Handyman Jack 04 - Tollwütig
auf gleicher Höhe waren, und rief: »Hallo, Seemann!«
Die jungen Männer fielen vor Lachen fast vom Bürgersteig, und Jack biss sich auf die Lippen, um es ihnen nicht nachzumachen. Gia lief rot an und interessierte sich plötzlich brennend für die oberen Stockwerke des Saks Building.
»Was ist los?«, fragte Vicky und schaute irritiert ihre Mutter an, während die immer noch kichernden Matrosen weitergingen.
»Wo um alles in der Welt hast du das denn her?«
»Ich hab’s bei MTV gesehen.«
»Da haben wir es«, sagte Jack, der seine Sprache endlich wiedergefunden hatte. »Der Niedergang der westlichen abendländischen Zivilisation ist nicht mehr aufzuhalten.«
»Nun, junge Dame«, sagte Gia, ergriff ihre Hand und führte sie über die Straße. »Ich denke, wir sollten deinen Fernsehgewohnheiten von heute an ein wenig mehr Beachtung schenken.« Sie drehte sich halb zu Jack um. »Übrigens, wo gehen wir eigentlich hin?«
»Versuchen wir unser Glück auf dem Broadway. Vielleicht findet dort eine Parade statt.«
»Weißt du«, sagte Gia und ergriff seinen Arm, während sie ihren Weg fortsetzten. »Ich liebe die Stadt an langen Wochenenden.«
»Du meinst, wenn sie halb leer ist.«
Sie nickte. »Dann ist es so, als hätten wir sie ganz alleine für uns.« Sie streckte die Arme aus und drehte eine kleine Pirouette. »Sieh doch mal. Ich habe niemanden angestoßen.« Sie nahm wieder seinen Arm. »Mir tun diese Matrosen richtig Leid. Ausgerechnet jetzt sind sie in New York und haben Landurlaub – an einem der beiden langen Wochenenden im Jahr, an dem fast alle Mädchen die Stadt verlassen, um sich an irgendeinen Strand zu legen und in der Sonne zu braten.«
»Ich habe wohl bemerkt, dass sie dich ziemlich genau gemustert haben, als sie vorbeigingen.«
»Mach dich nicht lächerlich. Ich könnte ihre Mutter sein.«
»Sie haben dich nicht nur angeschaut – angeglotzt ist viel eher zutreffend. Und ich kann nicht behaupten, dass ich kein Verständnis für sie hätte – angesichts dieser endlos langen Gehwerkzeuge, die aus deiner Shorts herausragen.«
»Oh, ppfffhhhhttt.«
»Ppfffhhhttt? Hast du das wirklich gesagt? ›Pppfffhhhttt‹?«
»Rede nicht solches Blech!«, sagte Gia ungehalten.
Aber Jack konnte sehen, dass es ihr durchaus gefiel, angeglotzt zu werden. Und erst recht gefiel ihr, dass er es bemerkt hatte. Aber das war nicht verwunderlich, denn er wachte geradezu eifersüchtig über die beiden einzigen wichtigen Frauen in seinem Leben.
Sie kamen zum Broadway. Die Art-deco-Fassade des Brill Building funkelte auf der anderen Straßenseite in der Sonne, doch auf der Straße selbst war von einem Umzug nichts zu bemerken.
Nachdem sie sich an einem fahrbaren Verkaufsstand zwei Riesenbrezeln ausgesucht hatten, wanderten die drei in westlicher Richtung weiter. Jack ging langsamer, als sie an einem ehemaligen Discoclub vorbeikamen, der gerade aufwendig renoviert wurde. Ein großes Schild über der zweiflügeligen Eingangstür verkündete: HIER DEMNÄCHST NEW YORKS EXKLUSIVSTER NACHTCLUB – BELGRAVY.
Dragovics Laden. Jack ging davon aus, dass Dragovic begonnen hatte, seine Organisation von einem Hinterzimmer des Clubs aus zu leiten – wenn er sich nicht gerade in den Hamptons aufhielt.
Noch eine weitere Aktion gegen Dragovic am Abend, und dieses Kapitel könnte geschlossen werden – hoffte er. Und wenn er schon mal draußen auf Long Island war, würde er auch nach dem Rakosh sehen, um sich zu vergewissern, dass die Bestie tatsächlich im Sterben lag.
Jack war gerade im Begriff vorzuschlagen, sie sollten alle nach Hause zurückkehren, als er einen älteren Mann entdeckte, der, bekleidet mit einer altmodischen Feldjacke, blauer Twillhose und einer Soldatenmütze aus dem Zweiten Weltkrieg, auf sie zuhumpelte. Jack nickte ihm freundlich zu, als der Mann sich mit ihnen auf gleicher Höhe befand.
»Hallo. Sagen Sie mal, sollte heute nicht eine Memorial-Day-Parade stattfinden?«
Der Mann runzelte die Stirn. »Das sollte sie auch, verdammt noch mal. Soweit ich weiß, soll es am Upper Broadway einen kleineren Umzug geben. Aber wahrscheinlich interessiert sich sowieso niemand dafür. Wir hatten gerade eine kleine Feier auf der Intrepid, und dort waren wir auch ziemlich alleine.«
Jack betrachtete die Medaillen auf der rechten Brust der Uniformjacke des alten Mannes. Er bemerkte einen bronzefarbenen Stern und ein Purple Heart.
»Sie waren im Großen Krieg dabei?«
»Jawoll.« Er sah Jack prüfend an. »Und
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