Handyman Jack 04 - Tollwütig
Monroe gefahren. Aber jetzt rollte sie durch die Innenstadt von Monroe – ganze fünf Blocks, soweit sie es beurteilen konnte – und es war fast zwei Uhr und sie konnte das Fischrestaurant nirgendwo entdecken.
Augenblick… dort… über dem Bürgersteig hing ein Holzschild mit einem Fisch auf einem Teller… und mit dem Namen: Memison’s. Und dort stand auch der Münzfernsprecher davor, so wie Doug es beschrieben hatte. Aber von einem Parkplatz war nichts zu sehen.
Dann sah sie einen Mann in zu weiten Kleidern und mit einer triefnassen Mütze auf dem Kopf aus dem Restaurant herauskommen und in einen alten Lieferwagen steigen. Der Lieferwagen entfernte sich und gab für sie eine Parklücke gleich vor dem Telefon frei. Das war perfektes Timing.
Nadia lenkte den gemieteten Taurus in die Parklücke und stieg aus. Sie hatte kaum den Münzfernsprecher erreicht, als er auch schon zu klingeln begann. Sie fischte den Hörer von der Gabel.
»Doug?«
»Nadia! Du hast es geschafft! Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
Gott sei Dank, er war es. Sie schaute sich um. Hielt er sich in der Nähe auf? Sie fühlte sich beobachtet. »Wo bist du?«
»Etwa anderthalb Meilen von dir entfernt. Ich verstecke mich in einem Wanderzirkus, der seine Zelte vor der Stadt aufgeschlagen hat.«
»Wo?«
»Keine Angst. Ich fahre nicht mit dem Zirkus mit. Du kannst in wenigen Minuten hier sein.«
Sie prägte sich seine Wegbeschreibung ein, dann eilte sie zurück zu ihrem Wagen und wendete. Sie folgte dem Küstenverlauf – Segelboote und Sportangler im Wasser, Motorboote, die noch im Trockendock lagen und darauf warteten, zu Beginn der Urlaubssaison zu Wasser gelassen zu werden. Nach einer Viertelmeile wandte sie sich nach links. Zuerst blieben die Häuser und Läden zurück, dann hörte der Asphalt auf. Schließlich befand sie sich auf einer Schotterstraße, die durch die küstennahe Landschaft führte. Links von ihr lag ein kleiner Hafen, der verlassen und grau unter dem bedeckten Himmel vor sich hin zu dösen schien. Eine windschiefe Hütte markierte das Ende einer langen Reihe von Straßenbegrenzungspfählen. Und zu ihrer Rechten gewahrte sie eine kleine Gruppe von Zelten, so wie Doug es ihr beschrieben hatte.
Er hatte sie angewiesen, nach einem roten Wohnwagen Ausschau zu halten, der am Rand einer kleinen Fläche stehen sollte, die er als Hof bezeichnet hatte. Sie sah ein paar Fahrzeuge, die auf einem Behelfsparkplatz standen, den man, wie sie vermutete, als Vorgarten betrachten konnte, aber es waren keine Menschen zu sehen.
Wo waren die Leute? Das gesamte Gelände erschien wie tot und völlig verlassen, als hielte es die Luft an. Gespenstisch. Die Vorstellung, dort zu Fuß herumzulaufen, gefiel ihr gar nicht, daher lenkte sie den Wagen in den hinteren Bereich des Zeltkomplexes. Dort fand sie einen ramponierten alten Wohnwagen, dessen einstmals funkelnde Chromkarosserie nun schadhaft, zerbeult und in einem langweiligen Rot gestrichen war. Er stand ziemlich weit von den letzten Zelten und den anderen Fahrzeugen des Wanderzirkus entfernt.
War dies Dougs Versteck? Sie konnte kein anderes Vehikel entdecken, das der Beschreibung entsprach. Ihr blutete das Herz, wenn sie an ihn dachte. Was hatte ihn zu einem derartig extremen Schritt getrieben?
Sie parkte ihren Wagen neben dem Trailer und bemerkte dabei, dass sämtliche Fenster mit Brettern zugenagelt waren. Die Tür stand offen. Sie machte sich durch einen lauten Ruf bemerkbar, während sie ausstieg und sich der dunklen Türöffnung näherte.
»Doug?«
»Nadia!« Seine Stimme drang schwach aus dem dunklen Wohnwagen nach draußen. »Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast.«
»Doug, wo bist du?«
»Hier drin. Komm rein.«
Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Am Telefon hatte seine Stimme absolut überzeugend und fest geklungen. Aber hier, ohne die filternde Wirkung von Kabeln und Strahlungen im Mikrowellenbereich klang sie anders. Irgendwie falsch. Und dann wurde ihr bewusst, dass er sie Nadia statt Nadj genannt hatte, wie er es immer zu tun pflegte.
»Warum kann ich dich nicht sehen, Doug?«
Eine kurze Pause, dann: »Ich liege auf der Couch. Ich würde dir gerne zur Tür entgegenkommen, aber ich… ich bin verletzt.«
Doug… verletzt…
Ohne nachzudenken eilte Nadia die beiden wackligen Treppenstufen hinauf und sprang beinahe durch die Tür. Drinnen blieb sie stehen, sah sich um und wartete darauf, dass ihre
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