Handyman Jack 04 - Tollwütig
vollkommener Machtlosigkeit, wodurch er völlig gelähmt wurde. Anstelle eines Wutschreis war der Laut, der aus seiner Kehle drang, eher ein verzweifeltes Schluchzen.
7
Sal grinste wie ein Schwachsinniger, als er taumelnd und stolpernd den Strand verließ. Es war kaum zu glauben, aber dies hier übertraf den Freitagabend bei weitem. Und miterleben zu dürfen, wie Dragovic sich wie eine alte Frau unter einem Tisch verkroch und dann plattgewalzt wurde – Madrone! Das alleine war das Honorar wert, das er hatte zahlen müssen. Dieses wandelnde Stück Scheiße müsste jetzt eigentlich so weit sein, dass er vor Scham lieber sterben wollte.
Aber das war noch gar nichts verglichen mit dem, was er empfinden würde, wenn die örtlichen Nachrichtensender dieses Videoband sendeten. Dragovics größte Hits!
Das musste er Jack lassen. In dem Augenblick, da er diese Fässer alten Getriebeöls gesehen hatte, wusste er genau, was er damit tun konnte, zumal Sal einen großen Vorrat von der Brühe hatte. Er musste bei jedem Autowrack, das ihm geliefert wurde, das Getriebe- und das Motoröl ablassen und dann irgendeine Entsorgungsfirma teuer bezahlen, damit sie den Abfall abholte und fachgerecht vernichtete. Dies war natürlich eine viel bessere Methode, um es loszuwerden.
Und was die Gäste der Party betraf – es geschah ihnen nur recht. Diese Heinis hatten es wirklich verdient. Und nicht nur das. Eigentlich hätten sie jetzt mit eingeschlagenen Köpfen und gebrochenen Knochen dort herumliegen sollen, anstatt aus eigener Kraft das Weite zu suchen und nicht mehr beklagen zu müssen als ein paar ruinierte Kleider und ein paar Kratzer und Blutergüsse.
Sal drehte sich um und sah zurück zu dem Lichtschein, der wie ein Glocke über Dragovics Anwesen lag und über die Dünen zu ihm herüberdrang.
Hey, ihr Arschlöcher, findet ihr es immer noch schick, euch von einem Mörder bewirten zu lassen?
Und dich, Dragovic, dachte Sal und tätschelte die Videokamera. Dich habe ich hier auf dem Band, du verdammter Hurensohn. Jeder kann sehen, was für eine feige Memme du bist. Du wirst dir wünschen, du wärst tot.
Und dennoch… irgendwie war das immer noch nicht genug.
8
Der Anruf erfolgte eine Stunde später. Milos hatte mittlerweile halbwegs aufgeräumt und saß in der Sicherheitszentrale im Keller und wartete schon darauf. Bei ihm war Mihailo und hielt sich am Computer bereit, mit dem er den Anruf zu seinem Ursprung zurückverfolgen würde.
»Mr. Dragovic?«, fragte die ausgesprochen kultivierte Stimme am anderen Ende. »Hier ist das East Hampton Environmental Protection Committee. Donnerwetter, ich muss schon sagen, Sie wissen, wie Sie Ihre Gäste unterhalten.«
Milos hatte mit Spott und Ironie gerechnet und war dagegen gewappnet. Er hatte auch einen Plan, wie er diesen Leuten begegnen würde.
»Sie überraschen mich«, sagte Milos mit betont gleichmütiger Stimme. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie Ihresgleichen in Mitleidenschaft ziehen würden.«
»Meinesgleichen? Ha! Sie wollen mich wohl beleidigen, Mr. Dragovic. Diese Parvenüs stehen Ihnen weitaus näher als mir.«
Was ist ein ›Parvenü‹, fragte Milos sich.
»Ein Parvenü«, sagte die Stimme, »ist übrigens ein Emporkömmling mit einem Haufen Geld, schlechtem Benehmen und ohne Herkunft. Aber die stehen noch einige Stufen über Ihnen, Mr. Dragovic. Und heute haben sie eine wichtige Lektion gelernt: Wenn man in den Sumpf hinabsteigt, dann kann es passieren, dass man sich schmutzig macht.«
Milos verkniff sich eine rüde Entgegnung und begann lieber, seinen Plan einzufädeln.
»Sie werden mich nicht vertreiben«, sagte er. »Ich werde Sie suchen. Ich werde jeden Stein auf Long Island umdrehen, unter dem Sie sich verstecken könnten. Und wenn Sie gefunden werden, glauben Sie ja nicht, dass Sie der Polizei übergeben werden. Nein, Sie werden zu mir gebracht, und dann werden wir sehen, wer von uns beiden ein Parvenü ist. Bis dahin werde ich so viele Partys veranstalten, wie und wann es mir gefällt.«
Der Anrufer lachte. »Hervorragend! Ich freue mich aufrichtig, dass Sie das sagen. Das Ganze hat viel zu viel Spaß gemacht, um es nach zwei kleinen Geplänkeln schon zu beenden. Wann findet denn Ihre nächste Grillparty für Parvenüs statt?«
»Morgen Abend«, presste Milos zwischen den Zähnen hervor.
»Wunderbar!« Eine kurze Pause trat ein, dann meinte der Anrufer: »Sie denken doch hoffentlich nicht daran, die Behörden einzuschalten,
Weitere Kostenlose Bücher