schweine entlarvte – vor allem den, der ihn noch am Freitagabend angerufen hatte. Mit ihm würde Milos sich ganz persönlich befassen.
Er kehrte mit Slobojan in den Wohnraum zurück, wo er eine Flasche 1947er Petrus zum Atmen in eine Kristallkaraffe hatte dekantieren lassen. Die leere Flasche stand daneben. Als Slobojan sich bückte, um das Etikett zu betrachten, drehte Milos die Flasche um.
»Zuerst müssen Sie kosten. Und nachdem Sie mir verraten haben, was Sie davon halten, zeige ich Ihnen das Etikett.«
»Ein Blindtest, hm?«, fragte Slobojan. Sein Lächeln fiel ein wenig unsicher aus. »Aber okay, ich mache mit.«
Milos füllte eines der zur Karaffe passenden Kristallgläser und reichte es Slobojan. Er verfolgte aufmerksam, wie der Regisseur das Ritual des Schwenkern und Riechens absolvierte, und war gespannt, wie er reagieren würde, wenn er den Wein schließlich kostete. Er war ein Mann, der sich bestimmt mit Wein auskannte, aber keine Ahnung hatte, ob er etwas aus Frankreich, Kalifornien oder von einem der ungefähr ein Dutzend Weingüter hier auf Long Island im Glas hatte.
Endlich nahm er einen Schluck. Er erzeugte seltsame Schmatzgeräusche, dann schluckte er. Justin Karl Slobojan schloss die Augen, als ein Ausdruck seliger Ekstase sich auf seinem Gesicht ausbreitete.
»O gütiger Gott«, murmelte er. Er öffnete die Augen und sah Milos mit einem dankbaren Blick an. »Ich dachte, Sie würden mir erzählen, Sie hätten eines der so genannten hiesigen Weingüter gekauft, und dies wäre Ihre erste Flaschenabfüllung.« Er hob das Glas gegen das Licht und betrachtete prüfend die rubinrote Flüssigkeit. »Aber das ist eindeutig ein Franzose. Ein absolut hochklassiger Bordeaux. Ich bin nicht gut genug, um die Lage zu identifizieren, aber ich kann Ihnen sagen, dass dies wirklich und wahrhaftig der beste Wein ist, den ich je getrunken habe.«
Milos war begeistert. Er konnte zwar noch immer nicht verstehen, wie Leute es offensichtlich genießen konnten, dieses saure Zeug zu trinken, aber wenigstens hatte er keinen schlechten Wein gekauft. Er drehte die Flasche um und zeigte Slobojan das Etikett.
Die Augen des Regisseurs weiteten sich. »Petrus! Ich hätte es wissen müssen. Das ist der – « Seine Augen quollen ihm fast aus dem Kopf, als er die Jahreszahl las. »Neunzehnhundert – siebenundvierzig! Ich war gerade zwei Jahre alt, als die Trauben für diesen Wein geerntet wurden!«
Milos reichte Slobojan die Karaffe. »Nehmen Sie. Mit meinen besten Empfehlungen.«
»O nein. Das kann ich nicht. Er muss doch Tausende wert sein.«
Milos zuckte geringschätzig die Achseln. »Wenn man das Beste will, dann muss man auch bereit sein zu zahlen, was gezahlt werden muss.« Er drückte Slobojan die Karaffe in die Hand. »Bitte. Ich bestehe darauf.«
»Dann müssen Sie mir dabei Gesellschaft leisten!«
Milos spürte, wie seine Wangen sich bei dem Gedanken zusammenzogen. »Ich habe noch eine ganze Menge Flaschen davon. Diese hier ist für Sie. Teilen Sie sie mit anderen, von denen Sie wissen, dass sie es zu schätzen wissen.«
Und später darüber sprechen werden, fügte er in Gedanken hinzu.
»Ich danke Ihnen«, sagte Slobojan. »Das ist außerordentlich großzügig von Ihnen.«
»Es ist nichts«, sagte Milos, während der Regisseur sich mit seinem flüssigen Schatz entfernte.
Ja, dachte Milos, benommen vor Freude, und spazierte wieder nach draußen. Der Abend entwickelte sich ausgezeichnet. Das würde sicherlich eine Party werden, an die man sich noch lange erinnerte.
Auf der mittleren Terrasse blieb er stehen und sah sich um. Dabei fiel ihm eine attraktive junge Blondine auf, in der er Kirin Adams erkannte, die Schauspielerin, die soeben in Brad Pitts jüngstem Film neben ihm vor der Kamera gestanden hatte. Sie stand alleine am Rand der äußeren Terrasse und blickte hinaus aufs Meer. Cino war gerade nirgendwo zu sehen, daher schlenderte Milos zu ihr hinüber. Er hatte sie fast erreicht, als er abermals den unverkennbaren Klang eines Hubschraubers hörte.
Er blieb stehen. Schon wieder die Küstenwache, oder…
Er schaute ebenfalls hinaus aufs Meer, entdeckte jedoch nichts. Dann wurde ihm bewusst,
Weitere Kostenlose Bücher