Handyman Jack 04 - Tollwütig
seiner Voice-Mail hinterlassen. Sein Herz setzte für einen Schlag aus, als er den Namen »N. Radzminsky« auf dem Display las. Er nahm den Hörer ab.
»Hallo?« Sein Mund war schlagartig ausgetrocknet, sodass seine Stimme einen seltsamen Klang hatte.
»Dr. Monnet, hier ist Nadia. Ich habe es in Ihrem Büro versucht, aber – «
»Ja, Nadia. Wie geht es Ihnen?«
Diese Frage war keine leere Floskel – er wollte es wirklich wissen.
»Ganz schrecklich«, antwortete sie, und sie hatte offensichtlich Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken. »Ich bin gerade aus Brooklyn zurückgekommen, wo ich eine Stunde im 84. Polizeirevier gesessen und unzählige Fragen beantwortet habe. Sie haben von Doug keine Spur.«
Sie klang aufgeregt, ihre Stimme zitterte, aber sie war offensichtlich bei vollem Verstand. Wie war das möglich? Das Loki…
»Es tut mir aufrichtig Leid, Nadia. Kann ich irgendetwas tun?«
»Ja«, sagte sie, und ihre Stimme bekam plötzlich einen stählernen Klang. »Ich bin gerade aus der U-Bahn gestiegen und keine zwei Blocks von Ihnen entfernt. Es gibt da ein paar Dinge, über die ich mit Ihnen reden will.«
Lieber Himmel! Sie will herkommen? Nein, das geht nicht. Sie sieht die Weinkisten und wird die richtigen Schlüsse ziehen –
»Ich wollte gerade aufbrechen. Können wir uns nicht –?«
»Das kann nicht warten.« Ihre Stimme klang einen Deut schärfer. »Entweder bekomme ich von Ihnen jetzt ein paar Antworten, oder ich überlasse das Fragenstellen meinen neuen Freunden aus dem 84.«
Luc ließ sich in den Sessel sinken. Sein Herz raste, und das Zimmer schien sich um ihn zu drehen. Machte sich bei ihr die Wirkung Lokis etwa auf diese Art und Weise bemerkbar? Gleichgültig, was mit ihr war, er konnte nicht zulassen, dass sie heraufkam.
»Ich verstehe das alles nicht. Sie klingen so aufgeregt. Ich treffe Sie unten. Wir können uns unterhalten, während ich auf das Taxi warte.«
»In Ordnung«, sagte sie und unterbrach die Verbindung.
Luc trug einen leichten Pullover und eine sportliche Hose. Er schlüpfte in einen blauen Blazer und beeilte sich, die Wohnung zu verlassen und ins Foyer hinunterzufahren. Er trat im gleichen Augenblick auf den Bürgersteig hinaus, als Nadia vor dem Haus eintraf. Sie trug einen weiten Regenmantel und sah Mitleid erregend aus – aufgequollenes Gesicht, rot umränderte Augen –, aber nicht verwirrt oder orientierungslos.
Trotzdem, Vorsicht war geboten…
»Kommen Sie«, sagte er, ergriff ihren Arm und entfernte sich mit ihr vom Gebäude. »Was glauben Sie denn, kann ich Ihnen erzählen?«
»Sie können mir zum Beispiel erzählen, ob Sie irgendetwas mit Dougs Verschwinden zu tun haben.«
Luc stolperte beinahe. Sein erster Versuch, die Frage zu beantworten, schlug fehl. Beim zweiten Versuch fand er endlich seine Stimme wieder. »Was? Wie… wie können Sie mir eine solche Frage stellen?«
»Weil Doug gewisse Dinge wusste. Er hat sich in Ihre Computer gehackt. Und dabei hat er herausgefunden, wohin Ihre Gelder für die Forschungsabteilung in Wahrheit fließen.«
»Davon hatte ich keine Ahnung!« Wirkte seine Überraschung überzeugend? »Warum um alles in der Welt –?«
»Und ich weiß auch so einiges. Zum Beispiel, dass Loki auf der Straße angeboten und verkauft wird. Und ich weiß, dass Sie mit Milos Dragovic zusammenarbeiten.«
Er schaute sich um und ließ den Blick über die Schar der Angestellten schweifen, die Mittagspause hatten und immer zahlreicher wurden. »Bitte, Nadia. Nicht so laut!«
»Na schön«, sagte sie und senkte ihre Stimme ein wenig. »Aber verraten Sie mir… ich will es direkt aus Ihrem Mund hören: Haben Sie etwas mit Dougs Verschwinden zu tun?«
»Nein! Absolut nichts!«
Panik ließ seine Gedanken unkontrolliert herumwirbeln. O mein Gott, sie weiß über Dragovic Bescheid, über Berzerk und alles andere! Wie ist so etwas möglich? Nicht jetzt!
Nicht wenn ich beinahe so weit war, alles hinter mir zu lassen und frei zu sein.
»Was ist mit Dragovic?«, fragte sie.
Denk nach! Denk nach!
»Nadia, einer der Nachteile des Börsengangs ist, dass jeder Firmenaktien kaufen kann. Unglücklicherweise besitzt Mr. Dragovic ein umfangreiches Paket von unseren Aktien – «
»In welcher Beziehung steht er zu Ihnen?«
Luc kam sich vor, als stünde er im Zeugenstand, wo er von einem Staatsanwalt einem Kreuzverhör unterzogen wurde.
»Es ist sehr kompliziert, und wenn Sie wollen, werde ich es Ihnen irgendwann einmal in allen Einzelheiten
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