Handyman Jack 04 - Tollwütig
Mercedes in Höhe der vorderen Beifahrertür. Der Mercedes schwankt und schaukelt. Und während der Fahrer, durch das getönte Glas nur undeutlich sichtbar, geschockt zu ihm herüberschaut, lässt Jack sich ein kleines Stück zurückfallen, reißt das Lenkrad dann nach links und drückt auch die hintere Beifahrertür ein, diesmal aber mit erheblich mehr Wucht. Dann stößt er die Tür auf seiner Seite auf und springt aus dem Taxi.
Hinter sich hört er Anfeuerungsrufe und Applaus von den anderen Verkehrsteilnehmern, doch er achtet nicht darauf. Er konzentriert sich auf diesen Hurensohn mit seiner grau melierten Föhnfrisur und seinem mehrere tausend Dollar teuren Maßanzug, der ebenfalls aus dem Mercedes steigt. Der Kerl will dem König offenbar die Meinung sagen. Dann pass mal auf, Freundchen, du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast, und wenn einer dem anderen die Meinung sagt, dann ist das der König, der dir gleich zeigt, wo die Glocken hängen.
Der Typ bekommt ganz große Augen, als er Jack genauer erkennen kann. Mit seinem versengten Haar, dem rußverschmierten Gesicht und den zerfetzten, blutigen Kleidern muss er aussehen wie jemand, der aus Jux und Dollerei auf einer Großbrandstelle spazieren gegangen ist. Und dass Jack wütend herumbrüllt und seine Hände gekrümmt sind wie Klauen, lässt ihn auch nicht freundlicher erscheinen.
»Du glaubst wohl, nur weil du einen Mercedes fährst, könntest du einem den Weg abschneiden, wie es dir gerade einfällt, oder? ›Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‹ – das ist wohl dein Motto, wie? Diesmal hast du den König der Straße behindert, und das ist etwas, was man sich einfach nicht erlauben darf. Das tut man nicht!«
Jack springt auf die Kofferraumhaube des Mercedes und will sich auf den Fahrer stürzen. Er möchte den Kerl am liebsten mit bloßen Händen zerreißen und erkennt am Ausdruck in den Augen des armseligen Würstchens, dass er genau weiß, was ihn erwartet. Er springt auf das Wagendach und rutscht mit den Füßen voran nach vorne, während der Kerl sich hinter seinem Lenkrad ganz klein macht. Die Fahrertür schließt sich, aber Jack erwischt die obere Kante mit seinen Turnschuhen und tritt sie wieder auf.
Jetzt steht er auf der Straße und zerrte den Fahrer aus dem Wagen, und der arme Kerl wehrt sich verzweifelt, tritt und schlägt nach Jack, wimmert, er soll ihm nichts tun, es wäre ein Fehler gewesen, ein dummer, gedankenloser Fehler, und es täte ihm furchtbar Leid.
Ja, jetzt bedauerst du es, Mr. Mercedes, aber vor einer Minute hat es dir noch nicht Leid getan, da hat dir überhaupt nichts Leid getan, und Jack möchte ihm am liebsten mitten ins Gesicht schlagen, aber der Mann macht sich tatsächlich in die Hose, und das ist so lächerlich, so völlig übertrieben, und jetzt fängt er auch noch an zu würgen und zu husten, als müsste er gleich kotzen.
Jack dreht den Typ schnell um, sodass er sein Frühstück auf den Mittelstreifen aus Beton spuckt. Jetzt wird er ihn sicher nicht mehr verprügeln, nicht so voll gekotzt, wie er ist.
Okay, ich sag dir, was wir tun, Mr. Mercedes, wir machen ein kleines Geschäft. Ich bin gleich Mr. Mercedes, und du bist Mr. Taxi. Entweder bist du damit einverstanden, oder du bist von hier ab Fußgänger.
Jack stößt ihn zur Seite, sodass er sich stolpernd ein paar Schritte entfernt, dann steigt er ein. Einen schönen Tag noch. Er legt den Gang ein und überwindet die Lücke, die in dem Verkehrsstau entstanden ist, mit durchdrehenden Reifen, von denen dicke Qualmwolken aufsteigen. Im Wagen riecht es gut, richtig gediegen. Einen solchen Wagen sollte man immer fahren, luxuriös und bequem – ausgenommen das störende Blinken, das einem mitteilt, man solle sich anschnallen. Wenn er jetzt eine seiner Pistolen bei sich hätte, würde er das Licht damit auspusten.
Sicherheitsgurt? Der König der Straße benutzt keinen Sicherheitsgurt.
Ach nein, sieh mal da. Süße schwarze Autohandschuhe.
Er streift sie über, und sie schmiegen sich an wie eine zweite Haut, und nur eine halbe Minute später liegt der Stau hinter ihm, und er nähert sich in schneller Fahrt der Auffahrt zum BQE. Und es dauert nicht lange, da fährt er schon auf den Long Island Expressway auf. Und von da ab hat er freie Strecke vor sich.
Er beschleunigt den Mercedes auf hundertzwanzig und ist gerade eine Viertelstunde unterwegs, als das Hinweisschild für die Ausfahrt zur Glen Cove Road auftaucht – bis dorthin sind es noch zwei
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